Risikoeinschätzung

Coronavirus: RKI stuft Risiko hoch

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Berlin -

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat die Bewertung des neuen Coronavirus für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland leicht heraufgesetzt.

Die Risikoeinschätzung sei auf „mäßig“ gestellt worden, sagte Präsident Professor Dr. Lothar Wieler am Montag in Berlin. Bisher wurde sie als „gering bis mäßig“ eingestuft. Wieler bekräftigte, die Lage sei weiterhin sehr dynamisch und müsse wirklich jeden Tag neu bewertet werden. Bis Montagfrüh registrierte das RKI bundesweit 150 nachgewiesene Fälle in zehn Bundesländern und 49 Landkreisen. Insgesamt gebe es zu der von China ausgehenden Erkrankung nach wie vor nicht genügend Daten, um die Schwere einzuschätzen. Außerhalb Chinas seien inzwischen 64 Länder betroffen, und zwar mit 8898 Fällen, darunter mindestens 285 mit schweren Krankheitsverläufen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält eine Schließung von Grenzen wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus in Deutschland weiter nicht für nötig. Diese hätten massive Auswirkungen und seien weiter nicht verhältnismäßig und angemessen. Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wendet sich Spahn. Ein solcher Schritt könne dazu führen, dass bis zu rund 30.000 Deutsche aus China ausgeflogen werden müssten.

Bei Firmen und Veranstaltungen zähle immer der Einzelfall. „Jedes Unternehmen muss es bewerten“, sagte Spahn. Es mache einen Unterschied, ob ein Betrieb lediglich regional tätig sei oder in einen internationalen Konzern regelmäßig Mitarbeiter aus dem Ausland kämen. Für Großveranstaltungen gelten laut Spahn unter anderem folgende Parameter: „Wie ist der Teilnehmerkreis? Sind Teilnehmer aus Risikogebieten dabei? [...] Oder sind keine dabei?“ Auch die Frage, wie die Belüftung geplant sei, sei wichtig. Statt eine Veranstaltung abzusagen, könnten auch Auflagen gemacht werden. Nur die Gesundheitsbehörden vor Ort könnten dann entscheiden.

„An bestimmten Stellen in Deutschland wird der Alltag ein Stück eingeschränkt sein müssen“, sagte Spahn etwa mit Blick auf
Schulschließungen. Es gelte, die Virus-Ausbreitung zu verlangsamen, einzudämmen und damit für den einzelnen, aber auch für die gesamte Gesellschaft besser handelbar zu machen. Spahn verteidigte, dass beispielsweise nicht der Karneval in Deutschland pauschal abgesagt worden sei. Er verwies auf die damals geringe Zahl von Infektionen und nachvollziehbare Infektionsketten.

Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) Berlin sollten Patienten mit Erkältungssymptomen jeder Schwere (mit oder ohne Fieber), die keine begründeten Verdachtsfälle sind, den telefonischen Kontakt zu den Praxen suchen – und unbedingt von einem direkten Besuch in den Praxen Abstand zu nehmen. „Die Berliner Praxen sind von ihrer Kapazität her nicht in der Lage, jeden Schnupfen und jeden Husten zu behandeln und bei mutmaßlichen Verdachtsmomenten abzuklären, ob es sich um eine Infektion mit dem Corona-Virus handelt oder nicht“, so Dr. Burkhard Ruppert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Selbstverständlich würden die niedergelassenen Ärzte in Berlin die aktuelle Situation mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften unterstützen, doch dabei seien sie auf die Mithilfe der Bürger angewiesen.

„Jeder Arzt entscheidet individuell, ob er die anrufenden Patienten testen wird und wann er die Patienten in seine Praxis bittet“, so Ruppert. Sinnvoll seien Randzeiten der Sprechstunden und eine Behandlung in einem separaten Raum. Hier gehe der Schutz der anderen Patienten, aber auch der behandelnden Ärzte und des Praxispersonals vor. Umso wichtiger sei es, dass ausreichend Schutzausrüstung in den Praxen vorhanden sei – dies sei derzeit aber nicht der Fall.

Auch weiterhin gilt folgende Vorgehensweise:

  • Es sollten alle Personen eine Abklärung vornehmen lassen, die entweder Kontakt zu einem bestätigten Fall hatten oder innerhalb der letzten 14 Tage in einem der vom RKI genannten Risikogebiete gewesen sind und Symptome (laut RKI-Definition; von leichter Erkältung bis Lungenentzündung) aufweisen.
  • Treffen diese Kriterien zu, sollten diese Personen zu Hause bleiben und zeitnah die Hotline des Senats kontaktieren.
  • Die Hotline 030-90282828, die von der Senatsverwaltung eingerichtet wurde, ist weiterhin aktiv und täglich von 8 bis 20 Uhr erreichbar.
  • Außerhalb der Sprechzeiten der Hotline kann die 116117, die Telefonnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes, kontaktiert werden. Hier wird aktuell ein sehr hohes Anrufer-Aufkommen verzeichnet, deshalb sollten nur Patienten mit Beschwerden anrufen.
  • Personen mit respiratorischen Symptomen jeder Schwere (mit oder ohne Fieber), die sich in Regionen mit COVID-19-Fällen aufgehalten haben, können sich telefonisch an ihren Hausarzt wenden beziehungsweise an die KV-Hotline 116117.
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