Verteilaktion wegen ausbleibender Scheine verschoben

Stadtroda: Apotheke schickt Masken-Mobil auf die Dörfer

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Berlin -

Der Ansturm bei der Maskenverteilaktion im Dezember hat zahlreiche Apotheken an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht. Viele versuchen deshalb, im zweiten und dritten Durchgang elegantere Lösungen zu finden. Manche liefern Masken aus, andere verschicken sie direkt. Die Rodalia-Apotheke im thüringischen Stadtroda geht ihren eigenen Weg: Sie fährt mit einem „Masken-Mobil“ die Ortschaften in ihrem Einzugsgebiet ab und bietet jeweils ein Zeitfenster, in dem Anwohner ihre Masken abholen können – zumindest theoretisch. Denn die verspätete Zusendung der Berechtigungsscheine machte ihrem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung.

Anwohner der Ortschaften rund um Stadtroda erhalten den zweiten Schwung ihrer kostenlosen FFP2-Masken nach Hause geliefert – fast zumindest: Die Rodalia-Apotheke entsendet nämlich ein Masken-Mobil, das an öffentlichen Plätzen jeweils eine halbe Stunde steht, um den Anwohnern gegen ihren Bezugsschein Masken abzugeben. Für Inhaberin Liana Weise ist das nicht nur ein Service an der Bevölkerung, sondern auch an ihren eigenen Mitarbeitern: „Sie kennen ja die Bilder aus dem Dezember, so sah es auch bei uns aus“, sagt sie. „Wir haben zu siebt bedient und hatten noch jemanden draußen stehen, der nur Masken abgegeben hat. Das war eine absolute Herausforderung, die wir zwar gemeistert haben, aber nicht nochmal brauchen.“

Also machte sie sich Gedanken, wie sie die Maskenabgabe so organisieren kann, dass nicht nur ihrem eigenen Team der Ansturm erspart bleibt, sondern auch die Bewohnern der ländlichen Gegend rund um Stadtroda den Weg nicht auf sich nehmen müssen. „Ich fände es unnötig, wenn sich die Menschen die Mühe machen müssten, mehrere Kilometer hierher zu fahren, um die Masken abzuholen, sagt sie. Ihre Idee, wie sich das vermeiden lässt: ein Masken-Botendienst, der die umliegenden Ortschaften abfährt und dort die Masken aus dem Auto heraus abgibt. „Wir haben einen zweiten Botendienst, der drei Tage lange nichts anderes macht, als die Dörfer abzufahren.“ Dort steht dann in zentraler Ortslage je eine halbe Stunde ein weißer Opel Corsa mit einem Kofferraum voller FFP2-Masken. Die Anwohner kommen ans Fahrzeug, geben Berechtigungsschein und zwei Euro Zuzahlung ab, werden vom eigens geschulten Fahrer noch kurz über die richtige Verwendung der Masken aufgeklärt und alle sind glücklich.

So einfach war es in der Theorie. In der Praxis gestaltet es sich mal wieder etwas schwieriger: Am Sonntag hatte Wiese nämlich eine Anzeige im Amtsblatt Stadtroda, in der sie die Aktion ankündigt und eine Übersicht liefert, wann das Masken-Mobil in welchem Ort steht: Vom 12. bis 14. Januar fährt die Apotheke zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr jeweils ein gutes Dutzend Dörfer ab. Vonseiten der Apotheke ist also alles bereit – einzig die Berechtigungsscheine fehlen noch.

„Wir mussten die die Anzeige bereits im Dezember schalten“ erklärt sie. „Wir hatten damals schon befürchtet, die zweite Januarwoche wäre zu späte für die Aktion und dass viele Kunden schon vorher in die Apotheke kommen, um ihre Berechtigungsscheine abzugeben. Am Ende war es dann zu früh.“ Die Kassen hängen nämlich mit dem Versand der Scheine hinterher, Weise musste die Aktion vorerst abblasen und an allen Stellen, wo die Abgabe erfolgt wäre, Aushänge anbringen, in denen die Anwohner informiert werden, dass die Aktion nachgeholt wird.

Weise macht die Verzögerung beim Versand der Scheine wütend. „Für einige Patienten kann das voraussichtlich noch einige Wochen dauern“, sagt sie. „Das benachteiligt genau jene Patienten, die ihre Maske wirklich nutzen und nach einer adäquaten Zahl von Trageeinheiten diese auch wieder entsorgen.“ Für die wolle sie nun eine Zwischenlösung anbieten, wie sie erklärt: Kunden aus Risikogruppen, die dringend eine Maske benötigen, können bei ihr zwei Masken gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro erwerben, die sie später bei der Abgabe des Berechtigungsscheins zurückerhalten. „Natürlich ist wieder ein Teil, der nicht der Sparte ‚Aufwand reduzieren‘ zuzuordnen ist, aber vielleicht ist es wenigstens eine pragmatische Lösung für alle Seiten.“

Nachgeholt werden soll die Aktion Masken-Mobil voraussichtlich in zwei Wochen. „Aber ich würde erst einmal die kommende Woche abwarten, was wir da noch an Nachrichten erhalten.“ Sie schätzt, dass sie rund 20.000 Masken aus dem Auto abgeben wird, „aber das ist eine völlig in den Raum geworfene Zahl, die darauf basiert, dass wir im Dezember rund 15.000 Masken abegegeben haben.“ Negative Reaktionen von Mitbewerbern habe sie wegen der Aktion bisher nicht erhalten, erklärt Weise. „Die Menschen haben Interesse an der Aktion, was von den Mitbewerbern kommt, werden wir sehen, die Anzeige wurde ja erst Sonntag veröffentlicht. Ich glaube nicht, dass in unserer Region Apotheken gegen Apotheken kämpfen, sondern wir kämpfen gemeinsam gegen den Versandhandel!“

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