Hohe Unzufriedenheit mit Abda, BMG und Gematik

E-Rezept-Einführung: Apotheken glauben nicht mehr dran APOTHEKE ADHOC, 12.05.2021 15:37 Uhr

Keine großen Erwartungen: Die absolute Mehrheit der Apotheken geht laut einer aktuellen aposcope-Umfrage davon aus, dass das E-Rezept zum 1. Januar nicht verpflichtend kommt. Foto: shutterstock.com/ Yuri Gurevich
Berlin - 

Im Juli soll das E-Rezept kommen – allerdings nur für bis zu 120 Apotheken und eine Handvoll Versender. 99 Prozent der Apotheken in Deutschland werden frühestens im vierten Quartal in Kontakt mit den elektronischen Verordnungen der Gematik kommen. Nicht zuletzt deshalb geht kaum eine Apotheke davon aus, dass der echte E-Rezept-Start ohne größere Probleme verläuft, wie der aktuelle E-Rezept Readiness Index (ERI) von aposcope powered by NOVENTI nun zeigt. Die absolute Mehrheit rechnet demnach nicht einmal damit, dass die Frist zum 1. Januar zu halten ist.

Die allermeisten Apotheken sind bereit für das E-Rezept – glauben aber nicht, dass das E-Rezept bereit für sie ist. Nachdem die von den allermeisten Marktteilnehmern erwartete bundesweite freiwillige Nutzung ab dem 1. Juli nicht kommt, rechnen die meisten Apotheken:inhaberinnen auch nicht mehr mit der endgültigen Einführung zum 1. Januar: Mit 78 Prozent gaben mehrt als drei Viertel der Befragten an, dass sie nicht glauben, dass das E-Rezept ab Jahresbeginn wirklich verpflichtend sein wird. Es steht zu vermuten, dass viele das sogar hoffen, denn: Mit 94 Prozent gehen fast alle Befragten davon aus, dass es massive Probleme geben wird, sollte das E-Rezept ab Januar wider Erwarten doch verpflichtend sein.

Und die Hoffnung, dass ihre Standesvertretungen dabei helfen, ist wohl auch ein sehr zarten Pflänzchen: Nur jede:r dritte Befragte fühlt sich von der zuständigen Apothekerkammer oder dem entsprechenden Verband gut unterstützt. Von der Abda erwarten die Apotheken noch weniger: 71 Prozent sagten, sie seien mit deren Arbeit bei der E-Rezept-Einführung unzufrieden. Noch verheerender fällt das Urteil über das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Gematik aus: Hier gaben 87 und 76 Prozent an, mit deren Arbeit unzufrieden zu sein. Die Vorfreude hält sich ohnehin weiter in Grenzen: Mehr als acht von zehn Befragten glauben, dass die Einführung der digitalen Verordnungen das Sterben der Vor-Ort-Apotheken beschleunigen wird.

Gewollt oder nicht – bereit sind die Apotheken jedenfalls. Zwei Drittel der Apothekeninhaber:innen fühlen sich gut oder eher gut auf die Einführung der digitalen Verordnungen vorbereitet. Jeweils 93 Prozent haben bereits Ihren elektronischen Heilberufsausweis und die Institutionskarte zur Identifizierung von Apotheke und Apotheker:in. Nachholbedarf besteht allerdings in Sachen Kundeninformation: Nur jedes dritte Team hat die Kundschaft bereits über die Einführung des E-Rezeptes informiert.

Insgesamt liegt der E-Rezept Readiness Index im Mai bei 81 von 100 möglichen Punkten. Der Index spiegelt den Grad der Vorbereitung von deutschen Vor-Ort-Apotheken auf die Einführung des E-Rezepts wider. Die Berechnung erfolgt auf Basis der von Apothekeninhaber:innen getroffenen Vorbereitungsmaßnahmen. Dafür befragt aposcope seit Februar 2020 regelmäßig mindestens 100 Apothekeninhaber:innen mithilfe eines Online-Fragebogens. Der Index berechnet sich auf Grundlage der bereits getroffenen Maßnahmen. Für die aktuelle Studie wurden vom 6. bis 9. Mai 2021 insgesamt 103 verifizierte Apothekeninhaber:innen befragt.