Finanzierungslücke befürchtet

Rechenzentren fordern Kassen-Vorschuss Alexander Müller, 20.03.2020 14:29 Uhr

Rechenzentren schlagen Alarm: Den Apotheken könnte in der Corona-Krise ein Finanzierungsengpass drohen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die Rechenzentren sorgen sich um eine drohende Finanzierungslücke bei den Apotheken. Ihr Bundesverband (VDARZ) bittet den Deutschen Apothekerverband (DAV) daher nach Informationen von APOTHEKE ADHOC jetzt, mit dem GKV-Spitzenverband einige Erleichterungen auszuhandeln.

Gestern Abend haben sich die im VDARZ zusammengeschlossenen Rechenzentren zusammengesetzt – natürlich in einer Video-Konferenz – und die aktuelle Lage besprochen. Die gute Nachricht zuerst: Derzeit können die Rechenzentren ihre Arbeit noch normal erledigen können. „Die in einigen Bundesländern schon auf Stadt- oder Kreisebene erfolgten Ausgangssperren bringen allerdings großen Anlass zur Sorge“, heißt es in dem Schreiben.

Jetzt bittet der Vorstand des VDARZ die ABDA und den DAV, sich in ihren Gesprächen mit dem GKV-Spitzenverband für verschiedene Anliegen einzusetzen:

Die Kostenträger sollen eine Zahlung auf Basis der durchschnittlichen Vormonatswerte – zum Beispiel die vergangenen drei Monate – und einer Hochrechnung auf den aktuellen Stand der im Krisenfall produktionsfähigen Rechenzentren vornehmen. Die Hochrechnung hält man beim VDARZ für wichtig, weil sich der Arzneimittelumsatz gegenüber den Vormonaten massiv verändern kann, „und dann eine Finanzierungslücke bei den Apotheken entstehen könnte“. Und weiter: „Angesichts der derzeitigen Aktivitäten in den Apotheken, hält der VDARZ dies für wahrscheinlich.“

Angesichts möglicher Ausfälle in den Rechenzentren sei es zudem mehr als sinnvoll, „die Aussetzung der Abrechnungsfrist und im Falle einer verspäteten Rechnungslegung, durch die Mitgliedsunternehmen, die Verkürzung des Zahlungszieles zu erreichen“.

Es erscheine auch logisch den zeitlich begrenzten Verzicht des Versandes der Original-Verordnungsblätter an die Kostenträger zu vereinbaren, schreibt der VDARZ. „Die beauftragten Logistik-Unternehmen sollen die Kapazität frei haben, um wichtigere Speditionsgüter, wie zum Beispiel Lebensmittel und pharmazeutische Produkte an ihre Zielorte zu verbringen.“

Der VDARZ hatte Anfang der Woche schon gewarnt, dass ein Ausfall der Rezeptabrechnung infolge der Corona-Krise „lawinenartige Auswirkungen“ auf das gesamte Gesundheitswesen haben könnte. Deshalb müsse der Bereich als kritischen Versorgungsdienstleistung eingestuft werden. Hierzu soll es einen runden Tisch mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geben.

Marktführer Noventi, selbst nicht im VDARZ vertreten, hatte sich mit demselben Anliegen an die Politik gewandt und dabei zwei Ziele verfolgt: Ein Recht auf Notfallbetreuung für die Kinder der eigenen Mitarbeiter soll durchgesetzt werden. Und zweitens müsse es für den Fall eines kompletten Ausfalls der Produktion in Folge eines Shutdowns Finanzhilfen zur Überbrückung geben. Denn davon hänge letztlich die Versorgung der Menschen durch die Apotheken ab. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) müsse sich auch um diese relevanten Wirtschaftszweige kümmern, so die Forderung.