Die Störung beim Einlösen von E-Rezepten hat Carla und Michael Schäfer in dieser Woche an drei Tagen den regulären Betrieb vermasselt. In ihrer Rübezahl-Apotheke in Witzenhausen ging jeweils über mehrere Stunden hinweg nichts mehr. Was genau in ihrem Fall das Problem war, konnte den beiden weder das Softwarehaus noch die Gematik beantworten.
In der Rübezahl-Apotheke begann der vergangene Dienstag um 8 Uhr mit einem Totalausfall beim E-Rezept. Schnell fand das Team heraus, dass mehrere Apotheken betroffen waren. „Noventi teilte mit, dass man aufgrund der Vielzahl von Anfragen derzeit von einer Erzeugung eines Tickets absehen sollte“, sagte Carla Schäfer. „Zunächst hatten wir gar keine Hilfe.“
Von der Gematik hieß es dazu zunächst offiziell, dass es zu Einschränkungen beim Einlesen mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) kommen könne. „Dies kann unter anderem Auswirkungen auf die Einlösung von E-Rezepten mit eGK haben.“ Die Einlösewege per App mit GesundheitsID oder Ausdruck seien davon nicht betroffen. Doch bei den Schäfers funktionierte auch dies nicht. Erst am Nachmittag lief das System wieder.
Auch am Mittwoch begann der Arbeitstag mit einer E-Rezept-Störung. Am Donnerstag streikte das System in der Rübezahl-Apotheke erneut: am Nachmittag bis zum Geschäftsschluss. „Insgesamt waren es zwölf Stunden, das ist ein ganzer Arbeitstag.“ Das Problem sei, dass niemand erklären konnte, woran es genau gelegen habe. Denn die Apotheke nutze beispielsweise nicht das Arvato-System, was laut Gematik die Probleme ausgelöst hatte. Auch einen Konnektor gebe es nicht, sondern man habe in die „Telematikinfrastruktur as a Service“ investiert.
Ein Teil der Kundschaft sei zur anderen Apotheke im Ort gegangen. Dort habe alles funktioniert, obwohl die gleiche technische Infrastruktur benutzt werde, wundert sich Schäfer. „Das ist sehr, sehr unbefriedigend, weil man das Gefühl hat, dass man selbst nichts falsch gemacht hat.“
Ein Problem sei, dass es „der Gematik doch egal ist, wenn es ausfällt“, sagt Schäfer. „Aber wir sind komplett arbeitsunfähig. Wir rufen dann bei den Ärzten an, die uns sehr wohlwollend gegenübertraten. Aber die fragen auch irgendwann, warum es gerade bei uns nicht läuft.“ Das Team habe viel Zeit mit telefonieren und dem Anfordern von Informationen verbracht.
Dazu komme, dass es für die Kundschaft nicht verständlich sei, warum es in einer Apotheke Probleme gebe und in der anderen nicht. „Bei einem so wichtigen System, bei dem es immer wieder Ausfälle gibt, muss es doch einen Plan B geben.“ Es müsse ein Krisen-Back-up eingerichtet werden. „Das Muster-16 hat immer funktioniert“, so die Inhaberin, die seit 21 Jahren selbstständig ist. „Wichtig ist, dass wir sensibilisieren und aufzeigen, dass am Ende die Patienten unzureichend versorgt werden.“ Deshalb planen beide, ihre Bundestagsabgeordneten vor Ort zu informieren.