Bachelor/Master

Pharmaziestudium: Österreich stellt um Maria Hendrischke, 02.06.2015 09:52 Uhr

Berlin - 

Die österreichischen Universitäten werden ab kommendem Wintersemester das Pharmaziestudium an das Bologna-System anpassen. Die Erstsemester erwartet dann statt eines 9-semestrigen Diplomstudiengangs ein insgesamt fünfjähriges Bachelor- und Masterstudium. Erst der Masterabschluss berechtigt dabei zur Arbeit in einer Apotheke.

In Österreich kann an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck Pharmazie studiert werden. Alle drei Universitäten stellen ihren Pharmazie-Diplomstudiengang zum Wintersemester 2015/16 auf das Bologna-System um. Laut Studienordnung befähigt der mit drei Jahren veranschlagte „Bachelor of Science“ zur Arbeit in Forschungseinrichtungen an Universitäten und in der pharmazeutischen Industrie.

Um die Approbation zu erreichen, die zur Arbeit in Apotheken befähigt, reicht dieser erste Studienabschluss nicht aus; der 4-semestrige Master in Pharmazie muss angehängt werden. Wer nicht in einer Apotheke arbeiten möchte, kann mit dem Bachelor auch andere Wege einschlagen: Es könnte danach auch ein Master in einem verwandten naturwissenschaftlichen Fach wie Biologie oder Chemie angeschlossen werden, sehen die Studienordnungen vor.

Das Diplomstudium Pharmazie an den Universitäten Österreichs sei autonomer als das Pharmaziestudium in Deutschland, so Professor Dr. Rudolf Bauer von der Universität Graz. Da das österreichische Pharmaziestudium nicht mit dem Staatsexamen abgeschlossen werde, hätten die Universitäten mehr Freiheiten in der Gestaltung ihrer Curricula. „Die Umstellung eines Diplomstudiengangs auf das Bolognasystem ist kein so großer Schritt, wie es die Umstellung vom Staatsexamen wäre“, sagt Bauer.

Ganze 15 Leistungspunkte des Bachelors können an der Universität Graz in Wahlfächern absolviert werden. Sechs Wochen Praktikum werden empfohlen, dafür werden neun Leistungspunkte im Wahlfachbereich angerechnet. An den anderen Universitäten gibt es nicht ganz so viele Freiräume: Die Universität Wien sieht im Bachelor gar keine Wahlfächer vor, an der Universität Innsbruck können immerhin 7,5 Leistungspunkte in Wahlfächern gesammelt werden.

Ein Auslandssemester wird in der Studienordnung der Uni Graz ab dem dritten Fachsemester empfohlen. Ob die Umstellung die Mobilität der Studierenden innerhalb des Studiums erhöht, kann Bauer nicht beurteilen. Aber er könne sich vorstellen, dass zwischen Bachelor und Master durchaus häufig die Universität gewechselt werde.

Anders als die Universität Wien haben Innsbruck und Graz noch keine Studienordnung für den Master veröffentlicht. Allerdings stehe das Gerüst des Studiengangs bereits, heißt es von beiden Universitäten. Wer sich derzeit noch im Diplomstudium Pharmazie befinde, müsse dies in Österreich bis spätestens Februar 2023 abschließen. Danach werden Diplomstudierende in das Bachelor- und Mastersystem eingegliedert.

Das Curriculum des Pharmaziestudiums habe durch die Umstellung einige Änderungen erfahren: „Das Diplomstudium ist nicht einfach in die zwei Rümpfe Bachelor und Master aufgeteilt worden“, so Studiendekan Professor Dr. Hermann Stuppner von der Universität Innsbruck. Stattdessen wurde das Studium neu konzipiert; dazu wurden die Inhalte gekürzt und neue Schwerpunkte gesetzt. So sei in Innsbruck beispielsweise die Pharmakologie und Biologie in den Vordergrund gerückt.

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Masterstudium folgt weiterhin das Aspirantenjahr als notwendige Station für die Approbation. Dies entspricht dem deutschen Praktischen Jahr, muss jedoch zwingend in einer öffentlichen Apotheke absolviert werden. Zudem ist es in Österreich nicht Teil des Studiengangs Pharmazie, sondern schließt sich erst nach dem Abschluss an.

Wie sinnvoll die Umstellung des Studiengangs war, wird von den Universitäten unterschiedlich gewertet. Professor Dr. Hermann Stuppner aus Innsbruck hält die Aufteilung in ein Bachelor- und Masterstudium für unnötig: „Die überwiegende Mehrheit der Studierenden wird nach dem Bachelor ohnehin einen Master machen, denn wie in Deutschland arbeiten etwa 90 Prozent der Pharmazieabsolventen in einer Apotheke.“

Bauer betrachtet die Umstellung positiver. „Wegen der Modernisierung der Curricula gehe ich davon aus, dass sich die Qualität des Pharmaziestudiums sogar verbessern wird.“ Außerdem könnten Studierende, die nicht bis zum Masterabschluss kommen und unter Diplombedingungen als Studienabbrecher enden würden, nun innerhalb von drei Jahren einen berufsqualifizierenden Abschluss erwerben.

In Österreich gab es zuletzt knapp 4500 Pharmaziestudierende, davon hatten sich 960 im Wintersemester neu eingeschrieben. Fast drei von vier Erstsemestern haben laut Kammer vorher bereits ein anderes Studium angefangen. Rein rechnerisch kommen auf eine Apotheke drei Studierende; in Deutschland sind es 0,7.

Die durchschnittliche Studiendauer beträgt in Wien 13,7 Semester, in Graz sind es elf Semester und in Innsbruck 12,4. 2013/14 schlossen insgesamt 278 Studierende ihr Studium ab: 136 in Wien, 83 in Graz und 59 in Innsbruck. 2014 gab es insgesamt 243 Aspiranten. Neben Apothekern arbeiten in den österreichischen Apotheken noch Kaufmännische Angestellte.

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