Nichts los in Modellapotheke

ePA-Start: „Das ist enttäuschend“

, Uhr
Berlin -

Am Mittwoch ging es los mit der elektronischen Patientenakte (ePA) „für alle“ – eines der ganz großen Themen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Und auch wenn im Vorfeld immer wieder von einer realistischen Erwartungshaltung gesprochen wurde, wurde weiter an konkreten Terminen zur Umsetzung festgehalten. Zunächst sollen die Akten nur für die Einwohner:innen in den Modellregionen ausgestellt werden. Doch nicht einmal das scheint zum Start geklappt zu haben. So ist der Startschuss zwar gefallen, richtig losgehen kann es aber noch nicht.

„Wir waren fertig“, so Inhaber Kai-Peter Siemsen, der mit seiner Neuen Eilbeker Apotheke Teil der TI-Modellregion Hamburg ist. Sein Softwarehaus Pharmatechnik hatte entsprechende Updates rechtzeitig eingespielt, Siemsen war somit „ePA-ready“. „Nur leider waren keine Patienten mit ePA-Daten da“, so der Inhaber über die Erfahrungen des ersten Tages.

Hier hat es offenbar Missverständnisse in der Kommunikation mit den Beteiligten gegeben, „denn anders als kommuniziert, werden die Akten jetzt erst vergeben“, erklärt Siemsen. Auch auf Leistungserbringerseite seien zumindest in Hamburg noch nicht alle so weit gewesen. „Einige Praxen und Apotheken können noch gar nicht, es gibt viele, die das erst zum 24. Januar in der Software haben sollen“, berichtet der Apotheker.

Für ihn also das Fazit des ePA-Starts am Mittwoch: „Das ist enttäuschend. Wir waren fertig.“ Doch Arbeit mit der ePA gab es nicht für Siemsen und sein Team. Auch ein Team des Fernsehsenders RTL Nord war bei ihm und wollte zum Start berichten. Doch statt Siemsen beim Lesen der ePA-Daten eines Kunden filmen zu können, musste das Team damit vorlieb nehmen, die Kund:innen zur ePA zu interviewen. Die meisten hätten sich zumindest schon mit dem Thema befasst und stehen der digitalen Akte positiv gegenüber.

Dahin-Plätschern statt Startschuss?

Nur haben offenbar noch nicht viele Patient:innen bereits eine Akte am ersten Tag gehabt. „Wir dachten, die Modellregionen sind scharf geschaltet, aber das geht auch technisch jetzt erst los. Und dann müssen die Patienten das noch freischalten“, so Siemsen. Denn ähnlich wie bei der E-Rezept-App der Gematik ist auch die Freischaltung der ePA zum Beispiel in der eigenen Krankenkassen-App für viele Versicherte nicht ganz so einfach. „Die Testphase von vier Wochen war von Anfang an sportlich. Aber die Bedenken will ja vorher immer keiner hören.“

Kassen vergeben jetzt erst Akten

Dass es nun wirklich erst schrittweise losgehen kann in den Testregionen, ist auch dem Statement der Gematik zum ePA-Start zu entnehmen. Die Krankenkassen können nun erst mit der Vergabe der Akten beginnen: Die beiden Aktensystemhersteller haben nämlich erst am 13. Januar (Rise zusammen mit Bitmarck) oder sogar erst am 15. Januar (IBM) die „Zulassungen für die Bereitstellung der Aktenkonten“ von der Gematik bekommen. Damit könnten nun alle Krankenkassen sukzessive Akten anlegen.

„Der Prozess startet mit Versicherten, die bereits eine ePA haben; daraufhin folgt die Aktenanlage für Versicherte in den Modellregionen Hamburg und Umland, Franken und in Teilen NRW, dann bundesweit. Durch dieses schrittweise Vorgehen wird sichergestellt, dass die Aktenkonten in den Modellregionen für die Erprobung der neuen ePA zur Verfügung stehen“, so die Gematik. Die Kassen hätten ebenfalls entsprechende „Zulassung für die Aktualisierung ihrer ePA-Apps erhalten“.

Knapp 300 Einrichtungen sollen die ePA nun erproben, davon 50 Apotheken – sofern die Versicherten überhaupt schon einen Zugriff haben. Nach allen notwendigen Tests und Beseitigen der letzten Sicherheitslücken soll die ePA dann auch bundesweit kommen. Lange galt hierfür der 15. Februar als Stichtag. Lauterbach räumte bereits ein, dass man mit März oder April rechne.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr aus Ressort
26,4 Millionen Versicherte ausgestattet
ePA: AOK-Versicherte können starten