Ansteckungswege erforschen

Corona-Meldepflicht für Haustiere? dpa/ APOTHEKE ADHOC, 15.06.2020 17:36 Uhr

Bisher nur Einzelfälle bekannt: Eine Testpflicht für Hunde, Katzen oder andere Haustiere ist nicht geplant – dennoch könnten positiv getestete Haustiere in Zukunft einer Meldepflicht unterliegen. Foto: Gladskikh Tatiana/shutterstock.com
Berlin - 

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) plant eine Meldepflicht für Corona-Infektionen bei Haustieren. Es habe sich gezeigt, „dass auch bestimmte Tierarten für Sars-CoV-2 empfänglich sind“, heißt es im Entwurf für eine Verordnung, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Zuerst hatte das Fachportal „Agrarheute“ darüber berichtet. Die Meldepflicht richtet sich an Tierärzte, Ämter und andere Teststellen. Sie soll für alle vom Menschen gehaltenen Tiere gelten – auch für Zootiere. Am Dienstag spricht Klöckner zum Thema „Meldepflicht von Infektionen mit Sars-CoV-2 bei Haustieren“ in der Berliner Bundespressekonferenz.

Ziel ist, Ansteckungswege und andere Fragen zu erforschen. Eine Testpflicht für Hunde, Katzen oder andere Haustiere ist damit nicht geplant – bisher sind Infektionen auch nur in Einzelfällen bekannt. Hunde, Hauskatzen, ein Tiger sowie Nerze seien nach Kontakt zu infizierten oder infektionsverdächtigen Menschen positiv auf das Virus getestet worden, heißt es in der Verordnung. Im Versuchen mit Haustieren hätten sich Katzen, Frettchen und Goldhamster empfänglich gegenüber Sars-CoV-2 gezeigt.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass Haustiere wie Hunde und Katzen das Virus auf Menschen übertragen können - es verbreitet sich vor allem über Tröpfchen und Aerosole von Mensch zu Mensch. Es habe aber wenige Fälle gegeben, in denen Nerze Menschen angesteckt hätten. Wer mit Corona infiziert sei, solle den Kontakt zu Haustieren reduzieren.

Übertragung unter Katzen gilt als belegt

Im Mai hatte eine im New England Journal of Medicine publizierte Studie die Übertragung des Virus unter Hauskatzen belegt: Die Forscher des Veterinärmedizinischen Instituts der Universität von Wisconsin in Madison haben mithilfe von drei Katzen die Übertragung untersucht. Dazu wurden die Tiere absichtlich mit Sars-CoV-2 infiziert. Die dafür verwendeten Viren stammten von einem an Covid-19 erkrankten Menschen. Anschließend sperrten die Wissenschaftler die Katzen jeweils einzeln mit einer anderen, nicht infizierten Katze in einen Käfig. Alle drei Katzenpaare wurden täglich untersucht: Dabei wurden Abstrich aus der Nase und vom Darmausgang genommen und untersucht.

Das Virus konnte bereits nach zwei Tagen auch bei einer der zunächst gesunden Katzen im Nasenabstrich nachgewiesen werden. Auch die anderen zu Beginn gesunden Tiere zeigten in den darauffolgenden Tagen positive Abstriche der Nase. Die nasale Ausscheidung konnte bei den Katzen über vier bis fünf Tage nachgewiesen werden. Die rektalen Abstriche waren hingegen durchweg negativ.

Das Besondere: Obwohl die Tiere positiv getestet wurden, entwickelte keine Katze Symptome. Weder die Körpertemperatur noch das Gewicht veränderten sich. Damit könnten Katzen den Forschern zufolge ein „stummer intermediärer Wirt für Sars-CoV-2“ sein. Es bleibt jedoch unklar, ob sie auch als Überträger an der Corona-Pandemie beteiligt sind.