Frankreich

Verkaufsstart für HIV-Selbsttests

, Uhr
Berlin -

In französischen Apotheken können Patienten ab Dienstag HIV-Schnelltests kaufen. Anwender sollen innerhalb von 30 Minuten ein Ergebnis bekommen, der Test ist rezeptfrei erhältlich. Das Echo ist geteilt. Auch in Großbritannien gibt es solche Produkte; in Deutschland ist die private Anwendung nach Medizinproduktegesetz verboten.

Frankreichs Gesundheitsministerin Marisol Touraine hatte die Einführung bereits am Welt-Aids-Tag im vergangenen Dezember angekündigt. Die Selbsttests sollen laut Touraine andere Methoden nicht ersetzen, sondern dazu beitragen, mehr Menschen zu erreichen – insbesondere diejenigen, die nicht den Arzt oder das Gesundheitsamt konsultieren möchten. Nach Schätzungen der Ministerin leben in Frankreich rund 30.000 Menschen, die nichts von ihrer HIV-Infektion wissen.

HIV-Selbsttests, bei denen ein Tropfen Blut oder ein Abstrich der Mundschleimhaut untersucht wird und die innerhalb einer halben Stunde ein Ergebnis liefern, sind umstritten. In Deutschland dürfen sie nicht an Privatleute verkauft werden, sondern müssen immer von Ärzten durchgeführt und erklärt werden.

Der Test, der nun in französischen Apotheken angeboten wird, liefert ein Ergebnis in 15 bis 30 Minuten und kostet zwischen 25 und 30 Euro. Ergibt der Test ein positives Ergebnis, muss dieses durch einen Labor-Test bestätigt werden.

Bereits im August 2012 – einen Monat nachdem der erste HIV-Selbsttest in den USA zugelassen worden war – hatte Touraine Stellungnahmen des Nationalen Aids-Rates und des Nationalen Ethik-Komitees angefordert. 2013 betonte Touraine, das Bewertungsverfahren für die Tests fortzusetzen – und bat die Arzneimittelbehörde ANSM und die Gesundheitsbehörde um Stellungnahme.

Außerdem nannte sie zwingende Voraussetzungen, die Hersteller für eine Zulassung erfüllen müssten: eine CE-Kennzeichnung und die Empfehlung an die Nutzer, das Ergebnis des Selbsttests durch einen herkömmlichen Bluttest überprüfen zu lassen.

Der erste HIV-Selbsttest wurde im Juli 2012 von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen. Mit OraQuick des Herstellers OraSure Technologies können sich Verbraucher für rund 60 Euro auf eine Infektion testen. Gemessen werden Antikörper gegen HIV-1 und HIV-2.

Die sogenannten HIV-Heimtests sind umstritten. Befürworter hoffen, dass die Tests sonst unentdeckte Infektionen erkennen können. Gegner warnen, schon kleinste Anwendungsfehler könnten falsche Testergebnisse liefern. Außerdem würden Betroffene mit einem positiven Ergebnis allein gelassen – es fehlten die ärztliche Beratung und die psychologische Betreuung.

Die Deutsche Aids-Hilfe hatte die Einführung des Selbsttests kritisch gesehen. Mit einer Anwendungssicherheit von nur 92 Prozent gegenüber 99 Prozent bei ärztlichen Tests sei die Entwicklung noch nicht weit genug fortgeschritten, so die Kritik.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Bauernprotest kein Positivbeispiel
Overwiening: Gebrüll bringt keine Erfolge
Mehr aus Ressort
Bürgermeisterin will regulierte Ausgabe
Amsterdam: Kokain und MDMA bald in Apotheken?
Flächendeckende Digitalisierung
E-Rezept: Österreich gewinnt Innovationspreis
Weitere Studie in der Schweiz
Legal kiffen: Cannabis aus der Apotheke

APOTHEKE ADHOC Debatte