Schutz oder Risiko

Wie gefährlich ist Nano-Silber in Masken? Cynthia Möthrath, 04.08.2020 15:12 Uhr

Masken mit Nano-Silber werden als besonders wirksam gegen Sars-CoV-2 beworben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt jedoch aufgrund der unzureichenden Datenlage vor der Nutzung. Foto: StudioLaMagica/shutterstock.com
Berlin - 

Zum Schutz vor dem aktuellen Coronavirus Sars-CoV-2 werden verschiedene Maskenarten beworben. Einige setzen auf spezielle Beschichtungen oder eingewebte Materialien, die antiviral wirken sollen. Unter anderem werden beispielsweise Masken mit Nano-Silber angeboten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht den Einsatz kritisch und warnt.

Immer wieder gibt es Diskussionen über die Schutzwirkung und den Nutzen der verschiedenen Alltagsmasken. Durch das Tragen soll eine größtmögliche Schutzwirkung erreicht werden. Deshalb wollen sich einige Hersteller nicht mit „normalen“ Masken zufriedengeben. Im Internet werden häufig Masken mit einer Nano-Silber-Beschichtung angeboten. Diese soll antiviral wirken und zudem das oftmals gefürchtete Kohlendioxid reduzieren.

Masken dieser Art werden damit beworben, Viren und Bakterien aus der Atemluft unschädlich zu machen und abzutöten – daher würden sie einen Schutz vor Mikroorganismen bieten und seien tudem auch für empfindliche Personen wie Allergiker oder Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen gut geeignet. Auch in vielen Apotheken wird mittlerweile gezielt nach Nano-Silber-Masken gefragt. Doch wie sinnvoll ist das Tragen einer solchen Maske?

Studie liefert Hinweise auf inaktivierende Effekte

Erst kürzlich wurde eine Studie veröffentlicht, bei der eine Silber-Nanocluster-Lösung, auf eine Atemschutzmaske aufgebracht wurde. Dabei beschrieben die Autoren einen viren-inaktivierenden Effekt. Die Beschichtung könne den Titer von Sars-CoV-2 vollständig auf null reduzieren. Zudem könne das Nano-Silber auf praktisch jeder Art von Filtermedien, sowie auf Metall-, Keramik-, Polymer- und Glasoberflächen aufgetragen werden. Es könne daher einen wirksamen Beitrag zur Sicherheit in überfüllten Bereichen wie Supermärkten, Produktionsstätten, Schulen oder Krankenhäusern leisten, erläutern die Autoren. Zudem könne durch die Beschichtung die Lebensdauer von Filtermasken und Filtermedien verlängert werden – die Abfallmenge durch Masken könne somit verringert werden.

BfR rät von Nano-Silber-Masken ab

Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist vom Einsatz solcher Masken nicht überzeugt. „Über die Wirkung von Nano-Silber auf Viren ist bisher nur wenig bekannt“, erläutert es in einer Stellungnahme. Für Coronaviren gebe es vereinzelte Studien, die einen moderaten inaktivierenden Effekt zeigen, dieser hänge jedoch auch von der Art der Nanopartikel und deren Applikation ab. Im Hinblick auf die Aufnahme in den Organismus, die Verteilung sowie die mögliche Wirkung auf Zellen und Gewebe könne es Unterschiede zwischen den verschiedenen Silberformen geben. Daher könnten Erkenntnisse, die zu gesundheitlichen Risiken einer bestimmten Form von Silber gewonnen wurden, nicht unmittelbar auf andere Formen übertragen werden.

Die Experten geben außerdem zu bedenken, dass es beim Tragen von Behelfsmasken durch Atemkondensat oder Speichel möglicherweise zu einer Freisetzung von Silberionen kommen kann. Eine abschließende Bewertung der gesundheitlichen Risiken von silberbeschichten Behelfsmasken sei aufgrund fehlender Studien und Daten daher zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Auch längerfristige Risiken wie Auswirkungen auf die Mikroflora der Haut und eine mögliche Resistenzentwicklung bei Bakterien seien bislang nur unzureichend erforscht. Daher rät das BfR zunächst auf den Einsatz von nanoskaligem Silber und nanoskaligen Silberverbindungen in Lebensmitteln und in verbrauchernahen Produkten zu verzichten – solange, bis die Datenlage eine abschließende Bewertung erlaubt und bis wesentliche offene Fragen zur Resistenzausbreitung geklärt sind.

Was ist eigentlich Nanosilber?

Bei Nanosilber handelt es sich um kleinste, elementare Silberpartikel, die kleiner als 100 Nanometer sind. Partikel solcher Art werden bereits bei Wundauflagen und Pflastern, Kosmetika oder Dermatika für Hauterkrankungen oder in spezieller Funktionskleidung eingesetzt. Die Silber-Ionen verbleiben auf der Hautoberfläche: Sie werden nicht resorbiert und bilden einen Ionen-Film auf der Haut. Dieser soll die aus Proteinen aufgebaute Zellstruktur der Bakterien zerstören und deren Stoffwechsel behindern. Dadurch soll die Ausbreitung verhindert und das Keimwachstum gestoppt werden. Nano-Partikel sollen aufgrund ihrer geringen Größe besser wirken als Mikro-Silber-Partikel. Sie sind jedoch so klein, dass sie im Verdacht stehen, vom Körper aufgenommen und resorbiert zu werden. Dabei könnten sie möglicherweise die Zellen und andere Proteinstrukturen schädigen und noch nicht absehbare Folgeschäden verursachen.