Was steckt im Impfstoff aus China?

Sinovac: Totimpfstoff gegen schwere Verläufe

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Berlin -

In dieser Woche hat das Rolling-Review-Verfahren für den Impfstoff CoronaVac des chinesischen Herstellers Sinovac begonnen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) überprüft fortlaufend eingereichte Daten und Dokumente zu dem Impfstoff mit inaktiviertem Virus. Zwischenergebnisse aus zulassungsrelevanten Studien zeigen eine große Spannbreite bei der Wirksamkeit. Hier ein erster Steckbrief der Vakzine.

In den kommenden Wochen überprüft die EMA einen Impfstoff aus China. Bei dem Vakzin von Sinovac handelt es sich um einen Impfstoff auf Basis inaktivierter Sars-CoV-2-Viren. Bislang ist kein solcher Impfstoff gegen Covid-19 zugelassen. Für die Herstellung der Injektionslösungen wird zunächst die Zellinfektion mit Sars-CoV-2 genutzt. So wird das Virus mittels Zellreplikation in Zellkulturen vermehrt. Anschließend erfolgt die Inaktivierung. Hierfür wird ein spezielles Reagenz benötigt. Nach erfolgter vollständiger Inaktivierung kann der Totimpfstoff mit einem Adjuvans versetzt werden und abgefüllt werden.

Die Arbeiten zur Entwicklung des Impfstoffes begannen im Januar 2020 in Zusammenarbeit mit weiteren akademischen Forschungsinstituten in China. Im April 2020 erhielt Sinovac die Genehmigung zur Durchführung der Phase-I/II-Studien. Im Dezember gab der Hersteller bekannt, dass der Impfstoff einen hohen Schutz vor Covid-19 (79,34 Prozent) bieten soll. Die nun veröffentlichten Phase-III-Daten geben je nach Ausprägung der Schwere der Symptome unterschiedliche Wirksamkeiten an: 14 Tage nach der Zweitimpfung wies das Vakzin einen Schutz vor Infektionen mit oder ohne Symptome von 50,65 Prozent auf. Für Fälle, in denen eine medizinische Behandlung erforderlich wäre, betrug die Wirksamkeit 83,70 Prozent und für schwere und tödliche Verläufe betrug sie 100 Prozent.

Impfstoff nutzt gesamten Erreger

Somit wird Sinovac, im Falle einer Zulassung den ersten Impfstoff in der EU vermarkten, der auf dem gesamten Erreger beruht. Die anderen Vakzine nutzen lediglich das Spike-Protein. Auch Novavax nutzt nur gentechnisch hergestellte Virusantigene (ebenfalls mit Adjuvans). Totimpfstoffe kommen meist nicht ohne Wirkverstärker aus – ohne die Adjuvantien wird oftmals keine ausreichende Wirksamkeit erzielt. In einigen Fällen, beispielsweise bei der Verwendung von aluminiumbasierten Adjuvantien, ist der Einsatz umstritten. Auch Protein-Untereinheiten-Impfstoffe (Subunit-Impfstoffe) kommen nicht immer ohne Adjuvans aus. Ein bereits zugelassener Subunit-Impfstoff ist der Hepatitis-B-Impfstoff.

Der Impfstoff wurde im Rahmen der Phase-I/II-Studie in zwei Regimen verimpft – einmal mit 3 µg pro Dosis und einmal mit 6 µg pro Dosis. Die inaktivierten Viren liegen gelöst in einer Aluminiumhydroxid-Lösung vor. CoronaVac wird aus Vero-Zellen (Nierenzellen) von grünen Meerkatzen gewonnen. Diese wurden zuvor mit einem speziellen Stamm von Sars-CoV-2 beimpft. Die Inaktivierung erfolgte mit β-Propiolacton, einem cyclischen Ester. Danach wird das inaktivierte Virus konzentriert, gereinigt und mit Aluminiumhydroxid vermengt. Der Aluminiumhydroxidkomplex wird dann in einer Salzlösung und Wasser verdünnt, bevor er sterilisiert und zur Injektion filtriert wird.

Der theoretische Vorteil der Vakzine: Wird dem Körper der inaktivierte „Komplett-Virus“ injiziert, so reagiert der Organismus nicht nur auf das Spike-Protein, sondern auf alle vorhandenen Strukturen auf der Virusoberfläche. Der Körper ist in der Lage, eine breitere Immunantwort aufzubauen. Theoretisch wäre eine Immunisierung mit einem solchen Impfstoff dann wirksamer gegen Mutationen. Denn die bisherigen Mutationen betreffen oftmals das Spike-Protein. Inaktivierte Virusimpfstoffe können auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem verabreicht werden.

Erster Impfstoff in Einzeldosen

Sinovac kommt als Einzeldosisbehältnis auf den Markt. Jedes Vial enthält 0,5 ml mit 600 SU des inaktivierten Virus. Nach der Erstimpfung sollte nach 28 Tagen die zweite Impfung erfolgen. Vor dem Gebrauch muss der Impfstoff gut geschüttelt werden. Wie auch bei den anderen Impfstoffen kann es an der Injektionsstelle zu dermalen Beschwerden und Schmerzen kommen. Sehr häufig traten Kopfschmerzen und Müdigkeit nach der Impfung auf. Aber auch gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall waren häufig. In der Fachinformation von CoronaVac sind zudem Husten, Halsschmerzen und Schnupfen genannt.

Gelagert werden muss der Impfstoff bei Kühlschranktemperatur. Eine Verkaufseinheit enthält, zumindest in anderen Ländern, 40 Durchstechflaschen, entsprechend 40 Einzeldosen. Die Haltbarkeit nach Abfüllung beträgt ein Jahr.

Es liegen Meldungen vor, dass sich bereits mit CoronaVac Geimpfte erneut mit Sars-CoV-2 infizieren. Es geht um Fälle in Chile und auf den Seychellen. Hier kam es zu erneut hohen Infektionszahlen, obwohl ein Großteil der Bevölkerung schon geimpft war. Neben dem Produkt von Sinopharm wurde auf den Seychellen auch eine in Indien produzierte Variante des AstraZeneca-Impfstoffes verimpft.

 

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