100 Tage Corona-App

Spahn: Nur jeder Zweite meldet Corona-Infektion APOTHEKE ADHOC, 23.09.2020 14:27 Uhr

Corona-App: „Ich möchte alle Nutzer aufrufen: Bitte nutzen Sie dieses Werkzeug in der Pandemie auch”, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

18,4 Millionen Mal wurde die Corona-Warn-App in den vergangenen Wochen heruntergeladen. 100 Tage nach dem Start der Anwendung hat die Bundesregierung nun ihre erste Zwischenbilanz gezogen: 5000 Mal warnten Nutzer ihre Kontakte. Allerdings meldete nur jeder zweite Nutzer sein positives Testergebnis tatsächlich.

„Die App ist mittlerweile fester Bestandteil des Pandemiealltags“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn. Mit 18 Millionen Downloads zähle die Anwendung etwa so viele Nutzer wie die Apps aller anderen europäischen Länder zusammen. Mittlerweile wurden 1,2 Millionen Testergebnisse über die angebundenen Labore übertragen. Insgesamt hätten in den vergangenen Wochen 5000 Nutzer ihre Kontakte über die App gewarnt. Bei je 10 bis 20 Kontakten hätten so einige Zigtausend Menschen informiert werden können. Eine genaue Zahl ist jedoch nicht bekannt. Allerdings habe nur jeder zweite Nutzer seine positiven Testergebnisse tatsächlich gemeldet.

„Das heißt, es gibt die Rückmeldung, es liegt ein positives Testergebnis vor, und eigentlich wäre es dann aus unserer Sicht sehr wünschenswert, wenn man dann den einen Knopf drückt, um die Kontakte, die man gehabt hat, zu informieren und sie dazu auffordert, einen Test zu machen”, so Spahn. Das passiere jedoch nur bei der Hälfte der Nutzer: „Ich möchte alle Nutzer aufrufen: Bitte nutzen Sie dieses Werkzeug in der Pandemie auch.”

„Für mich ist die App ein sehr wichtiges Projekt, weil wir schnell zeigen konnten, dass in der Bundesregierung Agilität möglich ist, und weil Abstimmungsprozesse selten so schnell laufen“, sagte Staatsministerin Dorothee Bär. Die Ermittlung von unbekannten Kontakten könne nur funktionieren, wenn die App nicht nur installiert sei, sondern auch genutzt werde. Das Ziel sei es, alle zu erreichen, auf deren Smartphone die App läuft. „Für mich ist die App ein Liebesbeweis an alle, um die Sie sich sorgen.” Laut Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom, gibt es in Deutschland noch 50 Millionen Geräte, auf denen die App installiert werden kann.

„Die letzten 100 Tage waren alles andere als einfach. Wir hatten 50 Tage Zeit, die App zu entwickeln“, so Höttges. Die gesamte Entwicklung sei zudem aus dem Homeoffice entstanden. Zu Beginn habe es große Probleme mit dem Zusammenspiel der Betriebssysteme von Google und Apple gegeben. „Beide haben stark von uns profitiert. Speziell auch auf der wissenschaftlichen Seite, wie man mit einer Bluetooth-Schnittstelle eine entsprechend verlässliche Messung machen kann.“ Auch äußerte sich Höttges zum Management der Hotlines, die mit der App verbunden sind. Dort würden täglich mehr als 1000 Anrufe eingehen, die im Schnitt länger als 20 Minuten andauerten. „Das ist nicht nur eine technische Befragung, sondern das ist auch ein Stück Seelsorge, weil sehr viele Menschen, die eine Meldung erhalten, auch betroffen sind und Rat brauchen.“ Als größte Herausforderung beschrieb der Telekom-Chef die technische Anbindung der Labore.

In den kommenden Wochen soll die App weiter ausgebaut werden. Künftig soll auch eine Symptomabfrage in die Anwendung integriert werden, gab SAP-Technikchef Jürgen Müller bekannt. Die Daten werden nicht weiter geteilt und nur auf dem Smartphone gespeichert. Sie sollen dabei helfen, abzuschätzen, wie kritisch eine Risikobegegnung tatsächlich war. Die Entwickler hinter der Corona-Warn-App haben bereits eine positive Bilanz gezogen. „Die App funktioniert, und wir arbeiten weiter an Verbesserungen“, sagte Peter Lorenz, Chefentwickler bei der Telekom-Tochter T-Systems. Das sei auch der Grund, warum sich inzwischen mehrere Länder an dem Open-Source-Code des deutschen Projektes bedienen würden.

Die deutsche Corona-Warn-App kann künftig in zehn weiteren europäischen Ländern eingesetzt werden. Zusätzlich zu Deutschland seien in der ersten Phase dann zehn weitere Länder dabei: Österreich, Tschechien, Dänemark, Estland, Irland, Italien, Litauen, Niederlande, Polen und Spanien. In diesen Ländern kommuniziere die App des Bundes auch mit den jeweiligen nationalen Corona-Warn-Apps. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) stellte auch in Aussicht, dass die Schweiz in den Verbund aufgenommen werde.