Welt-Malaria-Tag

Corona könnte mehr Malaria-Tote fordern

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Berlin -

Der heutige Welt-Malaria-Tag rückt die Krankheit erneut in den Fokus: In Afrika könnten in diesem Jahr doppelt so viele Menschen an Malaria sterben wie in anderen Jahren, wenn der Kampf gegen die Infektionskrankheit durch die Coronavirus-Pandemie behindert wird.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Donnerstag vor einem Anstieg der Malaria-Zahlen: Im schlimmsten
Fall rechnet die WHO nach Modellrechnungen südlich der Sahara mit 769.000 Toten – doppelt so viele wie 2018. Das wäre eine Todesrate wie zuletzt vor 20 Jahren.

Vorbeugen, bevor es zu Einschränkungen kommt

Die WHO ruft dringend dazu auf, möglichst zügig wie bislang mit Insektenspray behandelte Moskitonetze und Medikamente zu verteilen, bevor Einschränkungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus solche Aktionen womöglich einschränken oder unmöglich machen. Mehr als 90 Prozent der Malaria-Infizierten weltweit leben und sterben nach WHO-Angaben in Afrika südlich der Sahara. Zweidrittel der Toten seien Kinder unter fünf Jahren. Weltweit waren es 2018 nach Schätzungen etwa 228 Millionen Fälle und 405.000 Tote.

Malaria wird durch Parasiten hervorgerufen, die durch den Stich einer Stechmücke übertragen werden. Betroffen sind Regionen in den Tropen und Subtropen. Das Besondere: Die Erkrankung bricht erst aus, wenn sich die Malariaerreger in den Erythrozyten vermehren. Das bedeutet, die ersten Symptome treten je nach Erreger erst zwei bis vier Wochen nach der Infektion auf. Erste Anzeichen sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Schwäche und Schüttelfrost mit Schweißausbrüchen, Übelkeit, Schwindel und Gliederschmerzen.

Malariamittel gegen Corona

Die Erkrankung war zuletzt in Bezug auf das Malariamittel Chloroquin und dessen weniger toxischen Metabolit Hydroxychloroquin in der Corona-Krise in den Fokus gerückt: Nachdem die Wirkstoffe zunächst gute Wirkungen zeigten und als Hoffnungsträger im Kampf gegen die Lungenerkrankung Covid-19 galten, zeigen sich mittlerweile andere Ergebnisse: Die Einnahme des Malariamittels, auch in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin, konnte die Wahrscheinlichkeit für eine künstliche Beatmung nicht senken. Bei Patienten, die nur Hydroxychloroquin erhielten, lag eine deutlich höhere Sterberate vor, als bei denen, die unbehandelt blieben. Die Studie wurde daraufhin abgebrochen.

Kurz zuvor hatte auch eine kleinere Studie aus Brasilien besorgniserregende Ergebnisse gezeigt und wurde daraufhin gestoppt. Hier erhielten die Patienten hoch dosiertes Chloroquin: Es wurden 600 mg zweimal täglich über zehn Tage verabreicht. Die andere Hälfte erhielt eine niedrigere Dosierung von initial zweimal täglich 450 mg und an den darauf folgenden Tagen eine einmal tägliche Dosis von 450 mg, sodass über den Zeitraum von fünf Tagen eine Gesamtmenge von 2,7 Gramm gegeben wurde. Eine Placebogruppe gab es nicht. Das höhere Dosierungsschema von 12 g Chloroquin über einen Zeitraum von zehn Tagen wurde von den Wissenschaftlern als unsicher eingestuft. Die Fortsetzung dieses Studienarms sei nicht weiter zu rechtfertigen.

Chloroquin wurde zur ursprünglich zur Therapie und Prophylaxe von Malaria angewendet: Der Wirkstoff ist gegen alle vier menschen-pathogenen Malaria-Erreger wirksam. Der Arzneistoff ist Mittel der Wahl zur Behandlung der Unterform Malaria quartana. Für Chloroquin gibt es eine sogenannte kumulative Dosis, das bedeutet, dass die Einnahme nur bis zu einer definierten Gesamtdosis erfolgen durfte. Danach musste die Therapie abgebrochen oder umgestellt werden. Im vergangenen Jahr wurde der Wirkstoff jedoch vom Markt genommen. Mittlerweile ist Resochin nur noch in Pakistan auf dem Markt.

 

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