Reaktion auf Corona-Krise

Preissprung bei Versandapotheken APOTHEKE ADHOC, 24.03.2020 13:41 Uhr

Berlin - 

Angebot und Nachfrage: Während die Apotheken vor Ort sich bemühen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Versorgung zu sichern, nehmen die Versender das schnelle Geschäft mit. Die gestiegene Nachfrage führt zu gestiegenen Preisen, wie eine Analyse der Marketingagentur Dr. Kaske zeigt.

Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen staunte nicht schlecht, als er in den vergangenen Tagen die Preise der Konkurrenz im Netz unter die Lupe nahm. Das vermeintliche Sonderangebot für Bronchipret – war das nicht der Listenpreis? Er schaute sich weiter um und kam zu dem Ergebnis, dass vielfach die Preise angehoben worden waren. Die Sonderangebote lagen oft nur noch wenige Cent unter dem Listenpreis. Sein Fazit: „Eine interessante Perspektive auf den Arzneimittelmarkt – Stichwort: Gewinnmitnahme.“

Und tatsächlich: Eine Analyse der Marketingagentur Dr. Kaske aus München bestätigt seine Eindrücke: Viele Preise liegen deutlich über dem Vorjahreswert:

  • Paracetamol Stada: plus 75 Prozent
  • Sterillium: plus 52 Prozent
  • Grippostad: plus 27 Prozent
  • Unizink: plus 26 Prozent
  • ACC: plus 16 Prozent
  • Paracetamol Hexal: plus 16 Prozent
  • Paracetamol Ratiopharm: plus 14 Prozent
  • Neo-Angin: plus 11 Prozent

Ebenfalls auffällig: Kommen Kunden über einschlägige Suchmaschinen, bezahlen sie deutlich mehr im Vergleich zum Vorjahr, als wenn sie direkt über den Webshop bestellen. Die Preise über Google Shopping lagen im Durchschnitt 17 Prozent höher, die Preise über Medizinfuchs immer noch 9 Prozent. Direkt im Shop lag die Preisdifferenz gegenüber dem Vorjahr insgesamt bei 7 Prozent.

Normalerweise finden sich laut Dr. Kaske die günstigsten Preise auf Medizinfuchs, gefolgt von Google Shopping. Den geringsten Rabatt gibt es im eigenen Webshop. Analysiert wurden laut Dr. Kaske die Preisniveaus der führenden zehn OTC-Produkte in den Top-5-Versandapotheken.

Am drastischsten waren die Preissprünge demnach bei Amazon. Sterillium kostete mit knapp 20 Euro fast das Zehnfache dessen, was Ärzte beim Anbieter Praxisdienst zahlen. Trotzdem war das Angebot nach zwei Tagen ausverkauft.

Und auch der Versandhandel kämpft mit Lieferengpässen; laut Dr. Kaske hat bei einigen Produkten die Verfügbarkeit seit Jahresbeginn deutlich abgenommen: An der Spitze liegt mit minus 92 Prozent Monapax, aber auch Sab simplex, Naratriptan Stada, Avène, Algovir und Vitamin B1 Ratiopharm gibt es deutliche Rückgänge.