Kleine Pflanzenkunde: Kampferbaum

Wissenswertes über Campher

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Berlin -

Er gehört bei den meisten Menschen zu den ersten olfaktorischen Erinnerungen: der Geruch nach Campher bei Erkältungen. Kaum eine Brustsalbe kam früher ohne ihn aus – und auch heute noch wird er viel verwendet. Campher entspannt die Atemwege und erleichtert das Abhusten. Doch woraus wird dieser pflanzliche Wirkstoff gewonnen und welche weiteren pharmazeutischen Einsatzmöglichkeiten gibt es?

Campher ist ein Stoff, den der Kampferbaum – auch Kampferlorbeer genannt – als Fraßschutz gegen Insekten bildet. Der Baum erreicht bis zu 30 Meter Höhe und drei Meter Umfang. Er bildet seine ätherischen Öle in allen Pflanzenteilen aus, was ihm einen charakteristischen Geruch verleiht. Der Campher, der aus ihm gewonnen wird, stammt vor allem aus dem Holz und der Rinde des ursprünglich südostasiatischen Baumes. Besonders hohe Qualitäten extrahiert man aus Pflanzen, die älter als 50 Jahre sind. Inzwischen kann Campher auch synthetisch hergestellt werden.

Schon seit Jahrhunderten wird der Pflanzenextrakt als Medizin genutzt. Die Anwendungen sind dabei äußerst vielseitig: Bei Erkältungen, Rheuma, schmerzenden Muskeln, Herzbeschwerden oder Kreislaufproblemen kann Campher eingesetzt werden. Dabei sind manche Wirkungen durch Studien belegt, andere Einsatzgebiete sind eher traditionell geprägt. Klar wird nur, dass dieses kristalline Pulver durchaus in der Lage ist, bei körperlichen Beschwerden gute Hilfe zu leisten, auch wenn dabei einige Dinge zu beachten sind.

Da Campher in der Lage ist, festsitzende Bronchialsekrete zu lösen, wird er häufig für Einreibungen verwendet. Er entspannt die Atemwege und fördert damit das Abhusten von Schleim. Desweiteren wirkt er keimhemmend und desinfizierend. In Rezepturen wird er daher auch eingesetzt, um Cremes und Salben länger haltbar zu machen, ohne klassische Konservierungsmittel einzusetzen. Das Atemzentrum wird angeregt, zudem hat Campher schmerzstillende Eigenschaften. Seine kühlende Wirkung wird durch die Reizung der Kälterezeptoren erreicht, was zu einer subjektiv erleichterten Atmung führt.

Traditionell wird diese Wirkung auf die Rezeptoren auch für juckreizstillende und schmerzlindernde Salben eingesetzt. Auf das anfänglich kühlende Gefühl folgt durch die hyperämisierende Wirkung im Gewebe eine Durchwärmung. Daher findet sich Campher in den meisten „Pferdesalben“ zur Lockerung der Muskulatur. Diese topischen Anwendungen sollten allerdings nicht allzu großflächig erfolgen, da Campher als lipophiler Stoff absorbiert wird. Auch verletzte Stellen und Schleimhäute müssen daher ausgespart werden.

Seine innerliche Anwendung beruht größtenteils auf Überlieferungen, tragfähige Studien finden sich hierzu nicht. Sehr beliebt ist der Einsatz dennoch bei Herz- und Kreislaufbeschwerden. Er gilt als das älteste Analeptikum überhaupt. Die anregende Wirkung wird in manchen Ländern auch zur Inhalation bei einer Ohnmacht genutzt. Doch Vorsicht: Bei Überdosierung drohen durch seine Lipophilie ernste Gesundheitsprobleme, die von Nervenschäden über epileptische Anfälle bis zum Koma und Tod führen können.

Nicht geeignet ist der Einsatz von Campher bei Schwangeren, Stillenden, Asthmatikern und Kindern unter sechs Jahren. Bei Kleinkindern können das Inhalieren oder auch die nasale Anwendung zu einem sogenannten Stimmritzenkrampf führen, bei dem sich der Kehlkopf verkrampft. Bei Asthmatikern kann sich nach der Exposition ein Bronchialkrampf entwickeln und ein Asthmaanfall ausgelöst werden. Campher geht außerdem in die Muttermilch und auf das Ungeborene im Mutterleib über. Auch bei Leber- und Gallengangsbeschwerden sollte vor der Anwendung der behandelnde Arzt befragt werden.

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