aposcope-Umfrage

Wumms-Paket: Wer zieht die OTC-Preise an? Alexander Müller, 04.06.2020 15:37 Uhr

Berlin - 

Die Mehrwertsteuer sinkt im Juli – bis Ende des Jahres will die Regierung vor allem mit dieser Maßnahme die Konjunktur ankurbeln. Doch wie reagieren die Apotheken darauf: Sinken die Preise für freiverkäufliche Arzneimittel oder wird die Steuersenkung durch Preiserhöhungen abgeschöpft? Antworten auf diese und anderen Fragen rund um das Konjunkturpaket liefert die brandaktuelle aposcope-Umfrage.

Auch wenn eine deutliche Mehrheit der Befragten die Mehrwertsteuersenkung begrüßt (85 Prozent), wird diese aus Sicht der meisten ihren eigentlichen Zweck – Kaufanreize setzen – nur begrenzt erfüllen können. Nur knapp jeder Dritte (31 Prozent) glaubt, dass von der Steuersenkung hautsächlich die Verbraucher profitieren werden.

Die Befragten vermuten also mehrheitlich, dass ein Teil der Steuerersparnisse schon vorher abgeschöpft wird. So gehen 23 Prozent davon aus, dass die Hersteller zu den Gewinnern zählen. Dies könnte etwa in Form versteckter Preiserhöhungen geschehen, die bei gesenkter Mehrwertsteuer nicht so auffallen. Tatsächlich erwarten 79 Prozent, dass die Hersteller genau das tun werden.

Größte Profiteure werden aus Sicht der Teilnehmer (43 Prozent) aber die Händler sein. Zwei Drittel befürchten, dass vor allem der Onlinehandel mit seiner preissensitiven Klientel von der Mehrwertsteuersenkung profitieren wird. Für die Apotheken spielt die Mehrwertsteuersenkung aus Sicht der Mehrheit der Befragten keine besonders große Rolle (60 Prozent). Tatsächlich ist die Umsatzsteuer beim gesamten Rezeptumsatz ohnehin ein durchlaufender Posten.

Doch im OTC- und Freiwahlsegment könnten die Apotheken selbst die Preise anziehen. Zwar gaben 40 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Inhaber an, dass sie die Mehrwertsteuersenkung 1:1 an ihre Kunden weitergeben werden, die Mehrheit plant aber demnach anders. 36 Prozent wollen einen Teil der Einsparung abschöpfen und weitere 8 Prozent werden die Verkaufspreise sogar entsprechend erhöhen und die Mehreinnahmen für Investitionen nutzen. 16 Prozent wissen noch nicht, wie sich verhalten.

Eines ist für die allermeisten Apotheker und PTA klar: Angesichts der jetzt beschlossenen Maßnahmen sollte jetzt endlich der Mehrwertsteuersatz Arzneimittel auf den reduzierten Satz gesenkt werden. Dass mit der jetzt beschlossenen Maßnahme zumindest vorübergehend die Krankenkassen entlastet werden, begrüßen 65 Prozent der Teilnehmer.

Die Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent (beziehungsweise von 7 auf 5 Prozent) finden 85 Prozent der Teilnehmer gut. Allerdings ist die Zustimmung zu einigen anderen Maßnahmen noch größer: Den Familienzuschuss in Höhe von 300 Euro pro Kind befürworten 90 Prozent, die Entlastung der Städte und Gemeinden sogar 93 Prozent – dabei allerdings mit geringeren Werten in der Kategorie „stimme voll zu“.

Ebenso positiv bewertet werden Entlastung bei den Stromkosten (89 Prozent) und die Deckelung der Sozialbeiträge (88 Prozent). Die geplanten Investitionen in Klimaschutz und Zukunftstechnologien befürwortet ebenfalls eine große Mehrheit (85 Prozent). Und so wundert es nicht, dass die Regierung insgesamt gute Noten für ihr Paket bekommt: Mehr als die Hälfte bewertet die Maßnahmen als gut oder sehr gut, weitere 44 Prozent als „befriedigend“. Damit sind mehr als 90 Prozent der Teilnehmer eher positiv gestimmt.

Einige zuvor diskutierte Maßnahmen haben es nicht ins Konjunkturpaket geschafft – allen voran die umstrittene „Abwrackprämie“ für alte Autos. Dafür hätte es in Apotheken offenbar auch nicht besonders viel Zustimmung gegeben: Nur 8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich eine Abwrackprämie gewünscht hätten. Dagegen vermissen zwei Drittel der Befragten eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Immerhin jeder Fünfte hätte sich eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds gewünscht.

An der aposcope-Umfrage nahmen am 4. Juni 2020 insgesamt 201 Apotheker und PTA teil.