Österreich

Ärzte: Apotheker sind ersetzbar

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Berlin -

In Österreich treffen sich in der kommenden Woche die Landesgesundheitsreferenten, um über Reformprojekte zu beraten. Im Vorfeld hat Wolfgang Sobotka (ÖVP), stellvetretender Regierungschef in Niederösterreich, eine Lockerung der Bedarfsplanung ins Spiel gebracht. Die Ärzte in seinem Land hat er auf seiner Seite: Auf Apotheker könne man in bestimmten Fragen eigentlich ganz verzichten.

Sobotka hatte das Genehmigungsverfahren für neue Apotheken als „Spießrutenlauf“ bezeichnet. „Wenn wir nicht wollen, dass Arzneimittel über Drogeriemärkte oder Internet gekauft werden, brauchen wir eine klare Regelung“, sagte er und versicherte, dass Apotheken im Gesundheitswesen wichtig seien, vor allem, wenn es um die Vorsorge gehe.

Der Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer, Dr. Christoph Reisner, meldete sich prompt zu Wort: Mehr Freizügigkeit im Zusammenhang mit der Medikamentenabgabe könne man nur unterstützen. Die Bedarfsprüfung sei antiquiert, man brauche ein „freies Nebeneinander von ärztlichen Hausapotheken und öffentlichen Apotheken“.

Die niederösterreichischen Ärzte sind seit jeher auf Kontrakurs zu den Apothekern; Reisner ist ein besonders redefreudiger Kritiker des bestehenden Systems. Er findet es naheliegend, dass speziell auf dem Land die Medikamente dort bezogen werden, wo sie auch verordnet wurden. „Ein Rezept hilft bei keiner Erkrankung, das Medikament muss so schnell wie möglich beim Patienten sein. Und nachdem vom Apotheker ohnehin nur exakt das verordnete Medikament abgegeben werden darf, ist die direkte Abgabe des Medikaments unmittelbar nach der Untersuchung durch den Arzt noch in der Ordination der schnellste und beste Weg, rasch und ohne Verzögerung mit der Therapie beginnen zu können.“

Apotheken haben nach Ansicht des Mediziners vor allem in der Selbstmedikation eine Existenzberechtigung. „Die Aufgabe der ärztlichen Hausapotheke ist eine andere: Rasche, wohnortnahe Medikamentenversorgung von kranken Menschen, die eine Apotheke nur schwer erreichen können.“

Reisner sieht keinen Grund, die dringend notwendige Reform des Apothekengesetzes hinauszuzögern: „Freie Niederlassung für öffentliche Apotheken und freie Entscheidung jedes Arztes, ob er Medikamente abgeben will. Die Patientinnen und Patienten sollen selbst und frei entscheiden, wo sie ihre Medikamente beziehen wollen. Das ist der einzig richtige Weg, der sowohl aus medizinischer als auch aus ökonomischer Sicht zielführend ist!“

Der Lebensmittelmarkt funktioniere auch ohne Regulierung, argumentiert Reisner. „Und es gibt weltweit immer noch genügend Beispiele für regulierte Lebensmittelmärkte, innerhalb derer die Versorgung der Menschen suboptimal ist. Es ist daher ganz klar davon auszugehen, dass auch die Medikamentenversorgung ohne Regulierung besser funktionieren würde.“ Er verweist auch auf die Schweiz, wo die Selbstdispensation nicht zu einem Apothekensterben geführt habe. „Es ist auch in Bezug auf die Kosten der Medikamentenabgabe deutlich günstiger als bei uns.“

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