Erste Leitlinie für Diagnose & Behandlung

Vitiligo: Wenn der Haut die Pigmente fehlen

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Berlin -

Helle Flecken auf dunkler Haut: Die Vitiligo macht sich durch eine Depigmentierung der Haut bemerkbar. Nun ist erstmals im deutschsprachigen Raum eine Leitlinie zur Diagnose und Behandlung der chronischen Hauterkrankung erschienen. Diese gibt nicht nur Empfehlungen für die aktuelle Situation, sondern auch einen Ausblick auf künftige Therapien.

Unregelmäßigkeiten im Hautbild wie Pigmentflecken werden oft als störend empfunden. Bei der „Weißfleckenkrankheit“ handelt es sich um eine chronische Hauterkrankung, bei der es zu hellen, scharf begrenzten Flecken kommt. Diese kommen zustande, weil der Haut das Pigment Melanin verloren geht und nicht mehr ausreichend gebildet wird. Die Flecken können in Größe, Form und Ausbreitung sehr unterschiedlich sein.

Mehr als „nur“ Pigmentflecken

Die Ursachen der Vitiligo sind bislang nicht vollständig geklärt. Es wird unter anderem von einer genetischen Veranlagung und Fehlregulationen des Immunsystems ausgegangen. Das Fortschreiten der Erkrankung kann daher individuell sehr unterschiedlich sein. Am besten lässt sich die Vitiligo behandeln, wenn sie in einem frühen Stadium erkannt wird. Eine Heilung ist aktuell nicht möglich, allerdings kann ein Fortschreiten verhindert werden.

Das Problem ist weit mehr als nur kosmetischer Natur. Denn die Betroffenen können auch psychisch unter dem Erscheinungsbild ihrer Haut leiden und Folgeerkrankungen wie Depressionen entwickeln. Bisher herrschte viel Unsicherheit bei der Diagnose und Therapie, denn für Dermatolog:innen gab es keine klaren Leitlinien und Handlungsempfehlungen. Die im Sommer erschienene Leitlinie schließt nun diese Lücke.

Kortison, Calcineurin-Inhibitoren & Co.

Die Leitlinie empfiehlt bei einer limitierenden Vitiligo mit einem Befall von weniger als 3 Prozent der Körperoberfläche für Kinder und Erwachsene die Anwendung von topischen Kortikosteroiden. Besonders hervorgehoben wird die Therapie mit Mometasonfuroat. Im Off-Label-Use kommen auch Calcineurin-Inhibitoren aus der Neurodermitis-Behandlung in Frage. Schreitet die Erkrankung rasch voran kann eine orale kurzzeitige Therapie mit Dexamethason erwogen werden.

Eine weitere Empfehlung der Leitlinie ist die Phototherapie: Vor allem Schmalband-UVB-Strahlung wird als wirksam erachtet. Zwei- bis dreimal pro Woche für maximal 12 bis 24 Monate kann eine solche Therapie durchgeführt werden. Sie soll vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn eine topische Therapie aufgrund der Ausdehnung der Flecken nicht mehr möglich ist. Da es häufig zu Begleiterkrankungen wie kreisrundem Haarausfall oder Schilddrüsenerkrankungen kommen kann, sollten einmal im Jahr Kontrolluntersuchungen stattfinden.

Tägliche Begleiter: Camouflage und Sonnenschutz

Patient:innen mit Vitiligo sollten unbedingt auf einen ausreichend hohen Sonnenschutz achten – sowohl im Sommer wie auch im Winter. Denn bekanntermaßen trägt UV-Strahlung zur Entstehung von Pigmentflecken bei. Meist sind Stellen betroffen, die häufig dem Licht ausgesetzt sind, wie beispielsweise das Gesicht, der Hals oder die Hände. Grundsätzlich können aber auch andere Körperstellen betroffen sein. Um die betroffenen Stellen weniger sichtbar zu machen, können verschiedene kosmetische Produkte wie Abdeckstifte, Make-up oder Camouflage zum Einsatz kommen.

Die Zukunft der Vitiligo-Behandlung

Noch steht die Therapie der Vitiligo relativ am Anfang. Die Leitlinie gibt jedoch einen Ausblick auf mögliche Therapien. So könnten künftig beispielsweise JAK-Inhibitoren wie Tofacitinib, Ritlecitinib oder Ruxolitinib infrage kommen. Diese werden bislang bei Psoriasis-Arthritis, rheumatoider Arthritis oder hämatologischen Systemerkrankungen eingesetzt.

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