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Spahn: Kinder-Impfung auch ohne Stiko-Empfehlung

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Berlin -

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt weiterhin auf Corona-Schutzimpfungen für ältere Kinder und Jugendliche, auch wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) dafür keine allgemeine Empfehlung aussprechen sollte.

Der Impf-Wettlauf gegen Corona geht weiter: Mit Biontech hat der erste Hersteller eine EU-Zulassung für 12- bis 15-Jährige beantragt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) will voraussichtlich an diesem Freitag ihre Entscheidung dazu bekanntgeben. In Deutschland muss dann aber nicht zwingend eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für alle Kinder folgen: Momentan wisse man kaum etwas über die Nebenwirkungen von Corona-Impfungen bei Kindern, erklärte Stiko-Mitglied Rüdiger von Kries am Dienstag in der Sendung RBB-Spezial. „Bei unklarem Risiko kann ich zur Zeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird.“

Und auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betont, dass die Empfehlung keine Pflicht sei. Die Stiko gebe eine Empfehlung, sagte der CDU-Politiker in der Sendung „Frühstart“ bei RTL/ntv. „Im Lichte dieser Empfehlung können dann die Eltern mit ihren Kindern, den Ärztinnen und Ärzten die konkreten Entscheidungen treffen, ob jemand geimpft wird oder nicht.“ Dies sei eine individuelle Entscheidung.

Der Hersteller Biontech hat eine Zulassung seines Präparats ab zwölf Jahren bei der EMA beantragt. Mit einer Entscheidung wird noch bis Ende Mai gerechnet. Die Stiko behält sich aber eigene Klärungen für eine mögliche Impfempfehlung vor. Von Kries erwartet derzeit nicht, dass es eine allgemeine Empfehlung für alle Kinder geben wird. Vielmehr sollten chronisch kranke Kinder und Jugendliche von der Zulassungserweiterung profitieren.

Stiko-Empfehlung erst viel später

Kinder sind biologisch gesehen keine kleinen Erwachsenen. Es reicht also nicht, eine Impfdosis einfach an ihre Körpergröße oder ihr Körpergewicht anzupassen. Dazu existiert bei Impfstoffen sowieso keine klare Dosis-Wirkung-Beziehung. Für jedes Medikament sind grundsätzlich eigene Studien in der jungen Altersgruppe nötig. Für den Antrag auf Zulassung für 12- bis 15-Jährige reichte Hersteller Biontech Testergebnisse von Untersuchungen an rund 1000 Teenagern ein.

Der Stiko ist das für ihre Empfehlung nicht genug. „Das ist deutlich zu gering, um seltene Komplikationen nach der Impfung vorhersagen zu können“, sagte Stiko-Mitglied Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt in Berlin, kürzlich im rbb-Inforadio. Deshalb warte das ehrenamtliche Gremium auf mehr Daten aus den USA und Kanada, wo der Impfstoff seit Mai an 12- bis 15-Jährige verabreicht wird. Es geht um eine Prüfung zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit. Die Stiko-Empfehlung werde deshalb wahrscheinlich erst deutlich nach der EMA-Entscheidung kommen, so Terhardt. Und sie könnte Einschränkungen enthalten – etwa, dass zunächst nur chronisch kranke Kinder geimpft werden sollten.

Spahn sagte: „Der Impfstoff wäre dann, wenn die EMA das macht, ein zugelassener Impfstoff auch für diese Altersgruppe.“ Schon vor Beginn der Sommerferien solle den ersten Kindern und Jugendlichen dann ein Impfangebot gemacht werden, erklärte er. „Wenn die Zulassung da ist, werden wir dann nach und nach – nicht allen auf einmal – Kindern und Jugendlichen über zwölf Jahren ein Angebot machen, sich impfen zu lassen.“

Eine Impfung als Voraussetzung zur Teilnahme am Präsenzunterricht lehnte der Gesundheitsminister jedoch ab: „Ich sehe nicht, dass wir eine verpflichtende Impfung haben werden für den Schulbesuch.“ So sehen es bislang auch die meisten Bundesländer: Impfangebot ja, Impfpflicht nein.

Spätfolgen noch weitestgehend unbekannt

Auch wenn Kinder in den meisten Fällen akut nicht so schwer erkranken wie Erwachsene, könnte eine zeitige Impfung mit Blick auf mögliche Langzeitfolgen sinnvoll sein. Denn Spätfolgen (Long Covid oder Post Covid), die teils auch erst Monate nach der Infektion auftreten oder sich verschlechtern, werden nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Minderjährigen beobachtet. Zur Dauer und Häufigkeit ist aber noch vieles unklar. Es habe den Anschein, dass Langzeitfolgen bei Kindern eher aufträten als die akute Erkrankung, sagte Charité-Virologe Professor Dr. Christian Drosten kürzlich im Podcast „Coronavirus-Update“.

 

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