Respiratorische Insuffizienz

Covid-19: Pneumologen empfehlen Dexamethason

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Berlin -

Bereits vor einigen Monaten wurde der Einsatz des Kortisons Dexamethason bei Covid-19 diskutiert. Nun konnten Studienergebnisse erneut überzeugen – die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hat ihre Empfehlungen aktualisiert und den Wirkstoff in die Therapieempfehlungen bei Covid-Patienten aufgenommen.

Grund für die Aktualisierung sind Ergebnisse der Recovery-Studie, welche von der Oxford Universität durchgeführt wurde: Dabei konnte gezeigt werden, dass Dexamethason sowohl intravenös wie auch oral verabreicht unterstützend zur Standardtherapie wirkt. Bei Patienten, die auf eine künstliche Beatmung angewiesen waren, konnte die Mortalität um bis zu ein Drittel gesenkt werden.

Empfehlung nur bei Sauerstoff-Gabe

Der Nutzen wurde jedoch nur bei Patienten beobachtet, die schwer erkrankt waren – bei milderen Erkrankungen konnte der positive Effekt nicht beobachtet werden. Im aktualisierten Positionspapier wird daher der Einsatz bei Patienten mit Covid-19 und manifester schwerer respiratorischer Insuffizienz mit der Indikation zur Sauerstoff­ga­be oder zur Beatmung empfohlen – sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Als Richtwerte geben die Pneumologen eine Dosierung von 6 mg täglich für bis zu zehn Tage an. Die Verabreichung kann sowohl oral oder intravenös erfolgen.

Besonders wichtig sei dabei jedoch die engmaschige Kontrolle der Blutglukose-Werte, sowie die Höhe des Serumnatriums. Außerdem weisen die Experten auf das Risiko von Superinfektionen und gastrointestinalen Blutungen hin. Daher sei die Therapie nur bei sauerstoffpflichtigen Patienten zu empfehlen – ohne eine Indikation für Sauerstoffgabe könne eine Übersterblichkeit nicht ausgeschlossen werden. Daher wird bei dieser Patientengruppe vom Dexamethason-Einsatz abgeraten.

Bei Covid-Patienten mit nicht klar definierter respiratorischer Insuffizienz müsse im Einzelfall über die Steroid-Therapie entschieden werden. Dazu müssten beispielsweise Komorbiditäten, die Atemfrequenz, CT-Aufnahmen und weitere medizinische Parameter eingeschlossen werden. Keine Änderung gibt es von den Pneumologen in Bezug auf die Indikation zur Dexamethason-Therapie bei Covid-Patienten, die zusätzlich eine exazerbierte obstruktive Atemwegs­erkrankung aufweisen oder einen therapierefraktären septischen Schock entwickeln – hier besteht die Empfehlung weiterhin.

Dexamethason überzeugt

Auch weitere Gesellschaften haben kürzlich ihre Empfehlungen angepasst: So empfehlen beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensiv­medi­zin und Notfallmedizin und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Inten­siv- und Notfallmedizin ebenfalls den Einsatz von Dexamethason bei beatmungspflichtigen Covid-Patienten. Auch die Weltgesundheitsorganisation unterstützt die Therapie: Sie sieht in den Ergebnissen einen Durchbruch im Kampf gegen die Krankheit – nicht zuletzt weil es sich bei dem Glucocorticoid um einen Wirkstoff mit bekanntem Nebenwirkungsprofil handelt.

Dexamethason ist ein synthetisch hergestelltes Glucocorticoid, das entzündungshemmend und immunsuppressiv wirkt. In der Medizin gilt der Wirkstoff als Allrounder und kann bei unterschiedlichsten Erkrankungen die Beschwerden lindern. Neben Tabletten und flüssigen Zubereitungen zur intravenösen Gabe sind auch Augen- sowie Ohrentropfen und Dermatika auf dem Markt. Dexamethason gehört zu den lang wirksamen Glukokortikoiden: Die Wirkstärke ist rund 30-mal größer als die der körpereigenen Glucocorticoide. Dexamethason kann – bei dauerhafter und hochdosierter Einnahme – zu den typischen Kortison-Nebenwirkungen führen. Hierzu gehören Osteoporose, Hypertonie, Muskelatrophie, Depressionen, Stammfettsucht und Hirsutismus.

 

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