Mögliche Nebenwirkungen unbekannt

Ärzte sehen Remdesivir-Zulassung kritisch dpa/ APOTHEKE ADHOC, 29.05.2020 07:08 Uhr

Remdesivir hat in Amerika und Japan bereits eine Notfallzulassung. Auch für Europa könnte dieser Schritt kommen – die AkdÄ sieht eine Notfallzulassung als verfrüht und warnt vor unbekannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Foto: Gilead
Berlin - 

Während Remdesivir (Gilead) in den USA und Japan per Notfallzulassung bei Covid-Patienten eingesetzt werden kann, gibt sich die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) bei der Beurteilung des antiviralen Mittels zurückhaltender. Da es sich um ein neues Arzneimittel mit vielen unbekannten Nebenwirkungen handelt, sollte keine voreilige Zulassung erfolgen.

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, steht einer baldigen eingeschränkten Zulassung des Medikaments Remdesivir zur Behandlung von Corona-Erkrankten kritisch gegenüber. „Wir wissen noch viel zu wenig über die Nebenwirkungen“, sagte Ludwig der Tagesschau. Das einzige, was Remdesivir bisher gezeigt habe, sei, dass es die Krankheitsdauer um vier Tage verkürzt. „Aber das Mindeste müsste doch sein, dass die Patienten, die es rechtzeitig bekommen, weniger schwer krank werden.“

Eine baldige Zulassung des ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelten Medikaments wird derzeit erwartet. Schon jetzt können Covid-19-Patienten in bestimmten Fällen damit behandelt werden. Es sei ein ungewöhnlicher Schritt, dass der zuständige Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur schon vor der Zulassung einen breiteren Einsatz ermöglicht habe, hatte Clemens Wendtner Mitte Mai gesagt. Er ist Chefarzt an der Klinik für Infektiologie der München Klinik Schwabing, die an weltweiten Studien zu Remdesivir beteiligt ist. Die Spitze der EMA habe mitgeteilt, dass eine Zulassung noch „vor dem Sommer“ erfolgen könnte, sagte Wendtner.

Der Hersteller Gilead veröffentlichte diese Woche erste Daten der Simple-Studie in der verschiedene Therapieregime miteinander verglichen wurden. Im Ergebnis konnte der Pharmakonzern festhalten, dass es keinen Unterschied macht, ob die Infusionen über fünf oder zehn Tage gegeben wird. Bei der Auswertung der Studie 14 Tage nach Therapiebeginn erreichten 64 Prozent der 5-Tage-Gruppe und 54 Prozent der 10-Tage-Gruppe den primären Endpunkt. Als primärer Endpunkt wurde eine Verbesserung der Symptome um mindestens zwei Punkte auf einer Sieben-Punkte-Skala festgelegt. Die Skala reichte von Punkte „nicht hospitalisiert“ bis „tot“.