Räusperzwang, Schleim & Co.

Husten: Leitliniengerechte Therapie

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Berlin -

Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zur Behandlung von akutem Husten wurde zuletzt im Oktober 2019 überarbeitet und aktualisiert. Die Empfehlungen sind je nachdem, welche Art von Husten vorliegt unterschiedlich.

Protussive Therapie

Durch die mukoaktive Therapie wird das Sekretvolumen erhöht und die Viskosität herabgesetzt. Die bronchiale Reinigung soll hierdurch erleichtert werden. Die Reizung der Hustenrezeptoren wird gemindert – der Vorgang des Abhustens erleichtert. Bei akuter, viraler Bronchitis werden am häufigsten Expektorantien eingesetzt, diese zeigten in Studien meist mehrere Effekte: Neben den sekretolytischen und mucolytischen Eigenschaften verfügen die Wirkstoffe häufig über antiinflammatorische, antioxidative, antivirale und lokalanästhetische Eigenschaften.

Antitussive Therapie

Inhalative Anticholinergika, wie Ipatropiumbromid, können die Schleimproduktion verringern. Nasales Ipratropiumbromid lindert in hohen Dosen den durch eine vasomotorische Rhinopathie ausgelösten Husten, ist jedoch in Deutschland nicht auf dem Markt. Inhalative Cortisone wirken nur bei eosinophiler Bronchitis und bei allergischem und nicht allergischem Asthma. Nasale Darreichungsformen helfen bei Rhinosinusitis.

Medikamente zur Reduktion der Reizung der Hustenrezeptoren im Pharynx, auch Demulzentien genannt, hüllen die im Rachen befindlichen Hustenrezeptoren ein und lindern temporär den Hustenreiz. Neben antitussiven Sirupen werden Gurgellösungen oder Lutschtabletten eingesetzt. Die Wirkung ist meist relativ kurz und auf 30 Minuten beschränkt. Lutschtabletten mit Hyaluronsäure, wie Gelorevoice, wirken durch eine starke Wasserbindungskapazität mitunter länger.

Chemische Antitussiva wie Dextrometorphan oder Codein sollten nur bei schwerem trocknem Husten angewendet werden. Die Hauptwirkung von Codein beruht auf der Bindung an Opioid (μ)- Rezeptoren im Gehirn. Dextrometorphan wirkt als Agonist am Sigma-1-Rezeptor. Die atemdepressive und Sucht erzeugende Wirkung muss bei der Verordnung berücksichtigt werden. Bei produktivem Husten sind diese Substanzklassen kontraindiziert, der Einsatz sollte nur im Einzelfall und zur Nacht erfolgen.

Phytopharmaka

Pflanzliche Mittel enthalten eine Reihe von potenziellen Wirkstoffen. Der Wirkstoffgehalt und damit die Wirkung hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Herkunft der Pflanzen, die Extraktionsmethode und das Herstellungsverfahren.

Mehrere pflanzliche Mittel stellten sich in randomisierten, kontrollierten Studien als wirksam in Bezug auf die Dauer und Intensität des akuten Hustens gegenüber Placebo dar. Sekretolytische, antitussive, antientzündliche und antivirale Effekte wurden für mehrere Pflanzenextrakte nachgewiesen. Durch die regelmäßige Einnahme von ätherischen Ölen in Kapselform, kann das Abhusten von Sekret erleichtert werden. Zudem weisen Präparate wie Gelomyrtol eine desinfizierende Wirkung auf – durch die antiviralen Eigenschaften können sich Keime nicht in den Bronchien festsetzen. Bei den pflanzlichen Wirkstoffen gibt es nicht immer eine klare Trennung der Wirkungsweise als Hustenblocker oder Expektorans.

Zusammenfassung

Eine kausale Therapie des Hustens ist vorzuziehen. Die symptomatische medikamentöse Therapie des Hustens wird entweder mit einem protussiven oder antitussivem Therapieansatz vollzogen. Expektorantien können zur subjektiven Besserung des Hustens führen. Der akute Husten ist meist viral, ein Einsatz von Antibiotika ist nicht sinnvoll. Einige pflanzliche Präparate haben Evidenz aus randomisierten Studien gegenüber Placebo.

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