Wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen

US-Regierung will Rechte für Corona-Impfstoff dpa/ APOTHEKE ADHOC, 15.03.2020 12:36 Uhr

An einem Impfstoff gegen das aktuelle Coronavirus wird an mehreren Standorten geforscht. Eine führende Rolle dabei übernimmt das Tübinger Unternehmen CureVac. Die US-Regierung möchte sich die Rechte an dem Impfstoff sichern. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Tübinger Biotechfirma CureVac nimmt aktuell eine führende Rolle bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus ein. Das Unternehmen bekam bereits Ende Januar zusätzliche Gelder für Forschung und Entwicklung. Die US-Regierung möchte sich nun die Rechte an dem Impfstoff sichern – die deutsche Regierung versucht dies zu verhindern.

Eine weitere wirtschaftspolitische Auseinandersetzung im Rahmen der Corona-Krise steht bevor – zwischen Deutschland und den USA kommt es beim Thema Impfstoffentwicklung zu Meinungsdifferenzen. Grund: US-Präsident Donald Trump versuche den Impfstoff exklusiv für Amerika zu sichern. Durch hohe finanzielle Aufwendungen sollen deutsche Wissenschaftler anscheinend motiviert werden, die Entwicklung nach Amerika zu verlagern.

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas, äußert sich wie folgt zu der Situation: „Es handelt sich hier um eine ethische, nicht wirtschaftliche oder gar nationale Frage. Wenn es einen Impfstoff gibt, muss er allen zur Verfügung stehen. Alles andere wäre ein Skandal. Bei einer Pandemie geht es um alle Menschen und nicht um ‚America first‘.Unsere Forscherinnen und Forscher sind im europäischen Verbund organisiert. Vor wenigen Tagen hat die Bundesregierung noch mal 140 Millionen Euro für die Corona-Forschung freigegeben. Die Bundesregierung muss zusammen mit dem Tübinger Unternehmen CureVac alles dafür tun, dass ein entwickelter Impfstoff für alle Menschen sichergestellt wird.“

Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger, Robert Shiller, sieht die Glaubwürdigkeit des US-Präsidenten Donald Trump im US-Wahlkampf von der Corona-Krise gefährdet. Bislang hätten die Wähler „mit einigem Amüsement“ Trumps „tägliche Eskapaden verfolgt“, so Shiller. „Nun aber wird ernsthaft über die Schwächen des amerikanischen Gesundheitssystems diskutiert. Es gibt so viele Menschen in den USA, die nicht versichert sind, die keinen Arzt finden und die nicht mal getestet werden. Das vergrößert zweifellos die Chancen der Demokraten.“

Die US-Regierung habe zu spät auf die Epidemie reagiert. „Trump war mehr damit beschäftigt, die Leute in Sicherheit zu wiegen, als wirksame Maßnahmen gegen die Krankheit in Gang zu setzen“, sagte Shiller. Nun seien alle „überrascht, wie sehr die Krise das öffentliche Leben beeinträchtigt“. Trump behaupte, er habe für eine starke Wirtschaft, niedrige Arbeitslosigkeit und hohe Aktienkurse gesorgt.

Zuletzt verkündete Trump: „Wir werden alle Reisen von Europa in die USA für die nächsten 30 Tage aussetzen.“ Amerikaner, die sich entsprechenden Tests unterzögen, seien ausgenommen. Die Maßnahme gelte außerdem nicht für Reisende aus Großbritannien. Trump sagte zur Begründung, die EU habe nicht dieselben Schutzmaßnahmen wie die USA ergriffen und Reisen aus China nach Europa nicht früh genug gestoppt.

CureVac hat über die internationale Impfstoffinitiative CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations), an der auch Deutschland beteiligt ist, zunächst 8,3 Millionen US-Dollar (rund 7,5 Millionen Euro) für die beschleunigte Impfstoffentwicklung und -herstellung sowie klinische Studien erhalten, nun sind weitere Gelder zur Verfügung gestellt worden – die Bundesregierung hatte weitere 140 Millionen Euro für die Corona-Forschung freigegeben.