Corona-Schutz

Apothekerin: Durch die Notdienstklappe weht der Wind

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Berlin -

Als Maßnahme zur Verhinderung von Corona-Infektionen für das Apothekenteam hat die Saarländische Apothekerkammer die Bedienung durch die Notdienstklappe im Regelbetrieb zugelassen. Ob dieser Weg aber tatsächlich seine beabsichtigte Wirkung entfaltet, ist umstritten. Für Hygieniker kommt es vor allem auf den Abstand zwischen Apothekenpersonal und Kunden an. Apothekerin Daniela Hänel aus Sachsen bedient zwar auch durch die Notdienstklappe, hat aber zwiespältige Erfahrungen damit gemacht.

Apothekenleistungen durch die Klappe sind in Deutschland in normalen Zeiten nur im Nacht- und Notdienst erlaubt. Allerdings gibt es inzwischen regionale Ausnahmen: Im Saarland sei eine Bedienung über die „Notdienstklappe“ auch im Regelbetrieb zulässig, teilte die Landesapothekerkammer im März mit. Jede Apothekenbetriebsstätte müsse sich entscheiden, „wie aus ihrer Sicht die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln unter Beachtung des Schutzes für das Personal am besten sichergestellt werden kann“.

Für Professor Dr. Constanze Wendt, Vorsitzende des Brufsverbandes Deutscher Hygieniker, lässt sich die Frage nach dem Infektionsschutz bei der Notdienstklappe nicht generell beantworten: „Es kommt stets auf den Abstand zwischen den Personen an.“ Sei dieser kürzer als 1,5 Meter, verbessere auch die Notdienstklappe den Infektionsschutz nicht.

Hänels Linda-Apotheke in der Nordvorstadt liegt in einem Einkaufzentrum in Zwickau. Zusätzlich zu den beiden Kassenplätzen hat sie die Notdienstklappe im Einsatz. Im Einkaufszentrum kommen die meisten Kunden mit einem Einkaufswagen vom benachbarten Supermarkt vor ihre Apotheke gefahren: „Jeder Kunden des Supermarktes muss einen eigenen Einkaufswagen benutzen. Die werden dann vor meiner Apotheke geparkt. Der Sicherheitsdienst weist dann die Kunden einzeln zur Notdienstklappe“, so Hänel.

Dort bedient immer ein Apothekenmitarbeiter mit Schutzkleidung, so Hänel. Sie selbst hat die Bedienung durch die Notdienstklappe auch getestet: „Das ist auf Dauer schwierig. Die Notdienstklappe ist niedriger angebracht, meistens weht der Wind dort hinein und wir stehen mit unseren Gesichtern dicht an der Klappe“, so Hänel. Außerdem gebe es an der Notdienstklappe keine Diskretionszone „und ich muss dort lauter reden als in der Offizin.“ Außerdem passe beispielsweise eine Milchpumpe gar nicht hindurch.

Daher bedient Hänel in dieser Apotheke noch an zwei Kassenplätzen in der Offizin. „Diese haben wir durch Zwischenwände getrennt“, so Hänel. „Die Kunden müssen sich entscheiden, ob sie sich an der linken oder rechten Kasse anstellen.“ Alle Mitarbeiter sind geschützt mit Gesichtsmasken, wie man sie von Baumfällern kennt. Und in der Apotheke ist Absperrband gezogen: „So kommen die Kunden nicht an die Freiwahlprodukte heran.“

In ihrer zweiten Apotheke, der Apotheke an der Gartenstraße in Plauen, hat sich Hänel etwas anders zum Corona-Schutz ihres Teams einfallen lassen: Dort ist die Automatik-Eingangstür nur einen Spalt breit geöffnet, der zum Durchreichen von Ware ausreicht. Dahinter hat Hänel einen Tisch hinter einer Plexiglasscheibe platziert. „Das ist besser für die Beratung als die Notdienstklappe“, findet Hänel.

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