Dokuserie über Opioid-Krise

Ab Mittwoch: „Der Apotheker“ auf Netflix

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Kampf gegen die Sucht der Anderen: Netflix widmet sich in der neuen Dokuserie „The Pharmacist“ einem Apotheker aus New Orleans auf einem persönlichen Feldzug gegen die Opioidkrise.Foto: Netflix
Berlin -

Die Opioidkrise ist nach wie vor die größte Gesundheitskrise der jüngeren US-Geschichte. Apotheker stehen dabei – neben Ärzten und Pharmaunternehmen – im Kreuzfeuer. Der US-Streamingdienst Netflix zeigt ab Mittwoch eine Dokuserie über einen gänzlich anders gelagerten Fall: „Der Apotheker“ zeigt den Kampf eines Pharmazeuten gegen den grassierenden Schmerzmittelmissbrauch – der das Leben seines eigenen Sohnes kostete.

Wie viele fesselnde Geschichten dreht sich „Der Apotheker“ um ein tragisches Ereignis: 1999 will Dan Schneider Jr. in New Orleans Crack kaufen und wird dabei erschossen. Ein Dealer tötet einen Junkie oder umgekehrt – es ist einer von zehntausenden solcher Fälle jährlich in den Vereinigten Staaten. Vor allem in Problemregionen geht die örtliche Polizei ihnen, wenn überhaupt, nur halbherzig nach. So war es auch in diesem Fall.

Doch worum die Polizei sich nicht so recht kümmern wollte, das nahm Schneider Sr. in die Hand: Der Vater des Mordopfers, Inhaber einer Apotheke aus St. Bernard Parish bei New Orleans, investierte zwei Jahre seines Lebens, um den Tod seines Sohnes aufzuklären. Er untersucht den Tatort, spricht mit Anwohnern und geht dem Fall nach. Doch dabei bleibt es nicht. Denn während er die Drogenszene beleuchtet, erkennt der Apotheker Zusammenhänge, die einem nicht Fachkundigen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht aufgefallen wären: Zehn Jahre, bevor Öffentlichkeit und Politik die Opioid-Epidemie als nationalen Notstand, erkennt Schneider, dass etwas nicht stimmen kann.

Sein Erkenntnisweg ist auch deshalb so gut nachzuvollziehen, weil er von 1999 bis 2001 – dem Zeitraum, der in der Dokureihe dargestellt wird – seine Recherchen, Ermittlungen, Gedankengänge, aber auch Emotionen mit einem Kassettenrekorder aufgenommen hat. Hunderte Stunden Monologe sind so zusammengekommen. Sie zeigen, wie Schneider schon während seiner eigenen Recherchen auffällt, dass sich das Verhalten seiner Kunden ändert: Immer häufiger kommen junge Patienten mit Rezepten über starke Schmerzmittel, vor allem das Opioid OxyContin. Nicht nur die Zahl der Patienten steigt, auch die Zahl der verordneten Dosen und der Wirkstärken.

Er zieht die richtige Schlussfolgerung, dass es sich um ein wachsendes Problem mit Schmerzmittelmissbrauch handelt, und forscht weiter nach. Mittlerweile nimmt er sogar heimlich Gespräche mit Patienten in seiner Apotheke auf, die versuchen, Verordnungen zu manipulieren, um mehr oder stärkere Opioide zu erhalten.

Er versucht, das System dahinter zu verstehen, und kommt auf die Spur einer „Pill Mill“ – so werden die berüchtigten Praxen genannt, in denen Ärzte gegen kleine oder große Schmiergelder Schmerzmittelrezepte auf Bestellung ausstellen. „Es gab da eine Ärztin, die ihre Approbation dazu benutzt hat, meine ganze Gemeinde zu verwüsten“, sagt Schneider im Trailer zur Dokureihe.

Er versucht, die Zusammenhänge besser zu verstehen. Er wendet sich an die Drogenbekämpfungsbehörde DEA und lokale Behörden, doch stößt auf taube Ohren. Also geht er auf einen privaten Kreuzzug gegen die Strukturen, die zur Opioid-Epidemie führen. Er nimmt sich nicht nur die Ärztin vor, sondern recherchiert auch im Umfeld des Arzneimittelherstellers Purdue und findet Anhaltspunkte, dass auch Beamte von DEA und FBI in krumme Machenschaften verwickelt sind – und gerät dabei selbst ins Fadenkreuz.

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