Sars-CoV-2 greift das Herz an

Biomarker im Blut nachgewiesen

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Berlin -

Mittlerweile ist bekannt, dass es sich bei Covid-19 nicht nur um eine reine Lungenerkrankung handelt. Schon relativ früh zeigte sich, dass unter anderem auch das Herz-Kreislauf-System betroffen sein kann. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun im Blut von Covid-Patienten verschiedene Biomarker nachgewiesen, die Aufschluss über die kardiovaskuläre Belastung der Erkrankung geben können.

Das Team des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der MHH hat Licht ins Dunkel gebracht. Die ermittelten Biomarker sind eigentlich typischerweise bei Entzündungsprozessen und Patienten mit Herzerkrankungen zu finden. Sie bieten nun auch bei Covid-19 mögliche neue Ansatzpunkte für eine Therapie. Die Untersuchung wird von der Deutschen Herzstiftung gefördert, Ergebnisse wurden kürzlich im „European Journal of Heart Failure“ publiziert.

„mikroRNAs“ als Hinweis

„Wir haben angenommen, dass sogenannte nicht kodierende mikroRNAs, die keine Baupläne für genetische Information tragen, eine wesentliche regulatorische Rolle bei der überschießenden Immunreaktion und den anschließenden Umbauarbeiten im Bindegewebe der Lunge und des Herzens spielen. Wir wussten bereits, dass diese mikroRNAs auch im Blut detektierbar sind“, erklärt Professor Dr. Dr. Thomas Thum.

Gemeinsam mit den MMH-Kliniken für Kardiologie und Angiologie sowie für Pneumologie wurden die Blutproben von 38 Covid-Patienten untersucht. „Dafür haben wir uns auf verschiedene sensible mikroRNA-Marker für kardiovaskuläre Schäden konzentriert und analysiert, wie hoch ihre Konzentration im Blutserum ist“, sagt der Institutsleiter. Sie alle wurden intensivmedizinisch behandelt und waren auf eine Beatmung angewiesen.

Um Vergleiche ziehen zu können, hat das Team auch Blutproven von Grippe-Patienten mit dem sogenannten „akuten Atemnotsyndrom“ (ARDS) untersucht. Auch sie wurden beatmet und intensivmedizinisch betreut. Außerdem wurden die Blutproben von gesunden Menschen herangezogen.

Das Ergebnis: Im Vergleich zu den Gesunden war die Konzentration der mikroRNA-Marker im Blutserum der schwerkranken Covid-19-Patienten deutlich erhöht. „Sie unterschied sich aber auch signifikant von den Werten der schwerkranken, ebenfalls mechanisch beatmeten Influenza-ARDS-Patienten“, erklärt die MMH.

Neue Ansätze für die Therapie

Durch die neuen Erkenntnisse könnte die Therapie von Covid-Patienten beeinflusst werden. „Nach unserer Einschätzung müsste die Herzfunktion von Covid-19-Patienten im Langzeitverlauf beobachtet werden“, meint Thum. Die mikroRNAs könnten zudem Ansätze für neue Therapien ermöglichen. Das Forschungsteam will nun untersuchen, ob anhand der Biomarker auch eine Prognoseabschätzung möglich ist – beispielsweise für den Krankheitsverlauf und die Genesung.

 

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