Großbritannien

5-Jahres-Plan: 14,5 Milliarden Euro für Apotheken APOTHEKE ADHOC, 24.07.2019 12:20 Uhr

Fünf-Jahres-Plan: Großbritanniens Apotheken sollen künftig mehr medizinischen Service anbieten. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

In Großbritannien hat Gesundheitsminister Matt Hancock einen 14,5 Milliarden Euro schweren Fünf-Jahresplan für Apotheken aufgelegt. Jedes Jahr erhalten die 14.000 Apotheken knapp 3 Milliarden Euro. Pharmazeuten sollen dort zu „Mini“-Ärzten ausgebildet werden. Patienten mit kleineren Erkrankungen wie Ohrenschmerzen oder Halsschmerzen sollen zunächst in die Apotheke gehen.

Der Modellversuch ist auf fünf Jahre angelegt. Wenn die Tests erfolgreich sind, werden Hausärzte und Notärzte in den nächsten fünf Jahren beginnen, Patienten an den Service zu verweisen. Patienten haben aber weiterhin die Möglichkeit, ihren Hausarzt aufzusuchen, wenn sie dies möchten. Ziel der Reform ist es nach Angaben des britischen Gesundheitsministeriums, „die Fähigkeiten der Apotheker besser zu nutzen, da die Apotheker eine 5-jährige Ausbildung erhalten, die ihnen Expertenwissen über Arzneimittel und Arzneimittelwechselwirkungen vermittelt.“

Entlastet werden soll zudem das nationale Gesundheitssystem NHS, weil Millionen von Terminen aus Arztpraxen und Kliniken von Gemeindeapothekern übernommen werden können. Schätzungen zufolge könnten bis zu 6 Prozent aller Hausarztkonsultationen in eine Gemeinschaftsapotheke überführt werden. Dies sind bis zu 20 Millionen Termine pro Jahr.

Die „Community Pharmacy Contractual Framework“ genannte Reform soll ab Oktober in Kraft treten und konzentriert sich auf Prävention, Notfallversorgung und Arzneimittelsicherheit. Dafür stellt das britische Gesundheitsministerium nach eigenen Angaben für die 14.000 Apotheken des Landes knapp 14,5 Milliarden Euro bereit. Der Betrag entspricht in etwa der bisherigen Apothekenfinanzierung. Es gibt allerdings Umschichtungen.

Damit sollen Online-Schulungen für alle Apotheker finanziert werden, etwa um die ersten Anzeichen einer Sepsis zu erkennen. In den Apotheken sollen Früherkennungsdienste zur Identifizierung von Personen mit möglicherweise nicht diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingerichtet werden. Apotheker sollen Patienten mit Diabetes kontrollieren, um sicherzustellen, dass sie eine jährliche Fuß- und Augenuntersuchung erhalten haben. Apotheker werden zudem geschult, Menschen mit Demenz besser helfen zu können. Pro Konsultation erhalten die Apotheker gut 15 Euro.

Nach Angaben des Ministeriums wird zudem das Programm „Healthy Living Pharmacy“ für alle Apotheken durchgeführt, um Menschen dabei zu helfen, Gewicht zu verlieren oder mit dem Rauchen aufzuhören. Teil des Programms sind auch Hepatitis-C-Tests und die Erkennung von Suizid-Gefahren bei Patienten. Eingeführt werden „proaktive Arzneimittelsicherheitskontrollen“, um zu vermeiden, dass Patienten gefährliche Arzneimittelkombinationen erhalten.

Durch die Verpflichtung des NHS-Langzeitplans zur Förderung des Alterns soll die Arzneimittelkompetenz der Apotheker in der Gemeinschaft besser genutzt werden. Apotheker können Patienten, die kürzlich aus dem Krankenhaus entlassen wurden, mehr Beratung und Unterstützung anbieten, einschließlich Hilfe bei wiederholten Rezepten, ohne zum Hausarzt zurückkehren zu müssen.

Hancock sagte: „Apotheker sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung, und ich möchte mich dem französischen Modell zuwenden, bei dem sie ein breiteres Spektrum an Dienstleistungen anbieten und eine stärkere Rolle in der Gemeinde spielen. Täglich nutzen mehr als eine Million Menschen unsere Apotheken, und wir möchten die Apotheker dabei unterstützen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, indem wir ihnen helfen, im Rahmen unseres Langzeitplans für das NHS mehr Gesundheitsberatung und Unterstützung für mehr Patienten anzubieten. Gemeindeapotheken sind ein wichtiger und vertrauenswürdiger Bestandteil unseres NHS, und dieser Fünfjahresvertrag wird sicherstellen, dass mehr Menschen Unterstützung in einem angemessenen Umfeld erhalten, was wiederum dazu beiträgt, den Druck auf das gesamte Gesundheitswesen zu verringern.“

Keith Ridge, Chief Pharmaceutical Officer des NHS, sagte, das Abkommen biete die niedrigschweillige Gesundheitsversorgung, die die Öffentlichkeit wirklich möchte – Apothekern als geschätztem Teil des NHS-Teams eine erfüllendere Karriere. „Der Zusammenschluss von Hausärzten, Apothekern und Gemeindediensten für unsere Patienten ist die Grundlage des NHS-Langzeitplans. Die Apotheken in der Gemeinde sind ein wichtiger Bestandteil dieser Netzwerke, in denen die Bewohner eine Reihe von Gesundheitschecks und Ratschlägen erhalten können.“ Der Service soll sicherer und effizienter werden.