Pandemieplan

Personenleitsystem: Bühler macht Apotheke Corona-fest

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Berlin -

Weil in Budapest nicht nur im Fach Pharmazie ein Student Corona-infiziert ist, hat Ungarn alle Universitäten des Landes geschlossen und die Studenten nach Hause geschickt. Das hat auch Nachwuchsapotheker Benedikt Bühler getroffen. Er ist zurück nach Karlsruhe gereist und hilft in der mütterlichen Apotheke. Übers Wochenende hat er die Rathaus-Apotheke jetzt Corona-tauglich gemacht, den jahrealten Schweinegrippe-Pandemieplan überarbeitet. Die Aushänge als Download gibt es hier. 

Orientiert hat sich Bühler nach eigenen Angaben an den Gebrüdern Florian und Stephan Peer, die in Brixen und Lana die Peer-Apotheken betreiben. Herausgekommen ist ein Maßnahmenbündel, wie es in nicht allzu vielen Apotheken in Deutschland existiert. Schon von außen sieht man der Rathaus-Apotheke die Veränderung von weitem an: Sogenannte „Transatoren“ weisen mit Absperrbändern und Hinweistafeln den Weg in die Apotheke.

Quasi über Nacht hat Bühler alles in die Wege geleitet. „Noch am Samstagabend habe ich mit einem Messebauer in Karlsruhe telefoniert und am Sonntagmorgen konnte ich die Transatoren abholen“, so Bühler. Das ging auch deswegen so schnell und unkompliziert, weil Messebauer wegen der Corona-Krise derzeit über Auftragsmangel klagen.

Über Nacht hat Bühler auch die verschiedenen DIN A4 großen Hinweistafeln entworfen und gefertigt: „Da habe ich mich an den Vorlagen der Peer Brüder bedient“, so Bühler. Auch hinter den Kulissen hat sich in der Rathaus-Apotheke viel getan: „Der bereits seit Jahren betriebsbereite Abholautomat wird jetzt sehr verstärkt angenommen“, so Bühler. Mehrmals am Tag muss er jetzt bestückt werden, weil die Kunden vermehrt vorbestellen – auch übers Internet. Und vor dem HV-Tisch hat die Rathaus-Apotheke Plexiglas-Scheiben aufgestellt, um das Infektionsrisiko zu vermindern.

Besonders augenfällig sind aber die Transatoren vor der Apotheke, die den Weg in die Offizin mit den Absperrbändern weisen. Rote Kreuze am Pflaster markieren im Abstand von 1 Meter die empfohlene Distanz zwischen wartenden Kunden. Denn der neue Pandemieplan beschränkt die Anzahl der Kunden in der Offizin auf fünf Personen: „Jeweils einer an den vier Kassenplätzen und einer in Warteposition am Stehtisch, wo er sich schon einmal die Hände desinfizieren kann“, so Bühler. Die Plakate sind mit verschiedenen Hinweisen versehen. In der Offizin liefern die Sichtwahl-Monitore jetzt ebenfalls aktuelle Corona-Infos.

Auch für die Mitarbeiter der Rathaus Apotheke gilt der neue Pandemieplan: Alle 30 Minuten muss die Eingangstüre zum Lüften für 15 Minuten geöffnet werden. Bühler: „Bei dem aktuell schönen Wetter steht die Türe immer offen.“ Nach jedem fünften Kunden wird der HV-Tisch desinfiziert. Die Mitarbeiter desinfizieren ihre Hände nach jedem Kunden, so Bühler. Auch eine mögliche Stufe 2 hat Bühler im Pandemieplan eingebaut: „Masken für alle Mitarbeiter liegen bereit und notfalls stellen wir auf einen Zwei-Schicht-Betrieb um.“ Und zwischen Back-Office und HV-Tisch soll der persönliche Kontakt schon jetzt so gering wie möglich gehalten werden.

Auch den täglichen Botendienst hat Bühler an die Corona-Lage angepasst: Die Arzneimittel werden beim Patienten vor der Türe abgestellt. Ein direkter Kontakt soll vermieden werden. Stammkunden können die gelieferte Ware per Rechnung bezahlen. „Andere Kunden müssen das Wechselgeld fertig in einem Briefumschlag bereithalten“, so Bühler. Den Zahlbetrag erfahren die Kunden vorab per Telefon. Bühler: „Haben Kunden kein passendes Kleingeld zu Hause, dann machen wir das Wechselgeld fertig.“ Weil der Pharmaziestudent noch nicht im Handverkauf in der Apotheke tätig sein darf, liefert Bühler jetzt selbst Medikamente aus.

Nicht nur über die ABDA-Haltung zum Rx-Versandhandelsverbot hat sich Bühler bekanntermaßen aufgeregt. Jetzt ärgert ihn, dass „die ABDA keinen Corona-Plan hat, den Apotheken keine konkreten Vorschläge zum alltäglichen Umgang mit der Krise zur Hand gibt“. Und etwas Hoffnung gibt die Corona-Krise Bühler für seine politischen Anliegen auch noch: „Jetzt sehen die Menschen, wie wichtig Vor-Ort-Apotheken flächendeckend sind“. Bühler erwartet, dass die Politik nach der Corona-Krise aus dieser positiven Erfahrung ihre Lehren zieht.

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