Desaströser Jahresauftakt

OTC-Geschäft: Wird 2021 noch schlechter?

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Berlin -

2020 war kein gutes Jahr für die OTC-Branche, aber 2021 schickt sich an, noch schlechter zu werden. Das geht aus einer Analyse der Abverkaufszahlen von Insight Health (Offizin) und DatemedIQ (Versandhandel) durch die Unternehmensberatung Sempora hervor.

In den ersten 15 Wochen des Jahres, also dem Zeitraum bis 18. April, lagen die Abverkäufe 17 Prozent unter Vorjahr (Apothekenverkaufspreise, AVP). Lässt man die Hamsterkäufe im März 2020 außen vor und vergleicht mit dem entsprechenden Zeitraum des Jahres 2019, ist der Umsatzrückgang minus 11 Prozent immer noch zweistellig rückläufig.

Lediglich die Woche vor Ostern lag mit Plus 33 Prozent über Vorjahr – was allerdings ausschließlich eine Verschiebung sein dürfte.

Der Einbruch trifft insbesondere die Apotheken vor Ort, die im Vorjahresvergleich 19 Prozent verlieren. Aber auch der Versandhandel liegt mit minus 7 Prozent deutlich darunter.

Größtes Sorgenkind ist nach wie vor der Erkältungsmarkt, der je nach Kategorie nur bei etwas mehr einem Viertel des Vergleichszeitraums im Vor-Corona-Jahr 2019 liegt:

  • Expektoranzien – Offizin: minus 72 Prozent, Versandhandel: minus 47 Prozent
  • Halsschmerzpräparate – Offizin: minus 63 Prozent, Versandhandel: minus 24 Prozent
  • Grippemittel – Offizin: minus 74 Prozent, Versandhandel: minus 53 Prozent
  • Analgetika – Offizin: minus 17 Prozent, Versandhandel: plus 16 Prozent
  • Rhinologika – Offizin: minus 37 Prozent, Versandhandel: plus 15 Prozent

Das Ausbleiben der Erkältungswelle sorgt aber auch insgesamt für eine geringere Nachfrage. Folgeeffekte sind laut Sempora sinkende Kundenfrequenz und ausbleibende Verbundkäufe zu anderen OTC-Produkten:

  • Gesichtspflege – Offizin: minus 11 Prozent, Versandhandel: plus 37 Prozent
  • Darmgesundheit – Offizin: minus 8 Prozent, Versandhandel: plus 6 Prozent
  • Vitamin C und Immunstärkung – Offizin: minus 19 Prozent, Versandhandel: plus 10 Prozent
  • Sonnenschutz – Offizin: minus 38 Prozent, Versandhandel: plus 16 Prozent

Ebenfalls auffällig ist, dass die Nachfrage nach Heuschnupfenpräparaten verstärkt online stattfindet: Während die Apotheken 11 Prozent verlieren, kann der Versandhandel um 31 Prozent zulegen. Insgesamt liegt die Kategorie 5 Prozent unter dem Niveau von 2019 und 13 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Nur wenige Produktgruppen können in der Offizin zulegen: Neben Desinfektionsmitteln und Vitamin- und Mineralstoffpräparaten (insbesondere Vitamin A, D) wächst der Bereich der Schlafmittel.

Laut Insight Health lagen die Abverkäufe in den Apotheken im Gesamtjahr 2020 mit knapp 9,2 Milliarden Euro um 6,1 Prozent unter Vorjahr. Der Jahresauftakt verspricht keine Aussichten auf schnelle Besserung. Insgesamt zeichnen sich laut Sempora zunehmend strukturelle Verschiebungen innerhalb der OTC-Landschaft auch für die Zeit nach Corona ab.

 

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