Single- oder Family-Packung

CentoKit: PCR-Test bei Amazon Cynthia Möthrath, 23.11.2020 14:05 Uhr

Berlin - 

Den PCR-Test selbst zu Hause durchführen zu können, klingt für viele Menschen verlockend. Dabei gleich die ganze Familie testen zu können, wäre noch besser. Bei Amazon wird der CentoKit-PCR-Test angeboten, der gleich als „Family“-Packung zur Verfügung steht. Die Proben werden abgeholt, innerhalb von 12 bis 24 Stunden soll das Ergebnis vorliegen. Die Selbstdurchführung solcher Tests wird jedoch kritisch gesehen, das zeigen auch die Bewertungen.

Es klingt eigentlich ganz einfach: Das von Centogene auf Amazon angebotene Selbstabstrich-Kit kostet in der Single-Version 79 Euro. Wer die ganze Familie testen will, kann gleich das „Family“-Angebot wählen: Dieses umfasst vier PCR-Tests für 189 Euro – inklusive Abholung der Proben durch einen Logistik-Dienstleister, auch am Wochenende. Beim Familienpaket können jedoch nur alle vier Tests auf einmal abgeholt werden. Eine einzelne Nutzung und Einsendung der Tests ist nicht vorgesehen und wird von vielen Nutzern kritisiert.

PCR-Test für „neue Normalität“

Der Verkäufer lockt mit einem einfachen „4-Schritte-Prozess“: Nach einer zwingenden Online-Registrierung und der Probenentnahme wird die Abholung mit dem Logistikdienstleister „Go!“ vereinbart. Innerhalb von maximal 24 Stunden nach Probeneingang soll das Ergebnis dann im Online-Portal einsehbar sein. „Ebnen Sie Ihren Weg in eine neue Normalität“, schreibt Centogene. „Mit CentoKit-19 erhalten Sie ein Probenentnahmeset, mit dem Sie den Rachenabstrich zu Hause schnell, sicher und bequem durchführen können.“ Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen den Test nicht alleine durchführen. Falls die Probenentnahme durch eine Zweitperson stattfindet, soll diese sich durch „adäquate Hygienemaßnahmen“ schützen.

Die Sicherheit und Qualität der Ergebnisse wird durch zertifizierte und akkreditierte Labore versprochen, als durchführendes Labor werden die „Dr. Bauer Laboratoriums“ genannt. Dennoch enthält das Angebot den Hinweis, dass der Test einen Abstrich, der von medizinischem Fachpersonal durchgeführt wurde, nicht ersetzen kann – und in der Regel von den Gesundheitsämtern nicht als ausreichend angesehen wird, um eine bestehende Quarantäne-Anordnung bei einem negativen Testergebnis aufzuheben.

Centogene erklärt, dass es „in sehr wenigen Fällen“ zu nicht richtigen Ergebnissen kommen kann: Diese würden meist durch „eine niedrige Qualität des zugesandten Materials “ zustande kommen – beispielswese durch einen fehlerhaften Abstrich oder nachträgliche Verunreinigungen. „Sofern das zugrundeliegende Problem von der bearbeitenden Dr. Bauer Laboratoriums GmbH nicht erkannt werden konnte, ist diese für das unvollständige, potenziell irreführende oder sogar falsche Ergebnis einer Analyse nicht verantwortlich“, heißt es weiter.

Bewertungen untermauern Kritik

Die Tests werden bei Amazon mit durchschnittlich 4 von 5 Sternen bewertet: „Ergebnis liegt schon am nächsten Vormittag vor – super und ganz easy durchzuführen“, schreibt ein Käufer. „Sehr gute und einfache Handhabung, superschnelles Ergebnis und große Erleichterung inklusive“, bewertet ein anderer. Doch ganz so einfach scheint es doch nicht zu sein: Denn nicht nur Experten kritisieren, dass eine falsche oder unzureichende Probenentnahme durch Laien zu verfälschten Ergebnissen führen kann. „Zwei unserer Ergebnisse waren nur eingeschränkt negativ, da zu wenig Material mit den Abstrichen aufgenommen wurde“, erklärt auch ein Käufer und untermauert damit die Kritik.

Zudem scheint das Portal für einige Anwender undurchsichtig zu sein: „Auch wir sind leider in die Versandfalle getreten“, heißt es in einem Kommentar. Ein anderer Käufer bewertet die Website als „ein hastig zusammengebasteltes Provisorium“. „Ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, dieser Website meine ganzen Daten anzuvertrauen“, schreibt er weiter. Mittlerweile scheint es zwar Verbesserungen beim Interface gegeben zu haben, dennoch scheint es Probleme bei den Abläufen zu geben: So lassen sich Nutzer-Aussagen zufolge verschiedene Angaben im Nachhinein nicht mehr löschen oder editieren; wurde ein Schritt versehentlich übersprungen, lässt er sich nur schwer wieder zurücksetzen. Dies macht eine offenbar schwierige Kontaktaufnahme notwendig – per Telefon ist der Anbieter den Bewertungen zufolge kaum zu erreichen, auch E-Mails werden nicht beantwortet. „Kundenservice nicht vorhanden“, zieht ein Käufer Bilanz und wird dabei von zahlreichen anderen Anwendern unterstützt.