Initiative fordert Hotline für Laientests

Testzentren: „Überflüssig wie Telefonzellen“ Alexandra Negt, 25.02.2021 12:10 Uhr

Die Initiative Rapidtests begrüßt die Freigabe der Laientests, übt aber gleichzeitig Kritik an der Entwicklung der Testzentren. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die ersten drei Produkte für Laien zum direkten Erregernachweis von Sars-CoV-2 sind am Markt. Die wissenschaftliche Initiative Rapidtests begrüßt diese Zulassung – seit Monaten setzen sich die Experten für die Freigabe ein. Weniger erfreut ist die Initiative über den Ausbau der Testzentren. Dies sei eine Fehlentwicklung: Diese Zentren seien nicht nur personalintensiv, sondern seien für das regelmäßige Testen mit zu hohen Hürden verbunden.

Mit dem Motto „Test often – fast Turnaround“ machen sich die Mitglieder von Rapidtests seit Wochen für den großflächigen Einsatz von Schnelltests zur Eindämmung der Fallzahlen stark. Die Mitglieder der Initiative verfügen über einen naturwissenschaftlich-medizinischem Hintergrund und setzen sich in ihrer Freizeit für die schnelle Freigabe von Laientests ein. Umso größer war bei ihnen die Freude über die gestrige Freigabe der ersten drei Tests. Damit werde eine bisher vernachlässigte Möglichkeit, weitere Lockdowns abzuwenden, endlich genutzt. „Nach Berechnungen unseres Netzwerkes sind die Effekte eines breiten Ausrollens dieser Tests mindestens vergleichbar mit den Effekten des aktuellen Lockdowns in Hinblick auf die Senkung der Infektionszahlen“, erklärt Alexander Beisenherz, Mitbegründer der wissenschaftlichen Initiative.

Alle drei Tests arbeiten mit einer Probennahme aus dem vorderen Nasenbereich. Ein tiefer nasopharyngealer Abstrich gehört mit den neuen Laientests der Vergangenheit an. Die Angst vor einer falschen Probenahme ist laut Rapidtests weitgehend unbegründet, zumal sie ja im Vergleich zu professionellen Tests erleichtert wird. Rapidtests stützt sich hierbei auf eine Studie der Berliner Charité und des Universitätsklinikums Heidelberg. Bei einer Probenentnahme mittels einfachem Nasenabstrich aus dem vorderen Nasenbereich konnten bei einer Laiendurchführung ähnlich gute Ergebnisse erzielt werden wie bei der Durchführung durch medizinisches Personal.

Testzentrum müssten PCR-Tests machen

Weniger erfreut blickt die Initiative auf die Testzentren. Generell seien solche Anlaufstellen gut, doch das Prinzip müsste geändert werden. Testzentren könnten zwar „im Einzelfall von Personen genutzt werden, die sich einen Selbstabstrich der vorderen Nasenhöhle nicht zutrauen, sollten aber ansonsten vor allem einer schnellen PCR-Bestätigung von im Selbsttest positiv getesteten Personen dienen“, heißt es in einer Stellungnahme der Initiative. Es gehe um häufige und vor allem einfach durchzuführende Testungen. Der Besuch eines Testzentrums stelle immer auch eine Hürde dar. Zudem seien die Zentren sehr personalintensiv und dadurch eben auch kostenintensiv.

„Statt Zeit, Kosten und Energie in Testzentren zu investieren, sollten Bund und Länder zum Beispiel Telefonhotlines schaffen und groß angelegte Informationskampagnen zum Nutzen eines breiten Public-Health-Screenings starten, damit die Selbsttests effektiver genutzt werden“, so die Meinung von Rapidtests. Die Zentren seien durch die Freigabe der Laientests quasi überflüssig. „Das ist vergleichbar mit dem Aufbau einer Telefonzelleninfrastruktur, obwohl es bereits Handys gibt“, sagt Carsten Pfeiffer, Pressesprecher der Initiative.

Zeit in Information stecken

Es sei nun vorrangig wichtig, über die Tests zu informieren. Was können sie und wo sind ihre Grenzen? Diese Fragen müssten geklärt werden. Nur so könnten die Nutzer:innen die Tests einerseits richtig anwenden, andererseits die Ergebnisse und Konsequenzen auch richtig einordnen. Rapidtests bietet hierzu bereits breit gefächerte Aufklärungsarbeit, gleichzeitig fordert die Initiative aber auch den Bund und die Länder auf, hier stärker aktiv zu werden.

Die Preise für die Tests müssten so gering wie möglich gestaltet werden, sodass die finanziellen Hürden zur regelmäßigen Testung aus dem Weg geräumt werden. Für Rapidtests steht fest, dass sich eine Kostenübernahme seitens des Staates somit durchaus rechtfertigen ließe. „Zudem sollte den Anwender:innen Unterstützung im Falle eines positiven Testergebnisses angeboten und einen Einkommensausgleich für einen möglichen Arbeitsausfall garantiert werden. Dies ist für die Motivation zur Teilnahme unerlässlich.“