Immer mehr digitale Verordnungen

Apotheke ändert E-Rezept erfolgreich – hoffentlich

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Berlin -

Das E-Rezept wird für Apotheken immer präsenter. Auch in der Bienen-Apotheke von Carolin Schmid werden mehr digitale Verordnungen eingereicht. Nachdem bei der Premiere der Din A4-Ausdruck noch in der Rezeptabholbox landete und das Rechenzentrum schimpfte, ist das Team mittlerweile eingespielter. Sogar die erste Änderung wurde digital eingepflegt. Vorsichtshalber werden die Kopien der QR-Codes aber noch gesammelt.  

Schmid führt die Apotheke seit 21 Jahren. „Ich bin kein digitaler Vorreiter und mache nur das Notwendigste“, beschreibt sich die 50-Jährige. Vor etwa anderthalb Jahren sei die Software umgerüstet worden. Und trotzdem bekommt sie aus ihrem Umfeld gerade viele Rückmeldungen, dass das Einlösen von E-Rezepten in anderen Betrieben noch nicht möglich ist. Bei ihr werden etwa seit zwei Monaten verstärkt QR-Codes vorgezeigt. Besonders aktiv sei ein Zahnarzt in ihrer Region in Dortmund im Stadtteil Husen.

Zahnarzt verordnet digital

Das erste E-Rezept kam vor wenigen Wochen mit einer Zahnarztpatientin in die Offizin. „Sie kam mit einem DIN-A4-Zettel zu uns, mit dem QR-Code darauf. Wir haben einfach gemacht. Learning by doing ist die beste Methode, Neues anzugehen“, sagt sie. Wobei sie der Ablauf nicht nur „elektronisch“ gewesen sei – sondern eben mit dem viermal größeren Ausdruck. Mit der E-Rezept-App der Gematik sei bisher keine Kund:in erschienen.

Um ein E-Rezept vollständig digital zu übermitteln, benötigen die Versicherten die richtige „Ausrüstung“: eine neue NFC-fähige Gesundheitskarte von der Krankenkasse sowie die dazugehörige PIN. Ferner brauchen sie ein Smartphone, das ebenfalls NFC-fähig sein muss. Dann können sie den Schlüssel zum E-Rezept vom Arzt digital empfangen und mit einem Fingertipp an eine Apotheke vor Ort senden. Mit diesem Schlüssel kann die Apotheke auf das E-Rezept zugreifen, das Arzneimittel für den Patienten bereitlegen oder es ihm per Boten zustellen.

„Halb-digitale“ E-Rezepte

Bei Schmidt geht es derzeit noch „halb-digital“ zu: Das erste E-Rezept sei abgescannt worden und wie geplant in der Software erschienen. „Wir haben den Prozess abgeschlossen“, sagt die Apothekerin. „Ich habe beim Rechenzentrum angerufen und gefragt, ob wir das abrechnen dürfen? Dass das jetzt geht, ist beruhigend.“ Sicherheitshalber sei der Ausdruck behalten und gefaltet in die Rezeptbox zu den rosa Verordnungen für die Abrechnung gegeben worden. Eine weitere Kopie verblieb in der Apotheke – auch wenn das „nicht so ‚E‘“ sei.

Diesen Vorgang optimierte das Team zwischenzeitlich. Denn kurz nachdem die Rezepte abgeholt worden waren, rief ein Mitarbeiter des Rechenzentrums an. „Er schimpfte, weil wir das E-Rezept mit reingelegt haben“, sagt die Apothekerin schmunzelnd. Die Angestellten der Bienen-Apotheke bleiben jedoch dabei, den QR-Code in einem Ordner zu dokumentieren. „Man kann ihn im Nachhinein nicht mehr in der Software aufrufen.“ Weitere Schwachstellen seien in der Zahnarztpraxis festgestellt worden, wo die Angestellten offenbar besonders nach dem Wochenende Schwierigkeiten hätten: „Montagmorgens streikt die Technik dort häufiger“, so die Apothekerin.

Elektronischer Mülleimer und Nichtverfügbarkeit

Rund 20 E-Rezepte seien in den vergangenen beiden Monaten in der Bienen-Apotheke eingegangen. Gestern gab es eine weitere Premiere und Aufregung in der Offizin. Denn eine Praxis verordnete Clont. Das Antibiotikum ist jedoch außer Vertrieb, was nach dem Einscannen des QR-Codes angezeigt wurde. Dass es sich dabei um den Wirkstoff Metronidazol handelte, wurde nicht dargestellt. Nach 30 Jahren wisse man das aber, sagt die PTA, die die Verordnung bearbeitete. „Ich habe auf das Mülleimer-Symbol geklickt und dann kamen ein paar Fenster, um den Grund einzutragen.“ Weil eine Arztrücksprache nicht mehr möglich gewesen sei, notierte sie dort die Nichtverfügbarkeit und gab zusätzlich das entsprechende Sonderkennzeichen ein. „Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht.“

Schmid und ihr Team sehen dem E-Rezept gelassen entgegen. Natürlich beschäftige sie die Angst, dass dadurch der Versandhandel stärker werde und noch mehr Apotheken schließen könnten, sagt die Inhaberin. „Davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen. Man kann das E-Rezept nicht aufhalten, indem man sich dagegen sperrt.“ Für die Vor-Ort-Apotheke gebe es auch Vorteile: Rezeptkontrollen und manche Retaxationen entfielen. Für die Apotheken, die vom Fachkräftemangel stark betroffen seien, könne dies ein großer Vorteil sein. Ihrem Team bleibe dadurch mehr Zeit für die Kundschaft und weitere Dienstleistungen.

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