Corona-Effekt bei Versandapotheken

Kuck über Oberhänsli: „Geschmacklos!“ APOTHEKE ADHOC, 20.03.2020 12:08 Uhr

„Kapitalismus pur“: Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck kritisiert die Aussagen von Walter Oberhänsli. Foto: Alexandra Beier
Berlin - 

Mit seiner Erklärung, das Coronavirus werde zum Katalysator für Versandapotheken, hat Walter Oberhänsli nicht nur Apotheker wütend gemacht. Auch Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck findet die Aussagen des CEO von Zur Rose zynisch.

„Dass DocMorris die weltweite Corana-Pandemie – die nicht nur Leib und Leben der Menschen, sondern auch die weltweite Wirtschaft bedroht – ausschließlich als wirtschaftliche Chance für das eigene Unternehmen betrachtet, zeigt, was DocMorris wirklich antreibt“, so Kuck. „Es geht nicht um das Wohl der Patienten, es geht nicht um das Wohl der Apotheken, es geht ausschließlich um die eigene Profitmaximierung und die Befriedigung der Aktionäre.“

Das sei „Kapitalismus pur“ und eine „schallende Ohrfeige für alle diejenigen, die sich mit Leidenschaft und Herzblut für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzen – gerade in dieser historischen Krise“. Kuck: „DocMorris hat seine Maske fallen lassen und zeigt uns mitten in der schlimmsten Gesundheitskrise seit Bestehen der Bundesrepublik, welche Motive das Unternehmen wirklich antreibt. Geschmacklos.“

Oberhänsli hatte bei der Präsentation des Jahresabschlusses 2019 erklärt, dass wegen der Infektionsgefahr Millionen Verbraucher jetzt online kauften. Bei Zur Rose verzeichne man täglich tausende Neukunden, von denen aus seiner Sicht viele auch nach der Krise treu bleiben könnten. Noch sei es zu früh, um Aussagen zu den positiven Auswirkungen für das Gesamtjahr zu treffen. Klar sei aber, dass es einen deutlichen Push für den Versandhandel gebe – und zwar über breite Bevölkerungsschichten hinweg. Man habe schon Bestellungen per Fax erhalten – weil Kunden aus Sicherheitsgründen lieber zu Hause bleiben wollten.

Oberhänsli sprach von einem „Corona-Effekt“, der die Verlagerung von Offline zu Online beschleunige. Man nehme die Krise sehr ernst – gleichzeitig sei es für Zur Rose aber eine einzigartige Gelegenheit, zum Katalysator für das Geschäftsmodell zu werden – und zwar rechtzeitig zur Einführung des E-Rezepts.