KBV will bei Lauterbach vorsprechen

E-Rezept: Praxen ziehen Horrorbilanz

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Berlin -

Die Zahl der eingelösten E-Rezepte steigt nur langsam an – vor allem bei den Ärzt:innen gibt es weiterhin große Vorbehalte, wie eine Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigt. Demnach beklagen die Praxen technische Probleme, vor allem mit der Telematikinfrastruktur (TI).

13.979 E-Rezepte wurden laut Gematik-Dashboard bislang in der Testphase eingelöst. Die allermeisten Praxen haben noch kein einziges E-Rezept ausgestellt. Probleme gibt es laut der Umfrage unter rund 6000 Praxen auch mit der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Als besonders störend wurden demnach wiederholte Konnektor- und Programmabstürze sowie häufige Fehlermeldungen genannt.

Von den Praxen, die überhaupt schon mit der eAU arbeiten, hat nur knapp jede dritte keine Probleme. Mehr als 60 Prozent gaben dagegen an, dass der digitale Versand zeitweise nicht möglich sei. Probleme bei der Erreichbarkeit von IT-Dienstleistern und -Anbietern, häufige Fehlermeldungen der Krankenkassen und ein hoher Arbeitsaufwand führen nicht selten dazu, dass Ärzt:innen wieder auf das alte Verfahren umsteigen.

Die Probleme mit der eAU sind laut KBV ein Grund, warum so wenige Praxen auf das E-Rezept umstellen. Nur 7 Prozent der Befragten hat bislang überhaupt Erfahrungen damit gesammelt. Und von diesen gab nur knapp jeder Zehnte an, das Ausstellen der E-Rezepte bis auf kleinere Probleme funktioniert habe.

Keine guten Erfahrungen mit dem E-Rezept

59 Prozent berichteten dagegen von zeitweisen Probleme beim digitalen Versand. Zwei Drittel haben die Erfahrung gemacht, dass die IT-Dienstleister und -Anbieter schlecht erreichbar sind. Mehr als die Hälfte gab außerdem Schwierigkeiten beim Einlösen der E-Rezepte in der Apotheke an.

Mehr als die Hälfte der Praxen, die noch keine E-Rezepte ausstellen, nannten Probleme mit der Telematikinfrastruktur (TI) als Grund. Bei einem Drittel konnte das entsprechende Update des Praxisverwaltungssystems (PVS) noch nicht installiert werden. Tatsächlich ist laut TI-Score der Gematik erst ein Drittel der PVS-Systeme voll einsatzbereit. Entsprechend wird den Praxen von IT-Dienstleister sogar von der Nutzung abgeraten. Ein Drittel der befragten Praxen gab an, die Apotheken in der Umgebung seien noch nicht empfangsbereit.

Das Ausstellen und Versenden der E-Rezepte werde von vielen Praxen als zeitaufwändig und umständlich beschrieben, vor allem solange die Komfortsignatur nicht nutzbar ist. Zudem verwiesen 62 Prozent auf Akzeptanzprobleme bei den Patienten. Und auch den Praxen erscheine der Ausdruck des QR-Codes als wenig sinnvoll, da damit nur ein Papier das andere ersetze.

KBV will bei Lauterbach vorsprechen

„Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass die Ärzteschaft dabei ist, alle Komponenten und Anwendungen einzurichten und zu nutzen, aber vielfach an der Technik scheitert“, betonte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. „Viele Ärztinnen und Ärzte sind frustriert.“ Sie hätten alle nötigen Komponenten angeschafft und würden gerne digital arbeiten. Doch häufig sei das nicht möglich.

Die KBV will angesichts dieser Ergebnisse erneut an die Politik herantreten, „um praktikable Lösungen herbeizuführen“. Erste Gespräche hätten bereits stattgefunden. „Die Politik, aber auch die Gematik kann vor diesen massiven Problemen nicht die Augen verschließen“, sagte Kriedel. Erst wenn beide Anwendungen fehlerfrei liefen, könne der Regelbetrieb starten. „Dazu muss zunächst die Telematikinfrastuktur funktionieren.“

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