Corona-Ansturm auf Apotheken

Wo Boom und Einbruch am größten waren

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Berlin -

Die Corona-Krise hat den Apotheken im März einen Ansturm beschert, danach brachen die Kundenzahlen dramatisch ein. Die Unternehmensberatung Sempora hat analysiert, wie sich die einzelnen Produktgruppen im OTC-Markt entwickelt haben.

Zugrunde liegen Zahlen von Insight Health (Apotheke) und DatamedIQ (Versandhandel). Als Vergleich wurden die Abverkäufe in den Kalenderwochen (KW) 4 bis 6 herangezogen, analysiert wurden die Zahlen während des Booms in KW 9 bis 12 und die Zahlen nach Inkrafttreten der Kontaktsperre in KW 13 bis 16. Der Vergleich bezieht sich damit nicht auf das Vorjahr, sondern die Vorwochen.

OTC-Markt: Auf Boom folgt Absturz

Insgesamt legten die OTC-Abverkäufe in den Apotheken demnach um 32 Prozent zu, um danach auf 84 Prozent des Ausgangswertes zurückzufallen. Im Versandhandel brachte der Boom ein Plus von 14 Prozent, auch danach lag das Geschäft mit 92 Prozent näher am Ausgangswert. In einigen Kategorien waren das Auf und Ab besonders ausgeprägt:

Antiseptika und Desinfektion

Keine große Überraschung: Desinfektionsmittel verzeichneten den größten Anstieg unter allen OTC-Kategorien. In der Apotheke vor Ort lagen die Abverkäufe in der Spitze beim 3,9-Fachen des Ausgangswertes, im Versandhandel immerhin 79 Prozent darüber. Auch nach dem Boom liegen die Werte mit 146 beziehungsweise 125 Prozent noch über dem Ausgangsniveau. In den Apotheken dürfte der Wert sogar noch höher liegen, denn vielerorts wurden aus Mangel an Fertigprodukten in der Rezeptur aus den Ausgangsstoffen eigene Zubereitungen hergestellt.

Immunpräparate, Vitamin C

Wer gar nicht erst krank werden will, sollte bei grassierenden Infektionswellen sein Immunsystem fit halten. Die entsprechende Produktkategorie erfreut sich daher großer Beliebtheit: In der Offizin haben sich die Abverkäufe zeitweise verdreifacht, im Versandhandel immerhin mehr als verdoppelt (plus 134 Prozent). Auch hier hält der Boom an, wenn auch in geringerem Umfang: Die Apotheken liegen 14 Prozent über dem Ausgangswert, der Versandhandel auf dem Niveau aus dem Januar – zu berücksichtigen ist, dass die klassische Erkältungssaison mittlerweile beendet ist.

Antihistaminika, systemisch

Nicht auf Corona zurückzuführen ist der Anstieg bei Antiallergika: Anfang März war die Nachfrage mehr als doppelt so hoch wie im Januar, Ende März lag sie beim 3,4-Fachen. Offizin und Versandhandel weisen hier parallele Entwicklungen auf.

Analgetika

Ein Medikament gegen Corona gibt es nicht, behandelt werden vor allem die Symptome. Viele Verbraucher haben sich daher mit schmerz- und fiebersenkenden Mitteln eingedeckt. Hier wuchsen die Abverkäufe in der Spitze um 80 Prozent; während die Abverkäufe in den Apotheken vor Ort auf drei Viertel des Ausgangsniveaus gefallen sind, sind sie im Versandhandel nach wie vor relativ stabil.

Hand- und Nagelpflege

Wo viel desinfiziert wird, leidet die Haut. So gesehen zogen Sterilium & Co. die Kategorie Handpflege mit, die sich seit Beginn der Corona-Krise verdoppelt hat. Im Versandhandel kam der Boom erst später – und hält ebenfalls an. Andere Kosmetikkategorien – etwa Gesichts- oder Körperpflege – weisen kein Wachstum auf.

Erkältungspräparate

Auch bei den Produktgruppen der Expektorantien, Halsschmerzpräparate, Grippemittel, Rhinologika und Inhalate lässt sich ein deutlicher Anstieg um 50 bis 80 Prozent sehen – vor allem im Versandhandel. Allerdings könnte es sich auch hier um ein saisonales Phänomen handeln, jedenfalls sind die Abverkäufe seit KW 13 auf 30 bis 50 Prozent des Wertes im Januar zurückgegangen.

Sonstiges

Vergleichsweise wenig Bewegung war bei den übrigen großen OTC-Kategorien zu verzeichnen: Topische Antirheumatika, Mineralstoffpräparate, Magen-Darm-Mittel und Dermatika legten vorübergehend um 10 bis 30 Prozent zu und lagen zuletzt unter dem Vergleichszeitraum.

 

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