Keine Tabletten in Sicht

Pipamperon: Die Schublade bleibt leer APOTHEKE ADHOC, 18.05.2021 08:57 Uhr

Wo bleibt der Nachschub? Erst im Juli könnte sich die Liefersituation der Pipamperon Tabletten wieder entspannen.
Berlin - 

Die Anfrage beim Großhändler zeigt lauter rote Ampeln, die Schubladen sind leer: Beim Wirkstoff Pipamperon kommt es zu massiven Engpässen. Vielen Patienten droht nun eine Umstellung der Medikation.

Lieferengpässe gehören mittlerweile zum Apothekenalltag dazu, einige sind jedoch besonders ärgerlich. Dies ist immer dann der Fall, wenn es keine ausreichenden Alternativen gibt – oder diese ebenfalls nicht oder nur kaum verfügbar sind. In vielen Apotheken sorgen derzeit Verordnungen mit Pipamperon für Verzweiflung: Denn die Tabletten sind nirgends verfügbar, lediglich die Lösung ist noch lieferbar. Diese soll jedoch vorwiegend bei niedrigen Dosierungen verwendet werden und ist daher insbesondere bei geriatrischen Patienten sowie Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren indiziert.

Bereits im vergangenen Jahr zeichneten sich Schwierigkeiten ab, da die Stärke mit 120 mg immer wieder nicht zu bekommen war, seit Beginn des Jahres verschärfen sich nun auch die Lieferengpässe bei der Stärke mit 40 mg massiv. Viele Apotheken legten sich bereits Vorräte an, doch auch die neigen sich nun dem Ende zu. Weder das Original Dipiperon von Eumedica noch die Generika von Hexal, 1A Pharma und Neurax sind zu bekommen. Für den Engpass werden produktionsbedingte Gründe angegeben.

Während Hexal berichtet, dass neben der Lösung auch die N3-Größe mit 100 Tabletten zu 40 mg komplett lieferfähig sei, zeigt auch hier ein Blick in die Großhandelsabfrage nur rote Symbole. Die kleineren Packungseinheiten von Hexal und 1A Pharma sollen voraussichtlich im Juli wieder verfügbar sein, ähnlich sieht es bei Neurax aus. Angepeilt wird derzeit KW 29, die Auslieferungszeit betrage dann ungefähr eine Woche.

Aufgrund der fehlenden Alternativen raten die Hersteller zu einer Rücksprache mit dem verordnenden Arzt. Viele Apotheken berichten bereits über zahlreiche Umstellungen der Patienten. Dies kann aufgrund der Indikation allerdings schwierig sein: Denn der Wirkstoff wird zur Behandlung chronischer Psychosen eingesetzt. Er wirkt antidopaminerg, antipsychotisch, beruhigend und erregungsdämpfend. Viele ältere Menschen erhalten das Neuroleptikum gegen Schlafstörungen oder Erregungszustände. Eine Umstellung kann für gut eingestellte Patienten mit Problemen verbunden sein. Im schlimmsten Falle ist die Compliance und damit auch der Therapieerfolg gefährdet.