Kupfer, Jod, Silber & Co.

Supermasken = Overprotection?

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Berlin -

Abstand, Händewaschen und Alltagsmaske – für viele Menschen ist das nicht Schutz genug. Auch in der Apotheke fragen immer mehr Kunden nach speziellen antiviralen Masken. Mittlerweile sind verschiedene Modelle auf dem Markt, die meisten von ihnen nutzen altbewährte Prinzipien. Nicht alle Hersteller können mit einer evidenzbasierten Datenlage dienen. Somit ist nicht immer nachvollziehbar, ob die Werbeversprechen stimmen. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit solcher „Supermasken“.

Das Maskentragen gehört mittlerweile zum Straßenbild. Neben den klassischen OP- und FFP-Masken kommen immer mehr Varianten mit antimikrobieller Wirksamkeit auf den Markt. Ganz vorne mit dabei: Metallbeschichtungen. Der Einsatz von Silber, Kupfer & Co. ist bereits aus anderen Bereichen bekannt. Silber wird beispielsweise in der Wundversorgung eingesetzt – beschichtete Pflaster sollen eine Infektion der Wunde vermeiden. Kupfer hingegen wird als dünne Schicht auf häufig berührte Oberflächen, beispielsweise Türklingen, aufgetragen. Im Zuge der Pandemie setzten immer mehr Hersteller auf die bekannten Wirkungen der Metalle. So auch das Unternehmen RGenau. Die Covisafe Maske hat aufgrund von kupferummantelten Fasern eine antimikrobielle Wirkung.

Auch der für Ausgangsstoffe bekannte Hersteller Fagron vertreibt eine antimikorbielle Maske. Die ZwissCleanmask arbeitet ebenfalls mit einem physikalischen Wirkprinzip. Die Fasern enthalten eine chemische Rezeptur, die durch eine physikalische Reaktion antimikrobiell wirkt. Explizit auf Sars-CoV-2 wurde die Maske nicht geprüft. Zur Beurteilung der antiviralen Effektivität nach aktuell geltenden DIN-Normen wird laut Unternehmen eine Prüfung mit dem Vaccinia-Virus regulatorisch für alle behüllte Viren akzeptiert. Hierzu gehört auch Sars-CoV-2.

Ein anderes Konzept verfolgt die Triomed Maske. Sie gleicht äußerlich eher einer OP-Maske. Die antimikrobielle Wirkung basiert auf einer Beschichtung mit Jodid. Die Trijodid-Schicht ist nur auf dem äußeren Teil der Maske aufgetragen, sodass die Haut nicht in Kontakt mit dem Stoff kommt. Entwickelt wurde das Produkt von der kanadischen Firma i3 BioMedical. In Deutschland läuft der Vertrieb über Rekonmed. „Die Maske stammt von einem Unternehmen, das nicht erst in der Corona-Krise entstanden ist. Man findet Zertifikate von Masken von vor mehreren Jahren, die Technologie wird auch bei anderen Produkten angewendet“, heißt es von Rekonmed. Die Triomed-Maske sei für all diejenigen optimal geeignet, die nicht immer sorgfältig auf den Umgang beim Auf- und Absetzen achten. Auch ein Zurechtrücken der Maske sei kein Problem, da die Außenseite stets keimfrei ist.

Das Prinzip der keimabtötenden Wirkung funktioniert. Zwar haben nicht alle Maskenhersteller Studien durchgeführt, doch viele Prinzipien sind altbewährt. Dennoch sollten zwei Aspekte nicht vergessen werden: Zum einen sollen Masken vor allem die Umwelt schützen, zum anderen bietet eine Maske allein keinen sicheren Schutz vor Covid-19. Das gilt auch für die Masken mit Zusatzschutz. Nur in Kombination mit den ebenfalls gültigen Regeln wie Abstand und Hygiene können Masken das Infektionsgeschehen eindämmen. Für alle diejenigen, die das richtige Tragen und den richtigen Umgang mit der Maske als kompliziert empfinden, können antimikrobielle Varianten eine gute Alternative darstellen.

Der Zusatzschutz hat auch seinen Zusatzpreis. Die Masken kosten im Durchschnitt zwischen 13 Euro und 30 Euro. Ob der Preis in Alltagssituationen einen wirklichen Mehrwert bringt, bleibt offen. Menschen, die berufsmäßig für mehrere Stunden am Stück eine Maske tragen müssen, können die antimikrobiellen Varianten eine Alternative zum normalen OP-Mundschutz sein. Beim Arbeiten mit potentiell infizierten Personen sollte weiterhin auf geprüfte FFP2- oder FFP3-Masken zurückgegriffen werden. Für ein leichteres Atmen gibt es Varianten mit Ventil. Diese lassen jedoch die Ausatemluft des Trägers ungefiltert hindurch – dieser Punkt sollte bei der Auswahl berücksichtigt werden.

Faktor Umweltschutz

Ein Vorteil der antimikrobiellen Masken: Sie können alle mehrfach verwendet werden. Für die Umwelt stellen diese Masken also zunächst eine bessere Alternative dar, da weniger Abfall anfällt. Wie gut die Entsorgung der „Spezialmasken“ am Ende erfolgen kann, ist fraglich. Doch auch die OP-Masken bestehen aus einem Gewebegemisch, welches nur schwer getrennt werden kann, sodass Recyceln möglich wäre. In vielen Alltagssituationen reichen gut sitzende Stoffmasken aus. Diese können immer wieder bei ausreichend hohen Temperaturen gewaschen und wiederverwendet werden. Zu den einzelnen Materialien wurden mittlerweile zahleiche Studien durchgeführt, sodass die Verbraucher das Rückhaltevermögen von Jersey, Baumwolle & Co. besser einschätzen können.

 

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