Spahn zu Corona-Maßnahmen

„Wir würden den Einzelhandel heute nicht noch einmal schließen“

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Berlin -

Bei privaten Feiern und anderen Veranstaltungen kommt es innerhalb Deutschlands laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn derzeit zu den meisten Corona-Neuinfektionen. Außerdem bringen Reiserückkehrer das Virus mit nach Hause. Daher appelliert Spahn, die bekannten Hygieneregeln weiterhin einzuhalten und Partys nur im engeren Familienkreis zu feiern. An der kostenlosen Corona-Teststrategie will Spahn festhalten.

Die Debatte über kostenpflichtige Tests für Reiserückkehrer sei zu „eindimensional“, so Spahn. Er verstehe zwar den ersten Impuls für solche Forderungen, aber: „Wo hören wir auf?“ Müssten sich Fußballer einen Bänderriss leisten können oder Gartenliebhaber einen Sturz von der Leiter, fragt Spahn. Kosten setzten falsche Anreize, sich den Tests zu entziehen. „Wir haben ein hohes Interesse daran, möglichst viele zu testen, wir sind mit dieser Strategie gut gefahren“, so Spahn weiter. Andererseits müsse man immer wieder darauf hinweisen, dass „wir uns solidarisch verhalten müssen.“ Außerdem dürfe man die Testung an Grenzen und Flughäfen durch Geldeinsammeln nicht noch schwerer machen.

Laut Spahn zeigen die aktuellen Zahlen über Corona-Neuinfektionen, dass der Anstieg mit den Reiserückkehrern und mit der vermehrten Testung zu tun hat. Insbesondere der Anstieg der Corona-Fälle bei Jüngeren stehe darüber hinaus im Zusammenhang mit Partys und Veranstaltungen. „Besorgniserregend“ sei der Anstieg der Zahlen, so Spahn. Mit den aktuellen Neuinfektionen könne das Gesundheitssystem zwar umgehen, sie seien aber eine „Warnung für uns, die Zahlen zu stabilisieren“. Es gebe inzwischen in Deutschland kaum noch einen Landkreis ohne Neuinfektionen.

Auch die Entwicklung in Spanien zeige, wie „überraschend schnell sich das Coronavirus wieder ausbreiten kann“. Ihm sei sehr bewusst, dass die Reisewarnung eine „sehr einschneidende Entscheidung“ gewesen sei für Urlauber, für die Tourismusbrachen und auch für Spanien. Er habe mit dem spanischen Gesundheitsminister darüber gesprochen. Dieser habe Verständnis gezeigt.

Für die weitere Entwicklung im Herbst und Winter „müssen wir wachsam und aufmerksam bleiben“ und die Corona-Maßnahmen „nochmal abstufen“, so Spahn. Erste Priorität hat laut Spahn die Fortsetzung des Regelbetriebs von Kitas und Schulen. Zweitens müssten Wirtschaft und Handel „soweit es geht“ geöffnet bleiben, um die wirtschaftliche Erholung fortzusetzten und Arbeitsplätze zu erhalten. „Wir würden den Einzelhandel heute nicht noch einmal schließen“, so Spahn. Das sei zwar im April richtig gewesen, aber die Erfahrung habe gelehrt, dass die Maskenpflicht ausreichend sei.

Auf andere Dinge könne und müsse aber weiterhin verzichtet werden. Als Beispiel nannte Spahn Schützenfeste. Auch habe man das Oktoberfest nicht abgesagt, um es in privaten Räumlichkeiten nachzufeiern. Die Absage von größeren Veranstaltungen sei auch deswegen erforderlich, um Busse und Bahnen für Schüler und Berufspendler freizuhalten und „nicht für diejenigen, die zu Veranstaltungen fahren“.

Die Bundesregierung werde mit den Ländern daher nochmals über das Thema Veranstaltungen beraten: „Welche Form von Veranstaltung wollen wir“, so Spahn. Wirte hätten ihm berichtet, dass es nach dem dritten Bier fast unmöglich sei, dass sich alle noch an die Corona-Regeln hielten: „Das Virus verbreitet sich besonders schnell bei geselligen Veranstaltungen aus.“

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