CGM vs. Pharmatechnik vs. Red Medical

Gretchenfrage: Wo soll der Konnektor stehen? APOTHEKE ADHOC, 24.07.2020 10:20 Uhr

TI-Anbindung: Wer hat den besten Konnektor?
Berlin - 

Die Zeit läuft: Bald müssen alle Apotheken an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden sein und der Markt dafür ist hart umkämpft. Als würde das noch nicht reichen, hatten die Arztpraxen die vergangenen zwei Monate mit einer massiven Störung der TI zu kämpfen – ein böses Omen für die Apotheker? Beim Lunchtreff von APOTHEKE ADHOC debattieren Pharmatechnik-Geschäftsführer Lars Polap, Red-Medical-Gründer Jochen Brüggemann und Rene Dunkel, Head of Sales TI bei der Compugroup Medical darüber, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Konnektoren-Konzepte haben und was die Apotheker in der TI erwartet.

„Die Apotheken haben verstanden, dass es jetzt zwingend notwendig ist, sich darum zu kümmern, denn es führt kein Weg daran vorbei, wenn man auch morgen weiterhin Rezepte in der Apotheke haben will“, bringt Polap die Bedeutung des Themas auf den Punkt. Unwillen oder Widerstände gegen die verordnete Digitalisierung will Pharmatechnik innerhalb der Branche bisher nicht ausmachen. „Ich kann keine grundsätzlich negative oder grundkritische Haltung bestätigen“, sagt Polap.

Dabei dürfte die Apotheker noch so einiges erwarten – zumindest steht das zu befürchten, wenn man sich den TI-Anschluss der Ärzteschaft anschaut. „Wenn man sagen würde, dass es bei den Apothekern flüssiger läuft, dann müsste man das begründen können“, sagt Brüggemann. „Das wird nicht so sein, auch weil die gesamte Konfiguration in der Apotheke identisch zu der in einer Arztpraxis ist.“ Und er sieht durchaus noch die Gefahr, dass sich nach den Ärzten auch die Apotheker mit schwerwiegenden TI-Problemen herumschlagen müssen. „So lange der Webfehler, den wir hier haben – ein zentraler Fehler, den die Gematik und die beteiligten Partner da produziert haben – sich wie ein Virus auf die entsprechenden Konnektoren ausbreiten und dann nur vor Ort behoben werden kann, so lange wird dieses Damoklesschwert über allem schweben.“

Denn die vergangenen zwei Monate hatte die Ärzteschaft mit einer massiven Havarie zu kämpfen: Aufgrund eines Konfigurationsfehlers waren rund 80.000 der 130.000 der mit Konnektoren ausgestatteten Arztpraxen nicht in der Lage, sich mit der TI zu verbinden – Brüggemann sieht darin ein Argument für seinen Ansatz, Konnektoren zentral zu hosten, statt dezentral in den Apotheken unterzubringen. Das sehen Polap und Dunkel natürlich gänzlich anders.

„Diese Dezentralität der Konnektoren ist im Havariefall ein Riesenproblem, weil man es nur mit einem enorm hohen Aufwand schaffen kann, alle Beteiligten wieder online zu nehmen“, sagt Brüggemann. Die Red-Medical-Lösung hingegen ermögliche es, innerhalb weniger Stunden eine ganze Konnektorenfarm wieder zum Laufen zu bringen. „Ich glaube nicht, dass in Havariefällen ein Cloudansatz der einzig richtige Weg ist“, wendet Polap ein. „Die Tatsache, dass man alles an einem Ort hat, kann auch einen Havariefall erzeugen.“

Auch in der Funktionalität werde sich der dezentrale Ansatz künftig behaupten, prophezeit Dunkel. „Die Vorteile aus unserer Sicht ergeben sich in der Zukunft“, sagt er. Heute werde über die Konnektoren schließlich nur das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) durchgeführt, das nur wenig Datentraffic verursacht. „In Zukunft ist es aber so, dass viel mehr Leistungen aller beteiligten Komponenten erbracht werden.“ Das könne nicht nur manches Apothekeninternet an seine Leistungsgrenze bringen, sondern künftig auch ganz neue Probleme verursachen. „Wir sind der Meinung, dass auch Latenzen entstehen, wenn ein Konnektor nur außerhalb der Institution über ein VPN erreichbar ist.“

Welches ist also das bessere Konnektorenkonzept? Dunkel sieht da noch grundlegenden Klärungsbedarf. So habe die Gematik hat jüngst bestätigt, dass die Verantwortlichkeit des Betreibers hinter dem Konnektor endet. „Diese Frage muss auch geklärt werden. Wo endet denn jetzt diese Strecke, wenn ein Konnektor gar nicht in einer Praxis oder Apotheke steht?“, sagt er. Brüggemann will das als Einwand nicht allein stehen lassen. „In unserem Modell endet die Verantwortung des Apothekers in seiner Apotheke. Für den Betrieb des Konnektors sind wir verantwortlich“, sagt Brüggemann – und will sich auch in den anderen Fragen nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. „Herr Dunkel wird verstehen, dass wir ihm den Anspruch des Technologieführers streitig machen wollen“, sagt er.