Schweiz

Apotheken im Aufwind

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Berlin -

Anders als in Deutschland, wo es immer weniger Apotheken gibt, ist die Zahl der Apotheken in der Schweiz Jahr für Jahr gestiegen. Sie können sich auch über mehr Kunden freuen. Außerdem haben Schweizer Apotheken seit wenigen Jahren mit Impfungen und diversen Gesundheitschecks neue Einnahmequellen entdeckt und bauen sie kräftig aus.

Seit Jahren steigt die Zahl der Apotheken in der Schweiz kontinuierlich. Laut dem Schweizerischen Apothekenverband Pharmasuisse gab es Ende 2017 exakt 1800 Apotheken im Alpenland. Vor zehn Jahren waren es noch 1700. Das entspricht einem Plus von sechs Prozent. Das Wachstum bei den Apotheken erklärt Pharmasuisse mit dem Bevölkerungswachstum und der steigenden Lebenserwartung, die zu einer höheren Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen führe. Entsprechend nimmt auch die Zahl der Kunden pro Apotheke zu. 2016 verzeichneten die Apotheken einen Rekord von durchschnittlich 57.300 Kunden.

Aber auch der Hausärztemangel, der sich allen Analysen nach in Zukunft noch verschärfen dürfte, treibt die Menschen in die Apotheken. Denn Schweizer Apothekern werden immer mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung übertragen. Grundlage dafür bilden zwei Gesetzesrevisionen – des Medizinalberufegesetzes im Jahr 2015 und des Heilmittelgesetzes im Jahr 2016 – sowie der Bericht zur Positionierung der Apotheke in der Grundversorgung.

Seitdem dürfen Apotheker, die eine entsprechende Fortbildung absolviert haben, Bagatellkrankheiten, wie etwa Augen-, Blasen- oder Halsentzündungen, behandeln und – je nach Kanton und sofern sie im Besitz der entsprechenden Bewilligung sind – gewisse Impfungen selbst durchführen. Ab 2019 soll Apothekern erlaubt außerdem werden, bestimmte rezeptpflichtige Medikamente ohne ärztliches Rezept abzugeben.

Pharmasuisse-Präsident Fabian Vaucher beschreibt seine Branche denn auch als Wachstumsbranche: „Die Zukunft der Apotheken sieht rosig aus, weil wir gegenüber den anderen Mitbewerbern im Gesundheitsmarkt einen extremen Vorteil haben.“ Man sei der Player im Markt, der mit Nähe trumpfen könne.

Das sprichwörtliche Wasser in den Wein gießen die aktuellen Umsatzzahlen der Apotheken. Trotz neuer Einnahmequellen, wie etwa diverse Gesundheitschecks, bleiben der durchschnittliche Umsatz und der Gewinn vor Steuern (EBITDA) stabil. Setzte eine Apotheke nach Angaben von Pharmasuisse im Jahr 2013 – und damit vor den Reformen – rund 2,86 Millionen Franken um, waren es 2016 2,8 Millionen Franken. Ähnlich sieht es beim Gewinn aus. Im Jahr 2013 konnten sich Apotheken über durchschnittlich 232.000 Franken freuen, 2016 waren es 252.000 Franken.

Pharmasuisse macht unter anderem die Margen-Erosion für diese Entwicklung verantwortlich. Die wiederholten Preisdumpingrunden hätten zwar bei Beitragszahlern zu Millioneneinsparungen geführt. Apotheker seien jedoch dazu gezwungen gewesen, diverse Effizienzmaßnahmen zu ergreifen.

Sichtbar werde dies beispielsweise, wenn man die Organisationsformen der Apotheken betrachtet: So steige der Anteil der Kettenapotheken kontinuierlich. Die allermeisten noch unabhängigen Apotheken schließen sich einer Kooperation, wie etwa Toppharm, Rotpunkt oder pharmacieplus, an. Im Verlauf der letzten Jahre und in diesem Jahr insbesondere häuften sich laut Pharmasuisse die Meldungen, dass unabhängigen Apotheken an gut frequentierten Orte mit hohen Miet- und Personalkosten ganz aufgeben mussten oder von Ketten übernommen wurden. So hat Galenica, mit 337 Apotheken die größte Apothekenkette der Schweiz, angekündigt, am 1. Juli die Bahnhof-Apotheke in Zürich und damit die umsatzstärkste Apotheke in der Schweiz zu übernehmen.

Angesicht dieser Entwicklungen hätten Apotheker umfassende Hausaufgaben zu erledigen, betont Pharmasuisse. Nicht nur müssten neue Kompetenzen erworben werden, um die Anforderungen für das Impfen, Vorsorgescreenings und weiteren Gesundheitschecks zu erfüllen. Es müssten auch Kooperations- und Business-Modelle erarbeitet werden, damit diese Mehrleistungen abgegolten werden – entweder zulasten der Krankenversicherung oder des Kunden. Doch dafür müsse die Leistung des Apothekers so attraktiv sein, dass der Kunde bereit ist, zur Geldbörse zu greifen.

Zwar würden Apotheken vom einfachen Zugang und der schnellen Problemlösung ohne Wartezeiten und ohne Voranmeldung sowie die Beratung auf Augenhöhe profitieren. Dennoch müsse man darauf achten, die Infrastruktur zu optimieren, etwa räumlich, indem diskrete Beratungszonen beziehungsweise separate Beratungsräume in die Apotheke integriert werden oder als Investitionen im Bereich der Digitalisierung, eHealth und der elektronischen Patientenakte.

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