Lutschtablette gegen Corona

Fraunhofer Institut testet Cystus

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Berlin -

Die Cystus-Lutschtabletten vom Hersteller Naturprodukte Dr. Pandalis wurden am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie auf eine mögliche Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 getestet. Der Hersteller hat die Analyse in Auftrag gegeben. Die Lutschtabletten, die eigentlich zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum zum Einsatz kommen, enthalten einen Trockenextrakt aus Zistrose.

Cystus Pandalis ist als Lutschtablette apothekenexklusiv auf dem Markt. Die Lutschtabletten enthalten einen Trockenextrakt aus Zistrosenkraut und werden als traditionelles Arzneimittel bei Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut angewendet. Laut Hersteller verfügt Zistrosenextrakt über starke antimikrobielle Eigenschaften. Bereits 2014 wurde der Extrakt erfolgreich gegen Viren aus der Familie der Coronaviren getestet, so das Unternehmen. Nun testet das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie das traditionelle Arzneimittel auf eine Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2.

Nun wurden die Tabletten in Zellkulturen von Sars-CoV-2 getestet. Bislang konnte im Laborversuch eine Wirkung nachgewiesen werden. „Die Testungen am Fraunhofer Institut sind bereits abgeschlossen und dort konnte eindeutig eine starke antivirale Aktivität gezeigt werden“, informiert der Hersteller. „Die entsprechende Publikation dazu ist bereits eingereicht und befindet sich gerade in der Schlussphase der Prüfung und wird demnächst publiziert.“ Viele Anwender schätzen das traditionelle Arzneimittel aufgrund der enthaltenen Polyphenole. Diese sollen die starke antivirale Wirkung hervorrufen. Die komplexen, hochpolymeren Polyphenole haben laut Dr. Pandalis nicht nur eine antivirale Wirksamkeit. Diese Stoffe seien darüber hinaus auch in der Lage Bakterien und freie Schwermetalle weitgehend zu umhüllen und physikalisch aus dem Verkehr zu ziehen.

„Bezüglich der Polyphenole scheint nicht nur die Menge, sondern die Art auch entscheidend zu sein. Wir haben vergleichende Testungen mit Salbei durchgeführt – dieser verfügt über einen vergleichbaren Polyphenolgehalt – und haben dort in vielen Testungen keine Wirkung feststellen können, wo Cystus 052 effektiv war. Das besondere an unserem Extrakt ist vor allem der hohe Anteil an hochpolymeren Polyphenolen und deren spezielles Polyphenolmuster, was für die beobachteten Wirkung maßgeblich ist“, so Dr. Pandalis.

Ob die Lutschtabletten auch in der Praxis ausreichend wirksam gegen das Virus sind, ist durch die Laborexperimente nicht bewiesen. Bereits im März wies der Hersteller auf die mögliche Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 hin und bat das Robert Koch-Institut (RKI) um eine Überprüfung des Präparates. Dieses ging der Bitte nicht nach, da es nicht für den Bereich zuständig sei. Hier sei das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der richtige Ansprechpartner. „Das wäre eine passende Antwort, würden wir ein Arzneimittel zulassen wollen. Es gibt mit Cystus Pandalis allerdings schon ein Arzneimittel auf Basis des Cystus 052-Extrakts. Darum ging es uns nicht,“ so die Antwort von Dr. Pandalis.

Der Zistrosenextrakt ist in zwei Varianten am Markt. Einmal als Halspastillen, die als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen sind, und einmal als Lutschtabletten, die als traditionelles Arzneimittel zugelassen sind. Bis auf den Geschmack seien alle Inhaltsstoffe gleich. Beide Produkte würden sich nur im juristischen Produktstatus unterscheiden.

Polyphenole als natürliches Virustatikum

Polyphenole sind aromatische Verbindungen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören. Pflanzen mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen wird seit langer Zeit ein antivirales Potential zugesprochen. Je höher der Gehalt, desto besser die antivirale Wirkung. Innerhalb dieser Stoffgruppe gibt es zahlreiche Verbindungen. Einige Vertreter scheinen intrazellulär, andere extrazellulär zu wirken. Eine dritte Gruppe scheint durch physikalische Interaktion mit dem Virus zu wirken, sie werden gar nicht von Zellen aufgenommen. Polyphenole lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen: Lignine, Tannine und Flavonoide. Die Gruppe der Flavonoide ist bislang am besten untersucht. Zu den Vertretern dieser Untergruppe gehören beispielsweise Isoflavonoide und Anthocyane. Isoflavonoide werden beispielsweise bei Wechseljahresbeschwerden empfohlen, Anthocyane sollen gegen UV-Straglung schützen und freie Radikale binden.

 

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