Sars-CoV-2 verändert sich

D614G-Mutation: Infektiöser, aber nicht pathogener

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Berlin -

Mutationen von Sars-CoV-2 sind schon häufiger in den Fokus gerückt. Eine starke Veränderung des Virus könnte Folgen auf die Schutzwirkung von Antikörpern und Impfstoffen haben – daher bereiten Mutationen vielen Menschen Sorge. Eine Untersuchung der „D614G-Mutation“ im Gen für das Spike-Protein von Sars-CoV-2 zeigte nun, dass die Variante zwar infektiöser, jedoch nicht pathogener ist. Bislang seien bei dieser Variante daher keine Auswirkungen auf Therapien und Impfstoffe zu erwarten, so die Forscher.

Bereits im März gab es erste Gerüchte über verschiedene Virusstämme von Sars-CoV-2. Chinesische Wissenschaftler berichteten über zwei unterschiedliche Stränge des Virus – den sogenannten „L-Typ“ und den „S-Typ“. Demnach sei der L-Typ der aggressivere von beiden: Damals gaben die Forscher an, dass etwa 70 Prozent der Infizierten weltweit von diesem Typ betroffen seien. Er habe sich vermutlich aus dem harmloseren S-Typ gebildet und weiterentwickelt. Die Mutation wurde damals auch für die schnellere Verbreitung verantwortlich gemacht.

D614G-Mutation wird dominant

Im Juni gab es erneut Berichte über eine Mutation – diesmal in Europa und den USA: Forscher des amerikanischen Scripps Research Institutes hatten aus Genomanalysen geschlussfolgert, dass eine Mutation mit der Bezeichnung „D614G“ das Virus infektiöser mache. Unter Laborbedingungen konnte der Erreger mehr Zellen infizieren. Die D614G-Mutation sei in den in Europa und an der Ostküste der USA kursierenden Virusstämmen stark präsent. Sie habe am Beginn einzelner größerer Ausbrüche gestanden und sich in der Folge stärker ausgebreitet als andere Varianten, hieß es.

Da diese Virus-Variante mittlerweile weltweit für die meisten Infektionen mit Covid-19 verantwortlich ist, wurde sie von der Universität North Carolina in Chapel Hill nun erneut unter die Lupe genommen. Im Fachjournal „Science“ veröffentlichte das Team seine neuen Erkenntnisse: Auch sie ermittelten eine erhöhte Infektiosität des Virus, die Pathogenität – also die Schwere der Symptome – sei jedoch ähnlich.

Für ihre Untersuchungen haben die Wissenschaftler die Mutation erzeugt und Zellkulturen mit ihr infiziert – das Ergebnis: Die Zellen vermehrten sich 3,7 bis 8,2-fach stärker. Im Vergleich konnte sich die Mutation gegenüber dem Wildtyp schneller durchsetzen und andere Viren verdrängen. Möglicherweise sei dies der Fall, weil sich die „D614G-Mutation“ vor allem auf der Nasenschleimhaut schneller verbreitet – so werden die Viren auch vermehrt wieder ausgeschieden.

Mutation verstärkt Symptome nicht

Mit der Mutation infizierte Hamster, die mit gesunden Tieren zusammengebracht wurden, steckten innerhalb von zwei Tagen acht Tiere an. Beim Wildtyp hingegen erfolgte in diesem Zeitraum keine einzige Ansteckung. Bei beiden Varianten waren jedoch nach vier Tagen alle Tiere infiziert. Gefährlicher scheint das Virus in Bezug auf die Pathogenität jedoch nicht zu sein: Die Schwere der Symptomatik blieb bei Hamstern im Tierversuch gleich. Die Tiere verloren zwar etwas mehr Gewicht, die Lungenschäden waren jedoch ähnlich.

Bislang sehen die Forscher in ihren Erkenntnissen keinen Grund für Auswirkungen auf Serumtherapien oder die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern. In einer Untersuchung war die neutralisierende Wirkung nicht herabgesetzt. Sie vermuten daher, dass auch in Bezug auf die Impfwirkung keine Auswirkungen zu erwarten sind.

 

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