Shop-in-Shop

„Ratiothek“ macht dicht Alexander Müller, 13.03.2009 10:14 Uhr

Berlin - 

Im Kosmetikbereich sind kleinere Shop-in-Shop-Systeme in Apotheken längst etabliert: Hersteller sichern sich über Depotverträge geschlossene Regalmeter und versorgen die Apotheken mit Einrichtung und Dekoration. Schwieriger gestaltet sich das Thema offenbar bei Arzneimitteln. Während Bionorica mit einer „Phytothek“ jetzt einen Vorstoß im Naturarzneimittelbereich wagt, geht mit der „Ratiothek“ ein Projekt zu Ende, bevor es begonnen hat.

Im März 2004 hatte die Flora-Apotheke in Elmshorn ein Shop-in-Shop-System für Ratiopharm eingerichtet. Der Ulmer Generikahersteller hatte den Begriff „Ratiothek“ bereits im Jahr 2001 schützen lassen, nach Angaben eines Sprechers jedoch nie ein Konzept dafür entwickelt. Dennoch hatte Ratiopharm dem Apotheker Sönke Kehrhahn erlaubt, unter dieser Marke eine exklusive Verkaufsfläche einzurichten.

Als mit dem GKV-Modernisierungsgesetz im Jahr 2004 die Erstattungsfähigkeit für OTC-Produkte fiel, suchte Kehrhahn nach neuen Angeboten für seine Kunden. „Als Alternative zu den Originalpräparaten konnten wir so immer ein preisgünstigeres Generikum anbieten“, sagte Kehrhahn gegenüber APOTHEKE ADHOC. Doch seitdem es im Apothekenmarkt extrem preisaggressive Anbieter gebe, sei aus dieser Strategie „die Luft raus“, so Kehrhahn. In seiner Apotheke werden dieser Tage die „Ratiothek“-Regale ausgeräumt.

In Ulm trägt man das Ende des Projekts mit Fassung: Ratiopharm biete durch Bekanntheit und Image der Marke „einen entscheidenden Zusatznutzen für den Apotheker und damit ein entscheidendes Argument, Ratiopharm-Produkte in größerem Umfang in der Sichtwahl zu präsentieren“, so der Sprecher. Pläne für ein Shop-in-Shop-Modell gebe es nicht.

Offensichtlich gab es die auch nie: Eine Apothekerin, die eine „Ratiothek“ einrichten wollte, wurde vom Hersteller enttäuscht: „Niemand fühlte sich zuständig dafür, es gab kein Konzept.“

Selbst die einzige „Ratiothek“ in Elmshorn verdankte ihr Dasein der Initiative des Apothekers. Für die Umsetzung habe er weder Geld erhalten, noch Lizenzgebühren gezahlt, so Kehrhahn. Jetzt macht er bei dem Projekt das Licht aus - zu Gunsten eines Naturheilbereichs. Das Konzept der „Phytothek“ greift ihm jedoch zu kurz, er will auf eine breitere Produktpalette und ausgesuchte Eigenmarken setzen: „Damit gewinnen wir ein Alleinstellungsmerkmal bei unseren Kunden.“