Vorarlberg

E-Medikation: Apotheker sind dabei Eugenie Ankowitsch, 05.12.2017 14:10 Uhr

Berlin - 

Vorarlberg führt ab Januar 2018 als erstes österreichisches Bundesland die E-Medikation ein. Alle Medikamente, die ein Patient einnimmt, können mithilfe der E-Card von Arzt und Apotheker eingesehen werden. So sollen Doppelmedikationen und gefährliche Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten verhindert werden. Patienten, die das nicht wollen, können sich abmelden. Österreichweiter Rollout soll bis 2019 abgeschlossen sein.

Künftig sollen also Ärzte auf die E-Medikationsliste ihrer Patienten zugreifen und sehen können, was andere Ärzte verordnet haben und welche Medikamente in welcher Apotheke abgeholt worden sind. Das sei ein Vorteil für Ärzte und Patienten, sagte Vorarlbergs Ärztepräsident Michael Jonas. Oft könnten sich Patienten nicht an die genaue Dosierung oder den genauen Namen eines Medikaments erinnern, die ein anderer Arzt verschrieben habe.

Auch unerwünschte Wechselwirkungen sollen mit der E-Medikation vermieden werden, so Alexander Biach, Vorstandsvorsitzender im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Rein statistisch gesehen könnten drei gemeinsam eingenommene Arzneimittel bereits drei Wechselwirkungen auslösen. Fünf Arzneimittel könnten zehn Wechselwirkungen auslösen. Dazu würden auch beispielsweise Hustensäfte oder Kopfschmerztabletten zählen.

Und so funktioniert die E-Medikation: Niedergelassene Vertragsärzte sowie Apotheken in Vorarlberg sind ab Februar 2018 verpflichtet, verordnete Medikamente in der E-Medikation zu speichern. Hat der Patienten sich nicht aktiv von der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA), in deren Rahmen die E-Medikation angeboten wird, abgemeldet, kann der Arzt die Medikationsliste einsehen und neue Verordnungen auf unerwünschte Wechselwirkungen prüfen. Diese neuen Präparate werden in der Liste gespeichert und der Patienten erhält ein Rezept mit dem entsprechenden Code.

Dieser Code erlaubt es auch den Apothekern, am elektronischen Medikationsplan teilzunehmen. Durch Scannen des Codes auf dem Rezept kann die Apotheke die Abgabe der verordneten Medikamente auch ohne E-Card speichern. Damit können sie allerdings das Rezept lediglich einlesen und haben ausschließlich Zugriff auf die Arzneimittel, die darauf verzeichnet sind. Damit der Apotheker die gesamte E-Medikationsliste für eine Wechselwirkungsprüfung oder Beratung einsehen oder rezeptfreie Medikamente eintragen darf, muss die E-Card eingelesen werden.

Die Vorarlberger Apothekerkammer sei grundsätzlich von den Vorteilen der E-Medikation überzeugt, sagt Präsident Jürgen Rehak. Allerdings brauche es noch Verbesserungen. Während einer zweimonatigen Testphase im Bezirk Dornbirn, an der sieben Apotheken teilnahmen, habe sich gezeigt, dass die Software noch nicht optimal funktioniere. Zunächst sei die EDV noch deutlich zu langsam, berichtet er von den Erfahrungen der Apotheker. Die Warenwirtschaftssysteme und die E-Medikation-Software würden sich noch gegenseitig stören und so zeitliche Verzögerungen verursachen.

Außerdem gebe es noch ein deutliches Verbesserungspotential bei der Anwenderfreundlichkeit. Noch würden zu viele Fragen gestellt, beispielsweise nach Gebührenstatus oder danach, ob der Kunde auch rezeptfreie Medikamente kaufen wolle und ob das auch eingetragen werden solle. „Und das alles parallel zum Kundengespräch“, erläutert Rehak. „Man soll aber nicht den Patienten aus den Augen verlieren, weil man sich zu sehr mit der EDV beschäftigt.“

Bezahlt werden die Apotheker dafür nicht. Im Gegenteil: Für ihre Teilnahme an der E-Medikation müssen sie jährlich mindesten 900 Euro berappen. Rund 800 Euro jährlich kostet nach Angaben von Rehak der Anschluss an das Hochsicherheitsnetz. Weitere 100 Euro Jahresleihgebühr müssen die Apotheker für die Kartenlesegeräte bezahlen, und zwar pro Gerät. Leistet sich eine Apotheke drei davon, sind es eben 300 Euro pro Jahr.

Auf der Haben-Seite steht lediglich eine einmalige Anschubfinanzierung in Höhe von 1000 Euro. Das sei aus wirtschaftlicher Sicht zwar problematisch und könne auf Dauer so nicht getragen werden, räumte Rehak ein. „Uns geht aber zunächst darum, dabei zu sein.“

Und so werden seinen Angaben nach etwa 45 der 51 Apotheken bis Ende Februar startklar sein. Die restlichen sechs würden nachziehen, sobald ihre EDV-Anbieter die passende Software zur Verfügung stellen können.