Corona-Statistik

Falsche Zahlen: Spahn und Merkel irrten sich

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Berlin -

Am Mittwoch werden Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder voraussichtlich weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen beschließen. Wirtschaftsverbände drängen auf einen verbindlichen Fahrplan zum Ausstieg aus dem Lockdown – vor allem Restaurants, Hotels, aber auch die Automobilindustrie. Bei der Diskussion um das Ausmaß der Lockerung spielen die Infektionszahlen eine wichtige Rolle. Aber gerade dabei gab es letzte Woche eine falsche Angabe aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Möglichweise hätten die Beschlüsse vom vergangenen Donnerstag anders ausfallen können.    

Der Fehler ereignete sich bereits auf dem Bund-Länder-Gipfel am Donnerstag, wurde aber erst am Wochenende korrigiert. Eine Sprecherin des BMG verkündete, dass man am Donnerstag fälschlicherweise von 40.000 Akut-Infizierten gesprochen habe. Diese Zahl sei aber nicht korrekt gewesen. Tatsächlich wären es zu diesem Zeitpunkt gemäß Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) nur 29.000 gewesen. Die Kanzlerin sowie der Gesundheitsminister hatten die falsche Zahl, die immerhin um ein Drittel den tatsächlichen Wert überbietet, zugleich genannt: Merkel beim Gipfel mit den Länderchefs und Spahn in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Merkel nannte die Zahl, nachdem ein Journalist sie zu den Parametern für eine mögliche Lockerung gefragt hatte. Die Kanzlerin sagte: „Heute liegen wir aktuell bei 40.000 Infizierten und einer Gesamtzahl von 150.000 bis 160.000.“ Die falsche Zahl war offenbar durch eine Rechnung entstanden, die Spahn bereits einen Tag zuvor aufgestellt hatte. Der Minister rechnete 157.000 Infizierte abzüglich 120.000 Genesene und kam dabei auf 37.000 Akut-Infizierte, was grob gerechnet den angegebenen 40.000 Infizierten entsprach. Allerdings vergaß Spahn offenbar, in dieser Rechnung die rund 6000 Corona Todesopfer. Zieht man diese von den 37.000 ab, kommt man auf 31.000 infektiöse Corona-Patienten, was dann annäherungsweise tatsächlich den 29.000 entspricht, die das RKI genannt hatte.

Die Zahl der tatsächlich noch infektiösen Corona-Patienten ist ein wichtiger Parameter, um über den Fortbestand der Corona-Auflagen zu entscheiden. Am Sonntag lag die Zahl bei etwa 25.000. Die Zahl bestimmt über die Belastung der Gesundheitsämter. Voraussetzung für eine sichere Lockerung der Maßnahmen ist es, dass alle Neuinfizierten und die, die sie möglicherweise schon angesteckt haben, ermittelt und isoliert werden können. Das RKI vermutet, dass dies möglich sei, wenn die Zahl der Neuinfektionen bundesweit täglich unter 1000 liege. In den letzten Tagen wurde diese Marke tatsächlich unterschritten, allerdings wies das RKI darauf hin, dass einige Gesundheitsämter wegen des 1. Mai Feiertages keine Daten geliefert hätten.

Am Sonntag meldete das RKI insgesamt 162.496 gemeldete Fälle, was 195 pro 100.000 Einwohnern entspricht. Von Samstag auf Sonntag neu hinzugekommen waren 793 neu entdeckte Infektionen. Insgesamt starben 6649 Menschen in Folge der Lungenerkrankung. Am heutigen Monat meldete das RKI 162.496 Corona-Fälle, ein Plus gegenüber Sonntag von 793, das sind 195 Fälle pro 100.000 Einwohner. 6649 Personen sind an Corona verstorben. Aktuelle sind knapp 24.000 Personen infiziert. Das sind rund 0,03 Prozent der Bevölkerung.

Die Reproduktionszahl lag nach Schätzungen des RKI mit Stand Sonntag bei 0,74. Das bedeutet, dass zehn Infizierte etwa 7 bis 8 weitere Personen anstecken. Nach RKI-Schätzungen haben in Deutschland rund 132.700 Menschen die Infektion überstanden. Wie für andere Länder rechnen Experten aber auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle. Besonders hohe Zahlen registrierter Infektionen haben den Statistiken der Bundesländer zufolge Bayern mit mehr als 43.200 nachgewiesenen Fällen und mindestens 1933 Toten, Nordrhein-Westfalen mit mehr als 33.400 Fällen und mindestens 1287 Toten sowie Baden-Württemberg mit mehr als 32.300 bestätigten Fällen und mindestens 1422 Toten. Die Uhrzeit, wann ein neuer Tagesstand gemeldet wird, variiert von Bundesland zu Bundesland. Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Bayern mit einem Wert von 330,4 die meisten Infektionen.

 

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