Ohio

Klage: Pharma schuld an Drogentoten APOTHEKE ADHOC, 02.06.2017 14:57 Uhr

Ohios Generalstaatsanwalt Mike DeWine wirft den fünf Pharmafirmen vor, bewusst das Suchtpotenzial ihrer rezeptpflichtigen Schmerzmittel verschwiegen zu haben. Foto: Larry Phillips Photography
Berlin - 

Der US-Bundesstaat Ohio hat Klage gegen fünf Pharmafirmen eingereicht. Generalstaatsanwalt Mike DeWine wirft ihnen vor, bewusst zu verharmlosen, dass ihre rezeptpflichtigen Schmerzmittel süchtig machen können. Viele der abhängig gewordenen Patienten seien auf härtere Drogen wie Heroin oder künstlich hergestellte Opiate umgestiegen. 3050 Einwohner des Staates waren 2015 an Drogenkonsum gestorben, so viele wie nie zuvor. Experten gehen von einem weiteren rapiden Anstieg für 2016 aus.

DeWine beschuldigte die Firmen, sie hätten seit den 1990er Jahren Millionen von Dollar in ihre Werbung gesteckt, aber bis heute „herzlich wenig“ getan, um der Öffentlichkeit „die Wahrheit“ über das Suchtpotenzial der von ihnen hergestellten Opiate zu sagen. Auch hätten sie es versäumt, Verantwortung für die Folgen des Konsums zu übernehmen. Angeklagt sind Allergan, Endo Health Solutions, Johnson & Johnson, Purdue und Teva. Sie sollen in ihrer Höhe nicht näher benannte Schadensersatzzahlungen an Behörden und Verbraucher leisten.

Ohio ist einer der am stärksten von Drogenabhängigkeit betroffenen US-Bundesstaaten. Nach Angaben der Behörden erhielten 2,3 Millionen Patienten Rezepte für Opiate. Das entspricht ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung des Mittelweststaates. Die Anklage wurde im Landkreis Ross County im Süden Ohios erhoben, hier sind besonders viele Einwohner von Opiaten abhängig. Sowohl die Anschuldigungen als auch die Klage seien rechtlich und sachlich unbegründet, schrieb Janssen in einem Statement an die Medien. Purdue ließ verlauten: „Wir teilen die Sorgen des Generalbundesanwalts über die Opioidkrise und wollen hilfreich daran mitarbeiten Lösungen zu finden.“

Auch eine Reihe weiterer Bundesstaaten und lokaler Behörden wollen die Pharmabranche zur Verantwortung ziehen. Im Bundesstaat Mississippi sitzen derzeit Purdue, Teva, Cephalon, Johnson & Johnson samt Tochterfirmen Janssen und Ortho-McNeil-Janssen sowie Endo und Allergan auf der Anklagebank. Weitere Klagen laufen in zwei Landkreisen in Kalifornien, der Stadt Chicago und vier Landkreisen in New York. In Kentucky zahlte Purdue 2015 in einem ähnlichen Verfahren außergerichtlich 24 Millionen US-Dollar.