Antigen-Schnelltests zur Pandemiebekämpfung

Corona-Tests: Laborärzte dämpfen Erwartungen

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Berlin -

Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) warnt erneut vor überzogenen Erwartungen an Antigen-Schnelltests zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Gerade in Pflegeheimen fehle oftmals die Zeit zur Durchführung. Auch die aktuellen Empfehlungen des Ausschusses für biologische Arbeitsstoffe (ABAS) zur Arbeitssicherheit bei der Corona-Diagnostik könnten kaum eingehalten werden.

Nicht zum ersten Mal warnt der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) vor zu großen Erwartungen an Antigen-Schnelltests zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die neue Teststrategie sieht vor, dass nicht nur Personen mit typischen Symptomen wie Husten und Fieber auf Sars-CoV-2 getestet werden, sondern auch asymptomatische Personen. Im Fokus der Strategie stehen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Doch gerade in Alten- und Pflegeheimen fehle es den Mitarbeitern an Zeit, kritisiert der Verband.

„Dem ohnehin schon überlasteten Pflegepersonal fehle oft die Zeit, solche Tests auch durchzuführen“, heißt es in der Stellungnahme des BDL. Laut §5 IfSG dürfen gewisse Berufsgruppen bei Vorliegen „einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite […] die Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten“ übernehmen. Zu den Berufsgruppen zählen neben Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern, Gesundheits- und Krankenpflegern, Notfallsanitätern und Pflegefachkräften auch Altenpfleger. Das geplante Aussetzen des Arztvorbehaltes soll die Corona-Testungen mittels spezieller In-vitro-Diagnostika zusätzlich erweitern.

So werden für Labore unter anderem folgende bauliche, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen bei Schutzstufe 2 seitens der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) empfohlen:

  • Labore müssen ausausreichend groß sein und in der Nutzungsfläche baulich abgegrenzt sein.
  • Es dürfen keine anderen Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen durchgeführt werden.
  • Oberflächen, die mit den biologischen Arbeitsstoffen in Kontakt kommen, müssen leicht zu reinigen sein.
  • Ein Waschbecken und Mittel zur Reinigung und Desinfektion müssen vorhanden sein. Gleiches gilt für Einmalpapier-Spender.
  • Eine Augendusche für den Notfall muss vorhanden sein.
  • Der Raum muss von außen leicht sichtbar als mit dem Schutzstufenbereich gekennzeichnet sein.
  • Die maximale Personennutzung muss festgelegt werden.
  • Proben und Abfälle müssen stets dicht verschlossen sein. Geeignete Behälter müssen in ausreichender Anzahl bereitstehen.

Die Vorgaben richten sich eher an spezielle Labore als an Test- oder Behandlungsräume in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Welche Anforderungen Räumlichkeiten in Pflege- und Altenheimen erfüllen müssen, ist bislang noch offen. Bei einer möglichen Durchführung von Antigen-Schnelltests in Apotheken müssten die vorhandenen Gegebenheiten in die Empfehlungen einbezogen werden. Bei einer Testung in Apotheken könnte die Durchführung in den Beratungsecken erfolgen. Ob Apotheker den Raum für die Probennahme umgestalten müssen, bleibt bislang offen.

Keine Überlastung der Labore

Der Verband äußert sich positiv zur aktuellen Lage in den Laboren: „Obwohl die als Entlastung angedachten Antigentests noch nicht zur Verfügung stehen, konnte in den meisten Laboren in Deutschland die 24-Stunden-Frist bei den klassischen PCR-Testungen auch weiterhin eingehalten werden.“ Hier zeige sich einmal mehr, dass die Strategie der Laboratorien, die Kapazitäten trotz niedriger Infektionszahlen in den Sommermonaten weiter auszubauen, genau der richtige Weg zur Pandemiebekämpfung gewesen sei, so er BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski.

Positiv empfindet Bobrowski auch die Erweiterung der Corona-Warn-App um ein Symptomtagebuch. Durch diese Ergänzung sei das Infektionsrisiko für Kontakte besser einzuschätzen. Die Corona-Warn-App des Bundes enthält seit dieser Woche zwei neue Funktionen. Zum einen können Positiv-Getestete freiwillige Angaben zu Symptomen in einer Art Tagebuch eintragen. Zum anderen wird die App zukünftig, über die Grenzen Deutschlands hinaus, in etlichen europäischen Ländern funktionieren.

 

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