Selbst bei Kostenübernahme

USA: Jeder Dritte gegen Corona-Impfung

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Berlin -

Die ganze Welt wartet auf die erste zugelassene Covid-19-Impfung. Doch nicht alle wollen mitmachen. Wie hierzulande ist auch in den USA der Widerstand gegen Impfungen ein großes Problem. Wie groß, das zeigt jüngst eine Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Gallup. Demnach will sich mehr als jeder dritte Amerikaner nicht gegen Covid-19 impfen lassen – selbst wenn die Impfung kostenlos wäre. In den Umfrageergebnis spiegeln sich auch klar die aktuellen Bruchlinien der amerikanischen Gesellschaft entlang Parteipräferenz, ethnischer Zugehörigkeit und Wohnort.

Die USA sind wirtschaftlich und humanitär so stark von der Covid-19-Pandemie betroffen, wie kaum ein anderes Land. Von den 20 Millionen bestätigten Covid-19-Infektionen weltweit entfällt jede vierte auf die USA. Über 163.000 US-Bürger sind bereits verstorben, die Wirtschaft erlebt die härteste Krise seit der großen Depression – und eine Verbesserung der Lage ist nicht abzusehen. Man könnte also meinen, dass die US-Bürger so ungeduldig wie kaum jemand auf eine Impfung gegen das neuartige Coronavirus warten.

Doch der Anteil derer, die sich nicht impfen lassen wollen, ist überraschend hoch: Der repräsentativen Umfrage zufolge gaben 35 Prozent der Befragten an, dass sie selbst dann keine Covid-19-Impfung haben wollen, wenn sie von der Arzneimittelbehörde FDA zugelassen wurde und kostenlos ist. Weniger überraschend hingegen: In den Ergebnissen der zwischen dem 20. Juli und dem 2. August durchgeführten Befragung spiegeln sich eindeutig die Auffassung der jeweils unterstützten Parteien: Während sich 81 Prozent der Demokraten impfen lassen würden und nur 19 Prozent eine Impfung verweigern würden, sind die Impfgegner unter den Republikanern sogar in der Mehrheit. 53 Prozent von ihnen gaben an, sich nicht impfen lassen zu wollen, gegenüber 47 Prozent, die das wollen.

Doch auch die Trennung nach Wohnort scheint eine große Rolle zu spielen. Das überwiegend weiße Amerika jenseits der Küstenmetropolen gilt als die wichtigste Machtbasis von US-Präsident Donald Trump. Entsprechend ist dort auch die Zahl derer besonders groß, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen würden: 44 Prozent gaben das an. Gallup sieht darin ein alarmierendes Zeichen: Das CDC, also das US-Äquivalent zum Robert-Koch-Institut, habe bereits festgestellt, dass langanhaltende Ungleichheit bei sozialer und Gesundheitsversorgung dazu geführt hätten, dass Bewohner ländlicher Regionen einen höheres Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken oder einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden.

Ebenfalls besorgniserregend sei die Tatsache, dass mit 41 Prozent auch überdurchschnittlich viele Eltern von minderjährigen Kindern angegeben haben, sich und ihre Kinder nicht impfen lassen zu wollen. Genauso hoch war der Anteil nicht weißer Amerikaner, die eine Impfung ablehnen. Unter ihren weißen Mitbürgern sind es mit 33 Prozent etwas weniger als im Gesamtdurchschnitt. Auch das sei besonders zu erwähnen vor dem Hintergrund, dass vor allem Schwarze und Latinos aufgrund sozio-ökonomischer Ungleichheit besonders schwer von der Pandemie betroffen sind.

Ein kleiner Lichtblick sei immerhin die Verteilung nach Alter. Denn vor allem die Jüngeren und die Älteren zeigen sich impfwillig: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen antworteten 76 Prozent mit ja, in der Gruppe der über 65-Jährigen immerhin noch 70. Am geringsten ist der Wert in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen. Hier gaben nur 59 Prozent an, dass sie sich kostenlos gegen Covid-19 impfen lassen würden.

Gallup warnt davor, die Umfrageergebnisse im Kampf gegen die Pandemie auf die leichte Schulter zu nehmen. „Entscheidungsträger in Regierung, Gesundheitswesen, Industrie und Bildung werden einberechnen müssen, dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung zögern werden, sich impfen zu lassen, selbst wenn es nichts kostet“, so das Institut in Washington, D.C. „Einige der am meisten gefährdeten Gruppen, darunter Nicht-Weiße und Amerikaner in ländlichen Gebieten, könnten darüber hinaus nicht nur zögern, sondern sich sogar weigern, geimpft zu werden.“ Allerdings sei auch zu beachten, dass das Phänomen nicht neu sei. Bei einer Gallup-Umfrage anlässlich der Einführung der ersten Polio-Impfung im Jahr 1954 lag die Ablehnung mit 31 Prozent beinahe genauso hoch. „Entscheidungsträger, die sich für eine Impfung aussprechen, täten gut daran, zu schauen, was damals die öffentliche Meinung zugunsten der Impfungen gedreht hat“, so Gallup.

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