Malaria, Tuberkulose & HIV

Mehr Tote als durch Corona: Anstieg von Infektionskrankheiten

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Berlin -

Aufgrund der vorherrschenden Corona-Pandemie könnte es Experten zufolge vor allem in ärmeren Ländern zu einem Anstieg der Infektions- und Todeszahlen anderer Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose oder auch HIV kommen. Die Zahlen sind alarmierend.

Der Anstieg der Zahlen könnte drastisch sein. Zwar sind hierzulande die meisten Infektionskrankheiten unter Kontrolle – in manchen Ländern ist dem jedoch nicht so. Die Gesundheitssysteme sowie die Versorgung mit entsprechenden Medikamenten könnten in diesen Ländern durch die aktuelle Pandemie ernsthaft gestört werden, wie Forscher des Imperial College London kürzlich warnten. Berechnungen zufolge könnten in den folgenden fünf Jahren durch andere Infektionskrankheiten mehr Menschen sterben als durch das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 selbst.

Angst vor Ansteckung ist weiter groß

Obwohl es bereits kostengünstige Behandlungsoptionen und Mittel zur Prävention gibt, sterben weltweit jedes Jahr rund drei Millionen Menschen an Malaria und Tuberkulose. Die meisten davon leben in Ländern mit niedrigem Einkommen. Grund für die steigenden Infektions- und Todeszahlen ist vor allem die Angst vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2: Viele Menschen meiden noch immer medizinische Einrichtungen wie Arztpraxen oder Krankenhäuser. Daher werden viele notwendige Untersuchungen und Therapien nicht wahrgenommen, ebenso wie Präventionsmaßnahmen.

Die Forscher untersuchten Szenarien für den Verlauf der Corona-Pandemie: Durch einen Mangel an antiretroviralen Therapien könnte es bei HIV-Patienten zu Unterbrechungen der Behandlung kommen. In Südafrika könnten dadurch beispielsweise bis zu 10 Prozent mehr an der Erkrankung sterben. Die Tuberkulosezahlen könnten in dem Land sogar um 20 Prozent ansteigen, bei Malaria könnte es allein durch die Unterbrechung der Verteilung von Moskitonetzen eine Zunahme von 36 Prozent sein.

WHO warnte bereits im April

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte im April anlässlich des Welt-Malaria-Tags davor, dass in Afrika in diesem Jahr doppelt so viele Menschen an Malaria sterben wie in anderen Jahren, wenn der Kampf gegen die Infektionskrankheit durch die Coronavirus-Pandemie behindert wird. Im schlimmsten Fall rechnet die WHO nach Modellrechnungen südlich der Sahara mit 769.000 Toten – doppelt so viele wie 2018. Das wäre eine Todesrate wie zuletzt vor 20 Jahren.

Vorbeugen, bevor es zu Einschränkungen kommt

Die WHO rief dringend dazu auf, möglichst zügig wie bislang mit Insektenspray behandelte Moskitonetze und Medikamente zu verteilen, bevor Einschränkungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus solche Aktionen womöglich einschränken oder unmöglich machen. Mehr als 90 Prozent der Malaria-Infizierten weltweit leben und sterben nach WHO-Angaben in Afrika südlich der Sahara. Zwei von drei Toten seien Kinder unter fünf Jahren. Weltweit waren es 2018 nach Schätzungen etwa 228 Millionen Fälle und 405.000 Tote.

Malaria wird durch Parasiten hervorgerufen, die durch den Stich einer Stechmücke übertragen werden. Betroffen sind Regionen in den Tropen und Subtropen. Das Besondere: Die Erkrankung bricht erst aus, wenn sich die Malariaerreger in den Erythrozyten vermehren. Das bedeutet, die ersten Symptome treten je nach Erreger erst zwei bis vier Wochen nach der Infektion auf. Erste Anzeichen sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Schwäche und Schüttelfrost mit Schweißausbrüchen, Übelkeit, Schwindel und Gliederschmerzen.

 

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