Partner für Versandapotheke

DocMorris: 95 Apotheken an Bord Patrick Hollstein, 18.08.2021 15:17 Uhr

E-Rezept kann kommen: DocMorris sammelt Partnerapotheken ein, um auch Rx-Kunden schnell beliefern zu können.
Berlin - 

Noch hat auch DocMorris kein einziges E-Rezept empfangen, doch in Heerlen fiebert man der Ausweitung des Pilotprojekts entgegen. Bis Ende September will man die ersten gescannten Token bearbeiten; man sei zuversichtlich, dass die Gematik den straffen Zeitplan einhalten werde, so Walter Hess, Deutschlandchef des Mutterkonzerns Zur Rose. Parallel wird am Ausbau der Netzwerks für Click&Collect und Same-Day-Delivery gearbeitet: 100 Partnerapotheken will man bis Ende des Monats angebunden haben, bis Jahresende sollen es 200 sein.

Aktuell sind laut Hess 95 Apotheken an Bord, inklusive Filialen. Damit habe man die Hälfte der geplanten Partner zusammen, bis zum Jahresende sollen es 200 werden. Das Preismodell sei nach wie vor unverändert, so Hess: Apotheken müssten für die Teilnahme auf der Plattform eine Lizenzgebühr zahlen.

Werbung in den Apotheken sei zum derzeitigen Zeitpunkt nicht geplant, so Hess. Ohnehin ist man bei Zur Rose der Ansicht, dass Click&Collect und Same-Day-Delivery nur Zusatzangebote für die Kunden sind und die meisten auch in Zukunft die Next-Day-Delivery durch DocMorris nutzen. Deshalb werde der Anteil, der über die Partnerapotheken laufe, wohl gering bleiben, „jedenfalls nicht mehr als 50 Prozent“.

Noch ist das Rx-Geschäft bei DocMorris einstellig rückläufig, was laut Finanzvorstand Marcel Ziwicka am Papierrezept und am Bonusverbot liegt. Allerdings sei man zuversichtlich, dass man mit dem E-Rezept als Marktführer in eine ganz neue Dimension vorstoße. Man sei zuversichtlich, noch im dritten Quartal das erste E-Rezept zu erhalten, sagte Hess. DocMorris sei jedenfalls bereit: Mit der neuen App könnten Kunden auch direkt ihre Token einscannen und an DocMorris senden.

Dass die für Mitte des Jahres angekündigte Spezifikation für Drittanbieter noch nicht da sei, berühre das eigene Geschäft nicht: Denn als Apotheke sei man ohnehin direkt an den Server der Gematik angebunden. Der Zeitplan sei eng, aber man sei überzeugt, dass die Gematik liefern werde, genauso wie alle anderen Beteiligten, so Hess.

Seitens der Verbraucher sei die Offenheit infolge der Corona-Krise größer als je zuvor, so Hess: Nicht zuletzt bei den Zertifikaten hätten die Menschen gelernt, wie sie mit Apps und QR-Codes umgehen müssen. „Wir glauben, dass sich deutlich mehr Verbraucher in der nahen Zukunft für eine Versandapotheke entscheiden werden.“

Mit Blick auf das E-Rezept hatte Zur Rose im vergangenen Jahr mit Apotal einen weiteren Versender mit Spezialisierung auf Chroniker übernommen. Ziwicka rechnete vor, dass 1,1 der insgesamt 3,6 Millionen Neukunden durch den Zukauf gewonnen wurden, der Rest organisch zum Beispiel durch Werbemaßnahmen. Insgesamt habe man damit 11 Millionen Kunden, davon 2,5 Millionen Chroniker. Mehr als 14 Millionen Euro hat Zur Rose im ersten Halbjahr für Investitionen rund um das E-Rezept ausgegeben, insbesondere die Kampagne, weitere 6 Millionen Euro für neue Geschäftsbereich wie die Plattform.

CEO Walter Oberhänsli sprach vom spannendsten Jahr in seiner mehr als 20-jährigen Karriere. Mit dem E-Rezept könnte der Marktanteil des Versandhandels im Rx-Bereich mittel- bis langfristig auf mehr als 10 Prozent ansteigen. Gerade erst in dieser Woche sei man noch einmal in Schweden gewesen, um sich die Prozesse und Strukturen im Detail anzusehen. Bei Zur Rose stellt man sich auf den Ansturm ein: Nicht nur soll das Vertriebszentrum erweitert werden. Auch Schließungen von Niederlassungen in Deutschland soll es erst einmal nicht geben. Man weiß ja nicht, ob man die Kapazitäten demnächst brauchen wird.